PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
der Positronik.
»Negativ«, sagte das sonst so praktische Werkzeug. »Ich benötige mehr Informationen.«
Einer der Spürhunde deutete exakt in seine Richtung. Er war gegen alle Vorschriften ins Innere der Energiekuppel vorgelassen worden, ebenso wie Ernest von Kraft. Dutzende Roboter kamen von allen Seiten heran geschwebt. Ihre Waffenläufe leuchteten rot auf. Ein deutliches Signal an Wiesel, dass man keine Gnade kennen würde, wenn er sich nicht augenblicklich ergab.
Er spürte Panik hochsteigen. Er fühlte sich wie ein in die Ecke gedrängtes Tier. In jedem anderen Viertel der Münchner Altstadt hätte er einen Ausweg gefunden, doch auf dem Museumsgelände kannte er sich nicht aus.
»Denk nach, Wiesel, denk nach!«
Die Gegner kreisten ihn ein. Immer mehr Soldaten und Roboter kamen herbeigerannt, mittlerweile auch herbei geschwebt.
Der Traum vom sorgenfreien Leben platzte. Er musste sich ergeben und mit dem Gedanken anfreunden, die nächsten Monate gesiebte Luft zu atmen.
Nein! Noch niemals hatte man ihn erwischt, und auch diesmal würde es ihnen nicht gelingen. Ohne lange darüber nachzudenken, rannte er los. Auf Perry Rhodan zu, an der Gruppe seiner Begleiter vorbei. Er rammte einen terranischen Sicherheitsmann nieder, versetzte dem schwabbeligen Bürokraten zur Sicherheit einen Schlag in den Magen und lief weiter. Die Ertruser, nicht einmal 20 Meter entfernt, reagierten mit erschreckender Schnelligkeit. Sie warfen die Bratkeulen beiseite, stürzten auf ihn zu.
Wie unappetitlich! Sie wischten sich nicht einmal die fettigen Finger ab!
Wiesel hielt auf den gläsernen, hässlich grinsenden Mund zu. Perry Rhodan wurde eben von ihm verschlungen, wie eine Nudel in den Schlund gesaugt. Ein zweiter Mann – Startac Schroeder? – machte sich daran, dem Unsterblichen zu folgen.
Wiesel stieß den Teleporter spontan beiseite. Jegliches Denken setzte aus. Er wusste, dass er falsch handelte und sich immer tiefer in Schwierigkeiten begab. Doch ein unkontrollierbarer Fluchtreflex beherrschte ihn. Er wollte nicht ins Gefängnis, wollte sich nicht den Gesetzen einer durch und durch faulen Gesellschaft beugen.
Wiesel ignorierte das wütende Geschrei, die Aufforderungen, endlich stehen zu bleiben, den Residenten in Ruhe zu lassen. Möglicherweise hielt man ihn für einen Attentäter. Jeden Moment musste er damit rechnen, mit einem gezielten Schuss paralysiert oder getötet zu werden…
Er zwängte sich zwischen die Lippen. Sie rochen modrig, und sie zerfielen in krümelige Bestandteile. Er zwängte seinen Körper vorwärts, immer weiter, hinter Perry Rhodan her. Der Unsterbliche kümmerte sich nicht um das, was hinter ihm geschah, genauso wenig, wie sich Wiesel um die Umgebung kümmerte, in die er stürzte.
Hinter ihm verstummten alle Geräusche, das Isar-Museum schien mit einem Mal unendlich weit entfernt. Der Mund zerbarst in Myriaden winziger Splitter. Manche von ihnen bohrten sich in Wiesels Haut, andere lösten sich in Luft auf. Wiesel spürte unangenehme, schleimige Nässe. Als wäre er in einen überdimensionierten Spucknapf gefallen. Er schlug schwer auf dem… dem Boden auf, mit Kopf und rechter Seite voran. In seiner Schulter knackste es, Wiesel schrie laut auf. Da waren weiße Sternchen vor seinen Augen, und er konnte kaum aufatmen vor Schmerz.
Perry Rhodan stand wenige Meter vor ihm. Er drehte sich um, trat zu ihm, beugte sich zu Wiesel herab und sagte ruhig, über die Außenlautsprecher seines Schutzanzugs: »Wenn du ein Autogramm willst: Ich denke, das ist der denkbar schlechteste Zeitpunkt dafür.«
6
Das Kommando
»Gruppe Blau nach links!«, flüsterte Gorim in sein Funky. Er kroch ein Stück zur Seite und betrachtete konzentriert das sanft schillernde Schaumbild seiner Quantronik. »Nehmt euch vor den Cerbiden in Acht. Sie sind hungrig. Abmarsch in einer halben Minute. Folgt dem markierten Weg und weicht unter keinen Umständen davon ab.«
In rascher Abfolge trafen die Bestätigungen der zwölf Gruppenmitglieder ein. Blau funktionierte – im Gegensatz zu Grün und Rot – ausgezeichnet. Gorim Underwar setzte größte Hoffnungen in die Frauen und Männer dieser Gruppe. Trotz der geringen Überlebenschancen waren sie bis in die Haarspitzen motiviert. Alle wussten sie. was auf dem Spiel stand.
Die dreißig Sekunden waren um. Blau setzte sich in Bewegung. Virtuelle Schatten huschten entlang des Leuchtpfades, der in das Schaumbild gelegt wurde.
Gorim hörte das Keuchen und Schnaufen seiner Leute.
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