PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
da im Holo ist Monastar Liebchen, der Mund des Roten Imperiums. Sie ist verantwortlich für die Versorgung. Sie beschafft alles, was wir benötigen.«
»Liebchen?« Perry Rhodan erinnerte sich. »Ich habe den Namen schon mal gehört. Ach ja – Sakister Liebchen…«
»Er ist die Stimme des Imperiums. Monastars Vierlingsbruder.«
Eine Klappe öffnete sich im Anbieter, ein sorgfältig verpacktes Paket rutschte in die Hände der Frau mit dem Kropf. Sie nickte dem Holo zu und ging hastig davon, nachdem sie Farashuu einen letzten ängstlichen Blick zugeworfen hatte.
»Ihr bezahlt mit einem Fingerabdruck?«
Die Kindersoldatin kicherte. Die Symbionten im Transpathein zogen sich hastig von ihrem Mundbereich zurück. Es sah aus, als versteckten sie sich hinter den Ohren.
»Bezahlen?«, fragte sie, »wer redet denn von bezahlen? Wir bekommen alles, was wir wollen, zur Verfügung gestellt.« Sie nahm Rhodan am Arm, wie ein kleines Kind, und führte ihn weg von der Schlange am Anbieter, die mittlerweile auf zwei bis drei Dutzend Personen angewachsen war. »Geld gibt es in manchen Kolonien an der Peripherie des Roten Imperiums, aber bitteschön nicht hier!«
Wiesel schnaubte laut auf. Es klang entsetzt und empört. Eine Welt, die ohne monetären Hintergrund funktionierte, war ihm, dem passionierten Dieb, wohl zutiefst zuwider.
»Es gibt also alles kostenlos?«, fragte Rhodan weiter. Sie passierten ein Feinschmeckerrestaurant, das Kunden mit Holo-Bildern frisch gefangener, exotischer Meerestiere anzulocken versuchte. »Ihr macht keine Unterschiede, egal, wie viel jemand zu leisten bereit ist – oder kann?«
»Ich kenne mich mit diesen Dingen nicht besonders gut aus«, gestand Farashuu. »Ich weiß nur die wichtigsten Dinge über das System. Bavo Velines kann dir alles viel genauer erklären. Wichtig ist: Niemand wird zur Arbeit gezwungen. Jedermann erhält eine Grundversorgung. Wer mehr leistet, bekommt eine höhere – wie heißt das gleich? – eine höhere Dotierung. Du verdienst dir das Recht auf besseres Essen, schöne Häuser oder Wohnungen, eigene Raumjachten oder eigene Jagdreviere, was auch immer. Je mehr du leistest, desto mehr hast du. Nach oben hin gibt’s da keine Grenzen.«
»Und das funktioniert? Einfach so?« Rhodan wusste zu gut um die Vielzahl menschlicher Untugenden Bescheid. Neid, Faulheit, übersteigertes Geltungsbewusstsein – es gab zu viele Hindernisse, um Menschen gleichberechtigt und in Frieden miteinander auskommen zu lassen.
Auf Terra hatte es mehrere Anläufe gegeben, eine klassenlose Gesellschaft, ein friedvolles Utopia zu formen. Alle waren sie gescheitert. Der Kommunismus, in welcher Interpretation auch immer, funktionierte nicht über einen längeren Zeitraum. Rhodan hatte selbst schmerzhafte Erfahrungen mit einigen von ihm initiierten Versuchen gemacht. Eigennutz ging den meisten Menschen anscheinend stets vor Gemeinnutz.
»Na klar funktioniert’s!«, antwortete die Kindersoldatin im Brustton der Überzeugung.
»Und du? Passt dein… Beruf in dieses System?«
Farashuu zögerte. »Ich stehe außerhalb. Ich bekomme alles, was ich will; zumindest fast alles. Dafür muss ich halt die Drecksarbeit erledigen.«
»Bist du mit deinem Leben zufrieden?«
»Natürlich!«, sagte das Mädchen, eine Spur zu laut, um diese Aussage wahr klingen zu lassen. Sie sah auf ihre implantierte Uhr. »Und jetzt müssen wir uns beeilen. Ich hab grad die Bestätigung bekommen, dass uns Bavo Velines in einer halben Stunde erwartet.«
Es schien ihr nicht unrecht zu sein, das Gespräch abzubrechen.
Kaum jemand widmete ihn eines Blickes. Farashuu zog weitaus mehr Aufmerksamkeit auf sich. Die Leydener zeigten gehörigen Respekt oder gar Angst vor der Kindersoldatin.
»Stört es dich nicht, wenn dich die Menschen dauernd angaffen?« Ihr Weg führte an einer der Weißen Zitadellen vorbei. Drei völlig gleich aussehende Milizionäre standen vor einem düsteren Eingangstor und sahen ihnen misstrauisch nach.
Farashuu zuckte mit den Achseln. »Ich bin’s gewöhnt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals anders gewesen wäre.«
»Was macht eine Präfidatin eigentlich zur Präfidatin?«, fragte Rhodan bedächtig. »Besitzt du irgendwelche Psi-Kräfte, bist du eine Gestaltwandlerin?« Und leise fuhr er fort: »Oder hat man dich gezüchtet?«
Sie sah ihn an, mit einem Blick, in dem ein Hauch von kaum gebändigtem Zorn schillerte. »Du willst es gar nicht wissen«, sagte sie, »glaub’s
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