PR Rotes Imperium 01 - Die fossile Stadt
Man kann nie wissen.«
Farashuu seufzte laut und zog die Armatur über. »Wie gefalle ich dir?«, fragte sie die Hampelpuppe.
»Hätte ich ein Herz, würde ich es an dich verlieren«, schmeichelte ihr Sur-Paris mit strahlender, unechter Begeisterung. »Du bist der Traum meiner feuchten Nächte, du bist mein Augenstern, du bist das Objekt meiner Begierde, du…«
»Du weißt, dass du keine Erwachsenensachen zu mir sagen darfst!«, tadelte Farashuu ihren Lini-0 und kicherte. »Das bringt mich immer ganz durcheinander.«
Vergessen war der Streit mit ihrem Erzieher. Sie wollte und durfte es sich nicht mit ihm verscherzen. Ihr Leben war schwer genug, und es würde in Bälde einer ganz besonderen Herausforderung ausgesetzt sein. Einer, in der sie auf Sur-Paris Unterstützung angewiesen war. Wenn er kein gutes Wort für sie einlegte, dann… dann…
»Sie haben’s tatsächlich geschafft!«, sagte der Lini-O. Er blickte auf einen winzigen Bildschirm, der sich vor ihm entrollt hatte. Lichtimpulse in Grün und Rot tanzten auf ihm, die nur er zu einem Bild zusammenführen konnte. Sur-Paris wurde blass um seine lange, künstliche Nase. »Die Anjumisten haben einen der Eingänge geknackt und sind auf dem Weg hierher.«
»Was ist mit den Regulartruppen?«
»Sie wurden überrascht und überrannt. Unsere Gegner könnten in drei bis vier Minuten da sein. Bereite dich vor.«
Farashuu Perkunos legte die Lernfolien beiseite und konzentrierte sich auf eines der uralten, seit vielen Generationen überlieferten Mantras. Viele der Anjumisten kämpften mit erschreckendem Mut. Sie hatten ein bestimmtes Ziel vor Augen und unternahmen in ihrem Fanatismus alles, um es zu erreichen.
Sie schlüpfte in die quantronische Armierung und machte sie einsatzklar. Das Transpathein ließ sie vage Gedanken spüren, die ihr und Ihresgleichen feindlich gesinnt waren. Über dem dünnen Gedankenteppich, den sie hier, nahe des Chrononten-Büros spürte, flimmerten Impulse voll Hass – und Verzweiflung. Die Anjumisten setzten alles auf eine Karte, um ihr Ziel zu erreichen. Farashuu stutzte.
Warum hatte ihr niemand gesagt, dass ein ganz besonderer Gast anwesend war? Ihn sollte sie beschützen? War sie seinetwegen hierher abkommandiert worden?
Sur-Paris spielte wieder mal nicht mit offenen Karten. Er hatte sie über wichtige Teile des Auftrags im Unklaren gehalten und lediglich von einer »Routinearbeit« gesprochen.
»In den Rucksack!«, wies sie den Lini-0 forsch an. »Mach dich klein und halt den Mund, wenn wir kämpfen müssen. Ich komme auch ohne deine Hilfe zurecht.« Farashuu unterzog ihre Ausrüstung einer letzten Überprüfung. »Ich hasse dich übrigens«, sagte sie.
»Und ich liebe dich«, log der Kleine, während er über ihre Beinarmierung hinauf in Sicherheit kletterte.
18
Die Auswanderer
Die Solare Residenz, der Sitz der Liga Freier Terraner. Man schrieb den 7. März 1344 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Drei Männer, die den langen und beschwerlichen Weg von ihrer Heimatwelt nach Terra auf sich genommen hatten, bereiteten sich auf ihr Gespräch mit Homer G. Adams vor.
Vor dem Haupt-Antigravlift wurden sie ein letztes Mal von Spezialbeamten der Liga Freier Terraner auf Herz und Nieren überprüft. Die Männer erledigten ihre Aufgabe mit professioneller Ernsthaftigkeit. Das Attentat der Terminalen Kolonne auf zahlreiche Regierungschefs, die sich an der Aufbaukonferenz der Völker beteiligt hatten, war gerade mal ein Monat her. Mehr als tausendsechshundert Opfer waren zu beklagen gewesen – und das an einem der als sichersten geltenden Orte auf der Erde.
Die drei Männer waren im Rosenzimmer, einem der vielen offiziellen Verhandlungsräume des als neues Weltwunder geltenden Bauwerks, mit Homer G. Adams verabredet. Der krumm gewachsene kleine Mann empfing sie übel gelaunt. Er ließ ihnen kaum Zeit zum Atemholen.
»Es tut mir leid; ich muss euren Antrag ablehnen«, teilte er ihnen schnodderig mit. »Die LFT hat ganz andere Sorgen, als ein vage ausformuliertes Projekt der Kopernikaner zu finanzieren. Wärt ihr Wissenschaftler bereit, euch mehr zu öffnen und unsere Leute an eurem Wissen teilhaben zu lassen, sähe die Sache vielleicht anders aus…«
Die drei Männer lächelten gleichermaßen mit ihren ebenmäßigen Gesichtern. Sie hatten eine derartige Provokation erwartet.
»Wir können keine Einmischung akzeptieren, Homer«, sagte einer von ihnen höflich. » Wir sind stets unseren eigenen Weg gegangen und damit gut gefahren. Man
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