PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
organischen Komplementärbasen«, sagte der Druuf. »So nennt ihr die Bausteine des Lebens doch? Wir erinnern uns an euer Volk, denn wir sind das Alles Insgesamt Gemeinsam und leben eine biozivilisatorische Kontinuität.« Er streckte einen dürren, viergliedrigen Finger aus, der von schwarzer Haut überzogen war. »Adenin.« Der zweite lange Finger folgte. »Thymin.« Der dritte. »Guanin.« Der vierte. »Cytosin.« Der letzte: »Uracil. So nennt ihr die Stoffe, die die DNA und RNA eures Volkes bilden.«
Der Genetiker wirkte erleichtert nach dieser Demonstration des Druuf. Wenn sich sein Volk an die Terraner erinnerte und man mehr als nur oberflächliches Wissen über ihre Gäste besaß, konnte das für den Anfang sinnvoll sein. »Ich sehe, dass wir einander ähnlich sind. Auch die Druuf gedenken der Vergangenheit und schätzen das Wissen und die Forschung, die eine Basis für eine sichere Zukunft bilden.«
»Wir ähneln uns nicht.« Der Druuf rollte langsam die Finger zu einer Faust. »Mein Volk bildet einen Lebenskörper durch alle Zeiten, das Alles Insgesamt Gemeinsam.
Ihr seid schon bei unserem letzten Zusammentreffen zwar viele gewesen, aber einsam und vereinzelt, und ihr seid linear. Auch du redest von Vergangenheit und Zukunft, als seien sie real und nicht nur Konstrukte mancher Philosophen, die meinen, etwas über unsere Herkunft in Erfahrung bringen zu müssen.«
Das war der Moment, in dem Bavo Velines erkannte, dass es keine gemeinsame Ebene mit den Druuf geben konnte. Sie waren völlig fremd und zu sehr von ihrer eigenen Selbstherrlichkeit in Beschlag genommen. Aber nur er verfügte über das visionäre Potenzial, schon in dieser Phase das Ende der Diplomatie zu erkennen, und die Notwendigkeit einer anderen Politik. Alle außer ihm, am meisten sogar Mauro Quinn, träumten weiter ihren jämmerlichen Traum von einer friedlichen Koexistenz und hofften weiterhin darauf, von den Druuf freundlich aufgenommen und akzeptiert zu werden. Sie würden eines Tages bitter erwachen.
»Eure Herkunft?«, fragte Mauro Quinn. Jedem Terraner schrie seine Erregung und der Forschungseifer aus seinem Gesicht förmlich entgegen, doch der Druuf bemerkte es wohl nicht. Andererseits - wer wusste das schon genau zu sagen? »Du meinst den Ursprung deines Volkes? Es gibt Spuren in eurem genetischen Kode, die...«
Es knackte, als sich die drei Meter große Gestalt zu dem Genetiker beugte. »Das Alles Insgesamt Gemeinsam besteht schon immer und umfasst alles. Es gibt keine Herkunft und keinen Wandel, außer dem des Allesrots. Dennoch sprechen einige von unserem Ursprung. Ihr werdet sie sicher bald treffen, wenn ihr Fontenot erreicht habt. Sie irren und ihre Stimme wird im Einen verschallen.«
»Fontenot?« Das Wort rutschte Bavo Velines heraus, ohne dass er es verhindern konnte. Damit brach er die Absprache, dass nur Mauro Quinn mit den Druuf sprechen sollte, solange der Genetiker es nicht anders bestimmte. Doch früher oder später hätte er das ohnehin getan; also schadete das nichts. Vielleicht war es sogar besser, als noch lange zu warten.
Der Druuf machte einige rasche Schritte, schwang dabei den gedrungenen Körper auf wenig elegante Art, die den Eindruck eines plumpen Fettwanstes hinterließ. Über die schwarze Haut spannten sich rote und braune Schnüre.
Bavo Velines kannte die Bekleidungssitten der Druuf nicht. Ob sie wie die Angehörigen der meisten Völker darauf achteten, ihre äußeren Geschlechtsorgane zu bedecken, wusste er nicht - ebenso wenig wie er die Frage beantworten konnte, ob es überhaupt äußerlich sichtbare Geschlechtsunterschiede gab. Er wusste nur, dass junge Druuf weiblich waren und sie irgendwann das Geschlecht wechselten.
»Ich bin Orona Palu«, sagte der Druuf.
Nun, da er so nahe stand, roch Bavo Velines seine ekelhafte Ausdünstung; es war wie aufgekochte ranzige Milch. Es drehte ihm den Magen um, und er atmete flach.
Hoffentlich ist das der spezielle Eigengeruch dieses Kerls, dachte Bavo. Wenn jeder Druuf so roch, standen ihm düstere Zeiten bevor. Seit sie ins Rote Universum übergewechselt waren, kam es Bavo so vor, als rieche er alles um ein Vielfaches intensiver als zuvor. Schlechte Gerüche waren ihm seitdem ein Gräuel, und er glaubte sogar, in Armana Ashishs Befeuchtungsflüssigkeit einen ekelhaften Hauch von Kampfer wahrnehmen zu können.
Er schaute dem Druuf in das vordere Augenpaar. »Mein Name ist Bavo Velines. Du bist männlich?«
»In der Tat.« Gleichzeitig mit den Worten
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