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PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe

PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe

Titel: PR Posbi-Krieg 03 - Friedhof der Raumschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathrin Hartmann
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und sind mit den Insassen zugrunde gegangen.« Schroeder zuckte mit den Achseln. Mit dem Fuß schob er ein Stück Bodenbelag zur Seite, bückte sich und untersuchte den kleinen Haufen, den er auf diese Weise geschaffen hatte. »Erde.« Er richtete sich wieder auf und klopfte die Handflächen an der Hose sauber.
    Wind fing sich in dem Riss in ihrem Rücken, ließ Schroeders Haare flattern und seufzte leise um Ecken und Kanten.
    Tamra fröstelte.
    Nur wenig Sonnenlicht fiel durch Risse in der Raumschiffshülle und malte lange Bahnen in die staubige Luft und auf eine Reihe von tellergroßen Steinen, die in einer geraden Linie in den Boden gelassen waren.
    »Gräber!«, entfuhr es Tamra.
    Schroeder war neben dem ersten dieser Steine in die Hocke gegangen und wischte den moosartigen Belag fort.
    »Thang Zhe«, las er vor. »2. April 4898.«
    Tamra ging zu dem zweiten Grab, direkt neben dem ersten. »Hong Mei. 3. April 4898.« Sie wandte sich um. »Und John Ho. Auch 3. April 4898.«
    Der Stein auf dem dritten Grab war geborsten und so überwachsen, dass seine Inschrift nicht mehr zu lesen war, doch auf den nächsten dreien fand Schroeder ein weiteres Datum. »4. April 4898.« Er erhob sich aus seiner Hocke und ließ seinen Blick die lange Reihe der Gräber entlangwandern. »Wetten, dass wir ein Schema entdecken? Ein Toter am ersten Tag, zwei am zweiten, vier am dritten. Und so weiter.«
    Als wolle der Wind die Antwort abwarten, ließ er plötzlich nach. Übergangslos war es totenstill im Inneren des Wracks.
    Schroeder schritt an der Reihe der Gräber entlang, und Tamra beeilte sich, in seiner Nähe zu bleiben. Wie mit einer eisigen Hand strich es ihren Rücken entlang. Sie hörte ihr Blut in den Ohren rauschen.
    »Dreiundsechzig«, zählte Schroeder und blieb bei dem letzten Grab der Reihe stehen.
    Tamra überlegte. »Das würde passen. Ein Toter am ersten Tag, dann zwei, vier, acht und so weiter. Ergibt insgesamt dreiundsechzig Tote am sechsten Tag.«
    »Einer muss sie alle begraben haben.« Mit geschürzten Lippen drehte Schroeder sich einmal suchend um die Achse.
    Der Eindruck war unheimlich: An der Gräberreihe hatten sie sich fast hundert Meter weit von der Außenhülle des Raumschiffs entfernt, und Tamra kam es vor, als befände sie sich in einem abgeschütteten, kühlen Miniaturuniversum. Die gewölbte Decke des Raumschiff-Eis zog sich über ihr dahin wie ein matter Himmel, und die Lichtreflexe der einfallenden Sonnenstrahlen ließen die Luft wie lebendig aussehen. Plötzlich hatte Tamra das Gefühl, das Wrack atme. Ihr Brustkorb zog sich in einem Anfall von Panik zusammen. Sie kämpfte gegen das Gefühl des Erstickens an, aber es wurde nicht besser.
    »Alles okay?« Schroeder sah sie nicht an, denn etwas auf der gegenüberliegenden Seite des kathedralenartigen Schiffs hatte seine
    Aufmerksamkeit gefesselt.
    »Ja, ja.« Tamra sog Luft in die Lungen. Schroeder marschierte los, noch tiefer ins Innere des Wracks, statt, wie sie es lieber getan hätte, nach draußen in die helle Sonne zu laufen. Mit zusammengebissenen Zähnen und krampfhaft geballten Fäusten folgte Tamra ihm.
    Bis zu der Leiche eines alteranischen Flottenangehörigen.
    Sie lag gegen die Außenhülle gelehnt, durch die Schwerkraft leicht zur Seite geneigt. Eine Uniform umgab bleiche Knochen, an denen noch Reste von Fleisch saßen. Der Haarschopf, der den Schädel wie ein Wasserfall umgab, war lang und hellblond.
    »Das war eine Frau«, murmelte Schroeder. »Wahrscheinlich die letzte Überlebende der Crew.«
    »Sie hat sie alle beerdigt. Wie mag sie sich dabei gefühlt haben?« Die Vorstellung, wie einsam diese Frau gestorben war, trieb Tamra Tränen in die Augen.
    »Was mich eher interessiert, ist, woran die anderen - und sie wohl auch - gestorben sind.« Als müsse er sich des seltsamen Schemas noch einmal vergewissern, zählte Schroeder die Gräber mit dem Finger ab. »Eine Verdopplung der Toten innerhalb von vierundzwanzig Stun...« Er verstummte mitten im Wort. Seine Lider sanken nach unten, und erneut verharrte er in dieser seltsamen, starren Haltung.
    Ein Geräusch wehte an Tamras Ohr.
    Ein Geräusch, das sie zunächst für eine Sinnestäuschung hielt, so gänzlich fehl am Platz war es hier.
    Es war das Wimmern eines sehr kleinen Kindes.
    Tamra drückte die Hände auf den Mund. Das Geräusch erfüllte sie mit einem solchen Grauen, dass ihre Knie weich wurden.
    Schroeder riss die Augen wieder auf.
    Das Wimmern ertönte ein weiteres Mal, und diesmal

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