PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
ledrigen Haut. Biogewebe verschmolz mit der Oberfläche des Metalls. Sechs Mal wiederholte sich der Vorgang, bis alle Arme und Beine unter den Schienen wie in einer Rüstung verborgen lagen.
Patollo tippte auf einem Sensorfeld. »Ich aktiviere jetzt den Impuls für die implantierte Kapsel.« Hochkonzentrierte Denkmaterie sickerte in winzigen Dosen in das neurale Hirngewebe des Gorf und verschmolz mit ihm zu einer Einheit.
Das Tier öffnete die Augen. Mit Interesse sah Bavo die zwei Pupillen vor sich, die in jedem Auge kreisten; die Sinneswahrnehmungen des Versuchsobjektes waren schon von Natur aus wesentlich komplexer als die von Menschen.
Die Hände des Tieres zuckten, es riss das Maul auf. Ein schriller Schrei tönte durch den Raum. Bavo fühlte sich um tausend Jahre in die Vergangenheit versetzt. Es ist wie der Affe damals, dachte er erschrocken.
Ein dreifach gestaffeltes energetisches Feld auf unterschiedlichen Frequenzen schloss sich um den Operationstisch. Nummer eins konnte nicht entkommen. Zusätzlich zu den Fixierungen der Gliedmaßen zog sich eine Spange quer über den Brustkorb, was den Bewegungsspielraum des Tieres auf ein Minimum beschränkte.
»Die Messskalen schlagen aus!« Zum ersten Mal klang etwas wie Aufregung in Moiwoas Stimme auf.
Bavo überflog die Daten. »Der Gorf ist plötzlich in allen Bereichen des Hyper-Spektrums psiaktiv!« Genau wie erwartet.
Ein Schauer durchlief die Gliedmaßen des Versuchstiers. Es hob den Kopf, gelangte jedoch schon nach wenigen Zentimetern an die Grenze seiner Bewegungsfreiheit. Die Metallspange fixierte den Brustkorb.
Patollo ächzte. »Die Armierung wandelt sich.«
Bavo verspürte unfassbaren Triumph. Zu lange hatte er es nicht mehr gesehen. Die Oberfläche des Metalls waberte ... wallte ... und formte Widerhaken aus.
»Sie sehen aus wie die innere Zahnreihe des Tiers«, stellte Moiwoa mit erstaunlich ruhiger Stimme fest. »Die Haken gleichen den Eckzähnen.«
Die Widerhaken zogen sich in die Länge und bogen sich.
»Nummer eins lenkt die Transformation des Metalls mit seinem Willen.« Patollos Stimme zitterte.
Bavo sah ihm an, wie er angesichts dieser Entwicklung geradezu fieberte. In diesen Sekunden sah er all das vor sich, was er schon seit Jahren theoretisch erforschte. Mit Mikrobakterien hatte er seine Thesen experimentell untermauert und großes Aufsehen erregt. Doch was sich in diesen Momenten vor seinen Augen abspielte, war etwas völlig anderes.
»Wir sind Narren«, sagte Patollo auf einmal.
Eine Sekunde später verstand Bavo, was er damit meinte. Die Spitze des ersten Widerhakens erreichte die Haltespange über dem Brustkorb. Sobald Kontakt bestand, verwandelte sich die Struktur der Spange: Sie wurde porös.
Der Gorf bäumte sich auf. Muskelberge dehnte die ledrige Haut. Die Spange riss, und im nächsten Augenblick flogen Metallfetzen gegen die Innenseite des Energieschirms. Kleine Überschlagsblitze zuckten; das Material prallte im Inneren des Feldes auf den Boden.
Noch ehe das Klirren verklang, sprang das Tier auf die Beine. Es stand auf dem Tisch, eine haarige Gestalt voller Energie, die vor Anspannung zitterte.
»Seht es euch an!« In Jaakkos Augen loderte der Triumph. »Die Armierungsteile sind mit ihm verwachsen.«
»Sollen wir die Verbindung zur Quantronik kappen?«, fragte Moiwoa. Die Hände der Druuf tasteten zu einem Sensorenfeld.
»Wir dürfen nicht abbrechen«, verlangte Bavo. »Nummer eins ist innerhalb des Energieschirms gefangen. Nicht einmal mit der ... Quantronischen Armierung wird er sich daraus befreien können.«
»Quantronische Armierung ...«. wiederholte Patollo langsam. »Eine gute Bezeichnung. Wir sollten daran festhalten, wenn wir an die Öffentlichkeit gehen und unseren Forschungsbericht an die Wissenschaftsräte in ...« Der Wissenschaftler stockte.
Der Gorf sprang hoch und stieß gegen das obere Ende des Energiefelds. Lichtblitze zuckten, schlugen in die Armierungsschienen und ließen diese grell aufleuchten. Das Tier kreischte, die Arme verkrampften sich. Wuchtig landete es auf der Liege, die unter der Wucht zerbrach. In einem Hagel aus Splittern schlug das Tier auf.
Es war unfassbar schnell wieder auf den Füßen, hetzte in den engen Grenzen des unsichtbaren Käfigs hin und her. Kein weiteres Mal berührte es das Energiefeld.
Dann hob es die Arme. Aus dem Handgelenk schob sich ein metallen glänzendes Etwas, spitz wie eine Klinge und gebogen wie eine Schaufel. Diese rammte es in den Boden. Der Belag
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