PR Rotes Imperium 02 - Requiem für Druufon
es Transpathein.«
Das Jahr 938 der Innerzeit
Endlich war es so weit. Die wochenlangen Vorbereitungen waren abgeschlossen, das Experiment lief.
Jaakko Patollo und seine Tochter Siri lebten seit einigen Tagen auf dem Mond Gaal, der Druufon auf einer weit entfernten Bahn umkreiste. Er war zurzeit der äußerste, der einundzwanzigste Mond. Da die Trabanten in einem exzentrischen Kurs verliefen und sich ihre Bahnen hin und wieder kreuzten, würde er in etwa einer Woche der siebzehnte sein.
Gaal war für ihre Zwecke ideal; ein unbewohnter Gesteinsbrocken, auf dem einige Forschungsstationen standen. Unter weiten Plastikkuppeln herrschten Umweltbedingungen, die je nach Bedarf programmiert werden konnten. Sowohl die Schwerkraft als auch die Atmosphärezusammensetzung in den Habitaten waren variabel und auf für Terraner ideale Bedingungen eingestellt.
Darüber hinaus garantierte Gaal vor allem einen Vorteil: Bavos Experiment konnte von niemandem beobachtet werden. Auf Neu-Kopernikus war nur bekannt, dass der berühmte Jaakko Patollo ein neues, geheimes Forschungsprojekt leitete, das in Kooperation mit den Druuf lief. Der Name Bavo Velines war in den offiziellen Medien nie gefallen. Ihm war das nur recht, er legte keinen Wert auf Popularität. Noch war es besser, im Geheimen zu agieren.
Von Anfang an hatte das Transpathein wegen seiner psiaktiven Eigenschaften und seiner Affinität mit biologischen Neuralsystemen Patollo fasziniert und seinen Forscherehrgeiz geweckt. Von dem lange zurückliegenden Experiment mit der Armierung hatte Bavo zwar berichtet, aber wohlweislich verschwiegen, dass es vor fast einem Jahrtausend abgelaufen war. Er nannte lediglich eine Zeitspanne von sieben Jahren, während der die Forschung stockte, weil neue kreative Impulse fehlten.
Molekülverformung und Verschmelzung von Biomaterie mit metallischen Elementen waren Themen, die Patollo und Moiwoa elektrisierten. Die Druuf hatte fassungslos dem Bericht gelauscht, wie sich die Materie der Rüstungsteile zu Krallen ausformte, die denjenigen des Versuchstieres ähnelten.
Moiwoa stellte für das Experiment auf Gaal die Kuppel III zur Verfügung, ein Gelände, das insgesamt einige Tausend Quadratmeter maß. Die Kuppel aus glasartigem Material beherbergte eine zentrale Forschungshalle mit zahlreichen Labors und drei frei stehende Wohnunterkünfte. Bavo bewohnte eine davon, ebenso Patollo und seine Tochter Siri. Moiwoa reiste täglich von Druufon aus an; ihr Baby trug sie nach wie vor bei sich.
Bavo überprüfte zum ungezählten Mal die Versuchsanordnung im Laborraum. Er arbeitete konzentriert, alle Empfindungen auf den Versuch gerichtet; er nahm das leise Summen der Klimaanlage ebenso wenig wahr wie die seltsamen Beutel, die Moiwoa auf einem Arbeitsplatz stapelte und die anscheinend getrocknete Nahrungsmittel enthielten.
Flüssiges Transpathein füllte einen gläsernen Würfel von einem Meter Kantenlänge. Das zur Herstellung nötige Blutplasma hatte Jaakko Patollo ohne weitere Nachfragen vom Wissenschaftsrat auf Xoi erhalten; er hatte nur einen Hinweis auf »wichtige medizinische Forschungen« abgeben müssen. Ein guter Name öffnete leicht Türen, die anderen immer verschlossen bleiben würden. Bavo erinnerte sich nur zu genau daran, wie schwer es für ihn anfangs gewesen war, an entsprechende Mengen Plasma zu gelangen.
Die drei Wissenschaftler standen an den Seiten einer Liege, die jener exakt ähnelte, auf der vor Jahrhunderten der Coelos-Affe festgeschnallt gewesen war. Die Druuf musste sich bücken, da die Liege auf eine für Terraner bequeme Höhe eingestellt war.
Das aktuelle Versuchstier war auf Druufon heimisch. Nackte, ledrige Haut bedeckte den etwa einen Meter großen Leib. Vier Beine ragten aus dem Unterkörper, zwei kräftige, doppelt untergliederte Arme aus der Brust. Im klobigen Schädel starrten drei Augen paralysiert an die Decke.
Mit einer beiläufigen Bewegung schloss Patollo die Lider des Tieres. »Ich mag nicht, wenn es mich anschaut«, sagte er trocken. Moiwoa nannte das Tier einen Gorf, doch für Bavo war es nichts als ein Versuchsobjekt. Nummer eins. Ihn hätte auch keine Sekunde lang gestört, dass die Augen offen standen. Überflüssige Sentimentalitäten störten nur.
Eine Roboter injizierte unter ständiger Beobachtung der Biowerte eine verdünnte Transpathein-Lösung in die Adern des Tiers. Die Lösung enthielt miniaturisierte Varianten der Symbionten.
Patollo öffnete mit geübten Bewegungen den Schädel des
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