PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
gruppierten sich um und nahmen die Anjumisten-Squads ins Visier. Blitzartig tauchten ihre unwirklichen Leiber auf, streckten, verästelten sich, markierten ihre Reviere.
Tomoko Amaya Yo überlegte, ob die Cerbiden mitunter gegeneinander kämpften, wenn es mal keine biologischen oder technoiden Körper gab, die sie jagen, erlegen und ausweiden konnten.
Fressen.
Ihre Pfiffe gellten noch durch die akustischen Barrieren ihres Schutzanzugs. Kannst du sie nicht still stellen?, dachte Yo in Richtung ihrer Quantronik Cori.
Cori las das Wellenmuster ihres Gehirns, erkannte ihren Zorn und den Gegenstand ihres Zorns.
»Negativ«, sagte sie. »Sie stecken zu tief in deinem Gedächtnis. Sie klicken dein Gedächtnis an. Ich könnte allerdings eine mnemotechnische Operation vornehmen. Du gestattest?«
»Lass gut sein«, sagte Yo.
Ihre Gruppen rückten vor, flankiert von anjumistischen Kampfrobotern. Lawinen von Kapazündern zerrieben die Wahrscheinlichkeit im Kampfgebiet; nur schmale, in eine Richtung passierbare Korridore blieben unberührt. Nur hier konnten sich Menschensinne und Menschenhirne noch orientieren. Elektromagnetische Rastinetten projizierten übereinanderliegende Energieschemata, ausweglose Sackgassen und Irrgärten aus Datenscherben, in denen sich die Cerbiden verirren sollten.
Dennoch tauchte immer wieder einmal die funkenstiebende Schnauze eines Cerbiden auf, bellte, klapperte, schnappte nach ihr. Verging. Die Geistertiere waren noch immer keine leichte Beute, aber sie hatten sich nicht rechtzeitig und nicht vollständig von ihrer letzten und fundamentalsten Steuerinstanz, dem Mentalen Symposion, abschotten können. Nun erlagen sie dem Sirenengesang der paranoiden Schwarmintelligenz, die noch immer in ihrem alles umfassenden Albtraum versunken lag.
Das machte die Cerbiden verletzlich. Sie manifestierten sich im Bemühen, aus den Labyrinthen der Rastinetten zu fliehen.
Sie manifestierten sich im Bemühen, Zeit für die Lokalisierung ihrer Feinde zu gewinnen.
Die Cerbiden manifestierten sich zu lange, um den Zielerfassungssystemen zu entkommen.
Die anjumistischen Kampfmaschinen waren nicht auf Gnade programmiert. Schon gar nicht auf Gnade für die rot-imperialen Kriegstiere.
Yo sah in ihrem Visor, wie immer mehr Cerbiden mit flackernden Energiemustern in die Realität abstürzten, leckgeschlagen, pissend, geifernd, feuerlohend. Kampfroboter löschten sie aus. Die Anjumisten stürmten voran.
»Omega-Tunnel gesichert«, hörte Yo endlich im Funky.
Der Omega-Tunnel - ihre Passage in die Festungswelt. Gesichert hieß, dass das Bauwerk nicht nur physikalisch stabilisiert und hyperenergetisch gegen feindliche Angriffe geschützt war, sondern dass auf dem Territorium der Festung ein Brückenkopf gehalten wurde.
Yo musste keinen Befehl geben: Cori riss sie von den Füßen und beschleunigte ihren Kampfanzug Richtung Tunneleingang.
Immer mehr Cerbiden jaulten und irrten - wie es schien: ratlos - umher, weiße, flüssige Schatten, in dem einen Moment hundeköpfige Kreaturen mit gefletschten Zähnen, im anderen Moment verknäultes Metall, kreisende Sägeblätter, Klauen und Blitze.
Links und rechts von ihr flogen noch einmal Strahlenbeutel, platzten und fluteten das Kampfgebiet mit elektromagnetischen Wellen.
Plötzlich war alles still.
Zwischen Herzschlag und Herzschlag vernahm Amaya Yo alles: Sie sah die ausfransenden Leiber der Cerbiden im Licht der Zerstörung; sie sah Kampfroboter, anjumistische wie rot-imperiale, ineinandergematscht, einander zerfetzend; sie sah hoch über sich die Atmosphärefoliden, die riesenhafte, aber ihrer selbst unbewusste Lebensform von Batavat senkrecht durch die Lufthülle flattern wie Lamettastreifen; sie sah den sauberen, mit Prestostahlplast verkleideten Schacht, der sich wenige Meter tief unter der Planetenoberfläche in einen Tunnel verwandelte, der sie zu Patollo führen würde.
Sie hörte das große, alles übertönende Schweigen der Berge, die am Horizont mit der Nacht verschmolzen.
Sie sprang hinab.
»Das Biosignal der Manifestin Tomoko Amaya Yo ist nicht mehr detektierbar«, meldete die Quantronik der 707 FLUT DER GRÜNEN TAGE.«
»Ist sie tot?«, fragte der Druuf Bhug. Thor Sappeur spürte, wie er unwillkürlich den Atem anhielt.
»Sie ist unter den Paratronschirm getaucht«, sagte die Quantronik. »Sie ist in der Festung.«
In der Festung des Raben, dachte Sappeur und flüsterte: »Gott schützt die Liebenden.«
»Diese Götter, von denen ihr Terraner
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