PR Posbi-Krieg 05 - Die Psi-Fabrik
benutzen das Larische als Fachsprache. Brutpflegerische Begriffe kommen in unseren Vokabelsammlungen nicht vor. Die kann ich nur in Ueebaka ausdrücken.« Er machte ein paar Worte vor. »Bloß verstehst du sie nicht. Nicht wahr?«
Das Wesen verneinte schlürfend. Es saugte an dem kurzen Schlauch, wie Tibala sich gedacht hatte. »Hast du mich gefunden?«
»O nein. Das war Tawe! Unser absoluter Topforscher! Aber er hat gerade leider keine Zeit, sich um euch zu kümmern. Ihm gelingt immer wieder um einen Jungfühler die Lösung der Siebenunddreißig. Und dann doch wieder nicht. Es ist zum Verzweifeln.«
»Ach so?«
In der Folge stellte Tibala erfreut fest, dass sich dieses Wesen Tamra immer mehr beruhigte, immer gelassener wirkte. Irgendwann lehnte es an der Nestwandung und rutschte langsam immer tiefer.
»Gefällt dir das Nest? Findest du es bequem? Tawe hat gesagt, ich soll zusehen, dass ich euch gute Ruhemöglichkeiten schaffe. Es war gar nicht so leicht, kann ich dir sagen. Ich habe es mit Sandmulden probiert und mit eingedicktem Wasser, aber irgendwie haben sich eure Leiber dann immer aufgeregt. Schließlich habe ich mir dieses Nest abgeguckt, von ein paar kleinen baumbewohnenden Säugern im Fadenwald.«
»Habt ihr denn keine Betten? Keine Ruheliegen?«
»O nein, wir kleben uns immer einfach bloß irgendwo hin, an irgendeine geschützte Stelle.«
»Das klingt aber ungemütlich.«
»Ungemütlich!« Tibala war verblüfft. Was hatte dieses Wort mit einem Schlafplatz zu tun? »Trocken muss die Stelle sein. Schattig. Und schön dicht am Arbeitsplatz, damit man gleich weitermachen
kann.«
»Ihr seid aber fleißig.« Das Wesen lag inzwischen wieder auf dem Nestboden.
»Klar. Wir sind Männer. In Haufen rumkleben überlassen wir den Frauen.«
»In Haufen? Ach so?« »Frauen, die kuscheln ständig. Mit ihren Freundinnen. Kleben sich alle zusammen in eine Ecke und kichern und erzählen sich Geschichten. Alberne, flatterhafte Wesen, die sie sind.«
»So, so«, sagte das Wesen Tamra. Es machte ein schmatzendes Geräusch. Bestimmt schlief es gleich ein. »Sind sie also.«
»O ja«, sagte Tibala. »Ich bin froh, dass ich keine Frau mehr bin.«
»Nicht mehr? Ihr seid Geschlechtswandler? Das erklärt, warum ihr nackt rumlauft.«
»Dann frierst du gar nicht?«, stutzte Tibala. »Dann versteckst du deine Geschlechtsteile«
»Versteckt ihr sie nicht?«
»Nein.« Tibala überlegte. »Also sie sind eigentlich schon versteckt. Sie kommen nur manchmal raus, weißt du.«
»Dann bekleidet ihr euch gar nicht? Schmückt euch nicht? Erhöht nicht eure Attraktivität?«
»Nein. Wir nicht. Wir sind doch Männer. Die Frauen, die haben ihre Larven. Und tragen Beinlinge und so Zeug.«
»O ja. An die Larven erinnere ich mich. Diese leuchtenden Blasen, nicht? Sie schmücken sich, kuscheln, albern herum, erzählen sich Geschichten - ich glaube, ich will eure Frauen mal kennenlernen ... Tibala?«
»Ja?«
Tamras Stimme wurde noch undeutlicher. »Erzählst du mir eine Geschichte? Ein Märchen ... ich bin so müde.«
»Ein Märchen.« Er war verblüfft. Ein Märchen!, dachte er. Das ist lange her. »Ja, das kann ich wohl tun.«
Er schlüpfte das Seil hinunter und legte sich auf den Rand des Nestes, streckte die Beine durch. Das Tamra-Wesen schielte leicht, als es ihn ansah. Es klappte immer wieder Häute vor die Augen.
Männer, dachte Tibala. Frauen. Larven. Es weiß nichts über uns Ueeba ... alles ist ihm neu. Und da wusste er, was er Tamra erzählen würde. »Die Geschichte von der Seherin Mesehi. Sie erzählt von unserem Ursprung. Sie ist in dieser Form beinahe zweitausend Jahre alt... Hörst du?«
»Ja«, sagte das Wesen leise und undeutlich. »Ja, Mama.«
Dieses Wort war ihm gänzlich unvertraut. Er wollte schon danach fragen, aber dieses Tamra schien bereits zu schlafen.
Er erzählte ihm das Märchen trotzdem.
NEUNUNDDREIßIG
In ihren Kampfanzügen flogen sie das Gebirge hinunter zur Ringstadt. Tamra hatte keinen Alles-für-euch-Gleiter nehmen wollen. Und andere Fluggeräte besaßen die Imago-Forscher nicht.
Sie war so froh gewesen, als Startac von sich aus gesagt hatte, dass sie von hier abhauen würden.
Während sie dahinrasten, verrauchte ihre Wut, und sie konnte wieder klarer denken. »Startac. Lass uns mal anhalten. Auf dem Felsen da.«
Sie landeten auf einem schroffen Felsdurchbruch. Das Gestein war scharfkantig und schien aus versteinerten Ablagerungen eines alten Meeresgrunds zu bestehen.
Durch Tamras
Weitere Kostenlose Bücher