PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
gelegt.
Tawe warf einen Blick in den Imago-Saal. Wie er sich gedacht hatte, waren alle Arbeitsplätze leer.
Er hatte fast alle Artefakt-Komponenten zu bilden geschafft. Was waren die fehlenden Vierunddreißig, Fünfunddreißig, Sechsunddreißig gegen die Erfahrung von all den Komponenten davor?
Er ging die Unterlagen durch, die er sich ohnehin schon Dutzende Male angesehen hatte. Er sammelte sich. Na schön. Dann wollen wir mal.
Vor seinen Fühlern verfestigte sich Licht zu Energie. Die Energie wurde zu Form. Zu einem Gebilde, das dieses Mal jedoch nichts mit einem sich verwindenden, unmöglichen Knoten gemeinsam hatte -die Siebenunddreißig war praktisch nur eine Röhre von sieben Metern Länge und vier Metern Durchmesser.
Nichts an ihr schien im Mindesten besonders. Und dennoch war es diese scheinbar simple Form, auf die die Imago-Forscher so lange zugearbeitet hatten.
Tawe nahm jedoch nicht nur die äußere Form wahr, sondern tastete die Siebenunddreißig mit den Sinnen eines Forschers ab.
Nun stellte sich heraus, dass es für Triumphgefühl zu früh war: Er hatte zwar die Form der Siebenunddreißig geschaffen, aber der Psionische Stempel war ihm völlig missglückt.
Er hätte am liebsten einen neuen Anlauf unternommen, aber das war Unsinn.
Er war zu erledigt. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, und sein Rücken ... seinen Rücken hätte er am liebsten für die Nacht irgendwo hingestellt. Möglichst weit weg von sich.
Er rollte sich ein, streckte sich wieder - und sah im Zugang zum Imago-Saal jemanden stehen.
»Ehrenwerter Pokou. Du hast Schichtantritt? Ich entschuldige mich jetzt, brauche dringend etwas Schlaf. Wir sehen uns morgen.«
Der Alte sagte nichts. Was sollte er auch sagen? Ihm einen Vorwurf machen, weil er die paar Aufgaben übersprungen hatte? Nun, er würde sie in den nächsten Tagen erledigen, wie sich das gehörte. Aber Tawe wusste jetzt, dass er der einzige lebende Forscher war, der zumindest in der Lage war, die Form der Siebenunddreißig zu erschaffen.
Und Pokou wusste es auch. Was also sollte er sagen?
»Übertreib es nicht, Jungforscher«, sagte er. »Übertreib es nicht!«
Aber es klang nur noch hilflos.
Tawe betrat die Krankenstation. »Und? Wie geht es ihnen?«
Tibala versorgte gerade einen Forscher, der sich in der Küche verletzt hatte. »Sie verfärben sich«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob man dann sagen kann, es ginge ihnen gut. Aber sie atmen, sie leben.«
»Dann sind sie nicht wieder zu Bewusstsein gekommen?«
»Nur kurz. Das eine jedenfalls. Wir können gleich hinüber, ich bin fast fertig.« Er legte die Pistole weg und klopfte dem verletzten Kol-legen gegen ein Brustbein. »So. Wenn du nicht ganz viel Pech hast, wächst sie wieder sauber zusammen. Pass das nächste Mal besser auf mit dem Fleischwolf.«
»Ja, ehrenwerter Kollege«, sagte der Forscher und befühlerte die geklebte Mandibel. »Danke.«
Tawe sah ihm nach. »Wie hat er das denn geschafft?«
»Man sollte einen Fleischwolf halt nicht ohne Werkzeug auskratzen. Verfressener Kerl. Komm.«
Die beiden Fremdwesen waren in einem Nebenzimmer untergebracht. Durch eine offene Tür fiel Licht herein, gedämpft durch ein Sonnensegel. »Ich dachte, sie sollen sich nicht gefangen vorkommen, falls sie aufwachen«, sagte Tibala.
»Keine schlechte Idee.«
Tibala zog das Tuch beiseite, das er über die Wesen gelegt hatte. »Es war eine ziemliche Arbeit, sie aus diesen Hüllen rauszukriegen. Es sind Warmblüter. Mit Innenskelett. Säuger anscheinend.«
»Aua.« Die Wesen sahen wirklich merkwürdig aus. Ihre Haut war bunt verfärbt, zu unregelmäßig für selbst ein wildes Muster.
»Es verändert sich langsam. Ich habe Aufnahmen gemacht.« Tibala spielte sie auf einem Monitor ab.
Tawe sah zu, wie die Flecken aufblühten, sich verbreiterten, dabei heller wurden. Es wirkte wie ein Larvenspiel in Zeitlupe. Er befüh-lerte ihr Fleisch.
»Es verfärbt sich unter Druck.« Tibala zeigte es ihm.
»Sie sind druckempfindlich? Was für seltsam schutzlose Wesen. Kein Wunder, dass sie sich zusätzliche Häute anziehen. Oh. Wie sieht das denn hier unten aus?«
»Sie werden wund nach einer Weile«, sagte Tibala. »Schau.« Er drehte das leichtere Wesen etwas auf die Seite. »Ich habe ein Tuch darunter gelegt, aber das hilft auch nicht viel. Man muss sie immer wieder ein bisschen anders hinlegen.«
»Sie sind wie nackte Säuger«, überlegte Tawe. »Du musst sie mehr schützen in ihrem Schlaf. Sicher verstecken
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