PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion
folgte den Robotern, rief irgendetwas. Bunker?, fragte sie sich. Welche Bunker?
Sie rannten. Der PATRON zischte davon, außer Sicht.
Plötzlich stolperte Tibor und fiel. Dami spürte einen Schlag auf jeden einzelnen Knochen. Sie keuchte, schöpfte Atem, sank in die Knie.
Die Schwerkraft, erkannte sie. Der Leichtwerder ist außer Betrieb. Die ursprüngliche Schwerkraft von Druufon ist zurückgekehrt.
Tibor sah zu ihr auf und hielt sich beide Knie. Sie bluteten. »Ich habe mich verletzt«, sagte er ganz sachlich.
»Sie haben uns gerettet«, sagte Dami, griff nach seiner Hand, setzte sich wieder in Bewegung und zog ihn hinter sich her, die Luft von Druufon plötzlich zäh wie Gelee.
Loisa Liebchen sah von ihrer Pneumoliege aus Druufon aufgehen über den Jadebergen. Sie lebte seit Ewigkeiten auf dem Glücksmond, aber immer noch verschlug dieser Anblick ihr der Atem, und ihr Herz klopfte Beifall.
Loisa, eines der vier Liebchen-Geschwister. Das Herz des Roten Imperiums.
Sie träufelte das Enthaarungsöl auf ihre Unterarme und massierte es ein.
»Du siehst großartig aus«, gurrte Falfaran schläfrig, ohne sie anzusehen.
Loisa lächelte. »Du bist ein widerlicher Schleimer.«
»All mein Schleim gehört dir, Herz«, säuselte Falfaran tonlos. Kurz darauf hörte Loisa ihn schnarchen.
Sie gab dem Hausrobot ein Zeichen. Er schob die Anti-gravmatratze mit Falfaran von der Terrasse zurück ins Haus. »Wünscht die Dame neue Gesellschaft?«, wisperte der Flüstergeist, der ihr als persönliches Tagebuch diente.
Loisa schüttelte langsam den Kopf. Sie hatte keine Lust. Auf niemanden aus ihrem Harem. Sie betrachtete den Himmel.
Druufon war von einem überirdischen Blau. Lautlos stieg der Planet auf, und für einige Minuten sah es aus, als balancierte die Planetenkugel auf dem Gipfel von Mount Grigoroff, dem höchsten Berg im Jadegebirge. Dann ließ Druufon diesen letzten Stützpunkt hinter sich und glitt noch höher, hinauf in die haltlose Nacht.
Der Globalschirm des Glücksmondes versah das All mit einem samtenen, bläulich schwarzen Schimmer. Ohne den Schirm würde sich die Atmosphäre binnen weniger Minuten in den Raum verflüchtigen. Mit seinen 1664 Kilometern Äquatorialdurchmesser konnte Druufons Trabant aus eigener Kraft keine Lufthülle halten.
Loisa Liebchen gähnte. Einer der Heißluftgeysire waberte auf. Die Luftfontäne riss drei, vier Feenpilze hinaus und nach oben. Die Pilze stellten ihre Schirme auf und glitten durch die Nachtluft. Eine schwache Brise trieb sie dicht an der Terrasse vorbei, Loisa hörte die Feenpilze in ihrer unverständlichen Sprache raunen. Es klang wie immer verheißungsvoll, wie ein unendlich schönes, liebevolles Versprechen.
Selbst ein quantronisches Dechiffrierkonsortium hatte keinen Sinn in den Äußerungen der Feenpilze entdecken können und das Geflüster im Abschlussbericht für eine Begleiterscheinung ihrer Verdauung erklärt.
Fürze, dachte Loisa heiter, wir lauschen ihren Fürzen. Mehr hat es nicht auf sich mit diesen herzerwärmenden Botschaften.
Loisa spürte einen Hauch von Lust und überlegte, ob sie dieser Lust durch eine Prise Lockpol aufhelfen sollte.
Sie ließ einige Gesichter ihrer Haremsherren vor dem inneren Auge Revue passieren. Aber keiner regte sie an, das Lockpol zu bestellen. Der Anflug von Lust erlosch.
Unter dem Licht von Druufon schien sich der Glanz des Jadegebirges verändert zu haben. Sein Grün wirkte klarer, durchsichtiger. Loisa Liebchen stand von der Liege auf und trat an die Balustrade der Terrasse. Sie nahm eine Hoi aus der Obstschale, rieb die pelzige Haut der Frucht, damit sie ihr Aroma entfaltete, und biss hinein. Honigsüß, mit einem ganz leichten Beigeschmack von Bitterkeit. Das Fruchtfleisch belebte sie unmittelbar. Ein dünner Faden Seim lief ihr über die Lippe zum Kinn. Sie nahm ihn mit dem Zeigefinger auf und leckte ihn ab. Sie rieb ihren Schoß an der Balustrade. Ihr war wohl.
»Ich muss die Meditationen der Dame leider unterbrechen«, sagte der Flüstergeist, der nahe an ihr Ohr geschnurrt war.
»So?« Loisa wandte ihren Blick nicht ab von den Jadebergen und dem blauen Planeten, der immer höher hinaufstrebte, gerade so, als wollte er irgendwann, bald, die Oberfläche der Nacht durchstoßen.
»Ich habe Nachricht erhalten, dass Kampfverbände der Anjumisten ins Siamed-System eingedrungen sind. Es ist bereits zu erheblichen Kampfhandlungen gekommen. Die Intropolen könnten außer Kontrolle geraten.«
»Es befinden sich keine
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