PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
...«
»Ich muss wissen, ob sie in Sicherheit ist!«
Der Strahl der Lampe erhellte den Korridor nur mäßig. In düsterem Zwielicht und aufgrund der geringen Gravitation kamen sie nur langsam voran. Patollo murmelte immer wieder den Namen seiner Tochter.
Plötzlich: ein Kreischen.
Wirbelnde Bewegung.
Eine Gestalt raste in irrsinniger Geschwindigkeit auf sie zu. Bavo erahnte Gliedmaßen, einen metallisch glänzenden Leib, bernsteinfarbenes Leuchten. Etwas traf seinen Kopf. Schmerz explodierte in seinem Leib.
Die Welt drehte sich, er stürzte hintenüber und hörte einen Aufprall wie aus weiter Ferne.
Licht tanzte fahl durch den Raum.
Da war eine Stimme, doch sie sprach nur dumme, sinnlose Laute, das Brabbeln eines Irrsinnigen.
Feuer und Eis zerschnitten seinen Körper in tausend Stücke.
Ich bin tot, dachte Bavo Velines. Aber warum erlösche ich nicht?
Das sinnlose Murmeln formte sich zu einem Wort, langsam und gedehnt: »Aaooufwaachen.«
Das war eine Mädchenstimme. Leise und freundlich, aber gleichzeitig drang sie tief in sein Inneres.
Bavo Velines schlug die Augen auf und blickte in Siri Patollos Gesicht.
»Da ist ein Monster«, sagte das Kind.
Jaakko stand vor einer Tür. Rote und grüne Striche vereinten sich an den Wänden zu einem komplexen Muster; die Farben der beiden Sonnen von Druufon. »Ich habe dich in diesen Raum geschleppt, Bavo. Es ist ein Schutzraum in meiner Wohneinheit, als Zuflucht gedacht, sollte es jemals zu einem Atmosphäreverlust kommen.«
Sowohl er als auch seine Tochter trugen einen Raumanzug. Ein weiterer lag neben Bavo auf dem Boden.
»Wie lange war ich ohnmächtig?«, fragte Bavo.
»Mehr als zwei Stunden. Ich habe deine Wunde versorgt. Es wird nichts zurückbleiben.«
»Hast du den Gorf ...«
»Er war so schnell, dass ich seine Bewegungen kaum verfolgen konnte. Eben war er noch da, und im selben Augenblick schon wieder weg. Ich könnte schwören, dass er über die Decke gerannt ist, als er dich angriff.« In seiner Stimme mischte sich fasziniertes Grauen mit wissenschaftlicher Neugier. »Die Quantronische Armierung ist...«
...perfekt, dachte Bavo.
»... die tödlichste Waffe, die je entwickelt wurde. Ein Träger dieser Armierung wäre in der Lage, ganze Zivilisationen auszulöschen.«
Sie ist perfekt, dachte Bavo erneut. Er unterdrückte den Impuls, einen Freudenschrei auszustoßen.
Patollo ging zu seiner Tochter und schloss sie in die Arme. »Aber zuerst müssen wir sehen, dass wir überleben und aus der Kuppel entkommen. Ich habe versucht, die Wissenschaftlerteams in den anderen Habitaten über Funk zu warnen, aber in dieser Kuppel funktioniert nichts mehr: die Energieversorgung, die Schwerkraft - alles tot. Die Atmosphäre wird erst in einigen Tagen verbraucht sein, darum brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen.«
Das sah Bavo weit weniger optimistisch. »Es sei denn, der Gorf zerstört die Außenhülle der Kuppel. Was leicht möglich ist, wenn er in Raserei gerät.«
»Was ... was passiert dann?«, fragte Siri.
Ihr Vater strich durch ihre schwarzen Haarfedern. »In diesem Fall würde sämtliche Luft schlagartig entweichen. Du weißt doch, draußen auf dem Mond herrscht...«
»Ein Vakuum.« Siri nickte altklug.
Patollo lächelte. »Also sollten wir unsere Schutzanzüge schließen, und du, Bavo, deinen anziehen. Nur für alle Fälle.« Er wies auf ein Regal, das seitlich an der Wand stand.
Kisten, auf denen Druuf-Schriftzeichen den Inhalt deklarierten, drängten sich in den einzelnen Fächern. Eines davon war leer geräumt und die Kisten vor dem Regal gestapelt worden. Auf ihnen lagen zwei Strahler.
»Eine Waffe für dich«, sagte der Wissenschaftler, »eine für mich. Allerdings weiß ich nicht, ob wir damit gegen den Gorf etwas ausrichten können. Die Geschwindigkeit, in der er sich bewegt ... ich habe so etwas noch nie gesehen.«
Siri begann zu weinen. Es waren einzelne Schluchzer, sie klangen hoch und wehleidig. Wieder eine Sentimentalität, wie sie Bavo hasste!
Bavo konnte sich denken, was Jaakko aus Rücksicht auf seine Tochter nicht aussprechen wollte: Sie würden den Träger der Quantronischen Armierung niemals besiegen können, und schon gar nicht mit einem Handstrahler.
Der Gorf wurde nur von seinen Instinkten geleitet, die ihm sagten, dass er gefangen genommen und gequält worden war. Er würde so lange von Angst und kreatürlichem Zorn getrieben toben und wüten, bis er sich in Sicherheit wähnte. Diese Situation würde wohl niemals
Weitere Kostenlose Bücher