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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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wie Schießscharten.
    Im Kloster lebten zwei greise Mönche. Sie schauten kaum auf, als wir mit den Kamelen in den versandeten Hof des Gebäudes ritten und abstiegen. Wir baten um Wasser. Die Mönche waren blind. Sie sagten etwas in einer Sprache, die weder Endrit noch Tamer verstanden. Wir führten die Tiere an ein Wasserloch. Ich beugte mich und nahm etwas Wasser in die Hand, leckte daran. Das Wasser verdunstete zusehend, ich spürte die Salzkruste in der Hand. Ich wandte mich ab.
    Die Kamele aber soffen das Wasser in mächtigen Schlucken.
    Die Nacht fiel. Wir schliefen unter freiem Himmel, bis ans Kinn in Decken gehüllt. Einmal, als ich aufwachte, meinte ich einzelne, handtellergroße Schneeflocken von Himmel sinken zu sehen. Ich drehte mich auf den Bauch und schlief weiter.
    Als ich das nächste Mal erwachte, zerschlagen und vor Kälte zitternd, saß Tamer neben mir. Ich sagte: »Guten Morgen.« Er antwortete nicht. Ich stand auf und sah die beiden Mönche dasitzen wie am Tag zuvor, die blinden Augen in Richtung der aufgehenden Sonne gehalten. Hatten sie nicht geschlafen? Ein rosa Licht lag über dem Land, die vergängliche Blüte aller Dinge.
    Wir ritten los. Berge erhoben sich vor uns, kahl und unbelebt, das runzlige, uralte Antlitz der Erde.
    Wir ritten. Hin und wieder wuchs aus dem Geröll ein knöchernes Bruchstück, das beinerne Fragment eines Dinosaurierskeletts.
    Die Sonne sank. Die Felsengrate leuchteten auf wie Messing. Hinter der ausgeglühten Bergkette lag Alashan, das tote Herz der Gobi.
    Als wir das Gebirge hinter uns gelassen hatten, sahen wir die gelb gezackten Kämme von Wanderdünen in der Ferne. Einige wenige zerborstene, von Wüstenlack überzogene Steine markierten die Grenze zwischen der Gesteins- und der Sandwüste.
    Wir durchquerten einen Hain abgestorbener Pappeln, zerfetzte, aufgerissene Stämme, manche wie Finger gekrümmt, Wegweiser ins letzte Nichts, Denkmäler, dass es eine belebte Welt gab, fern von hier. Wo die wilden Pappeln starben, lebten die Tamarisken. Wo die Tamarisken starben, überlebte der Saxaul. Wir ritten an einem Saxaul-Wald vorüber. Die Blätter an den gespinstigen Ästen waren derart winzig, dass die Büsche kahl wirkten, winterlich entlaubt. Um jeden Busch hatte der Wind ein Sandpolster angehäuft.
    Auf der linken Seite meines Kamels nahm ich eine Regung wahr. Ein Agame bewegte sich, im Sand fast schwimmend, fort. Die Schuppenechse versuchte, im Schatten meines Reittieres zu bleiben, konnte aber nicht lange Schritt halten.
    Dann verließen wir auch die Randzonen des Lebendigen und ritten auf das Sandgebirge zu, auf flüchtige Berge mit Wänden und Flanken, messerscharfen Graten, Abbruchen, tief eingekerbten Canyons und Schluchten.
    Die Dünen erreichten fantastische Höhen, es war, als hätte die Natur in Sand nachgebaut, was sie anderswo nur in Stein hatte errichten können. Die Auf- und Abstiege quälten die Tiere, und sie quälten uns. An 15 Meilen pro Tag war nicht mehr zu denken, selbst zehn Meilen fielen uns schwer.
    Selbst fünf.
    Die Tage verstrichen. Wir rationierten unser Wasser strenger. Die Tiere schliefen nicht mehr nur aus Müdigkeit, sondern aus Erschöpfung. Sie schrien im Schlaf, gepeinigt von Durst und vielleicht auch von unbegreiflichen Träumen.
    Die Hitze machte mich schläfrig, die Gangart des Reittieres trunken. Die Landschaft bot dem Auge keinen Halt in ihrer unendlichen Gleichförmigkeit von metallisch glatten Sandflächen und tiefschwarzen Schatten.
    Ich versuchte, mir ein Gespräch mit Bavo Velines vorzustellen, ich hielt ihm eine Rede, so überzeugend, dass er seine Pläne fallen lassen und sich zu einer großen Tat bekehren musste, einer Tat, mit der er das Rote Imperium von seiner Person erlöste und in eine herrlich leuchtende Freiheit entließ, einer Liga des Humanen, in der Rotheim-Terraner, Druuf, Houhhom und unzählige andere Zivilisationen des Roten Universums eine gemeinsame Anstrengung unternahmen, um ein Friedensreich zu errichten.
    Hatte ich nicht gute Argumente? War er mir als Mensch nicht vertraut, wie ich ihm vertraut war, weil ich Mensch war?
    »Bavo«, sagte ich, »du musst doch einsehen ...«
    Aber im Rausch meines Schwindels, ermattet von der Hitze, die meine Haut drückte und die auf meinen Schultern lag wie eine pochende Rüstung, verlor ich meine Argumente aus dem Sinn.
    »Was?«, fragte Velines. »Was muss ich einsehen?«
    Die Hitze machte mich nachgiebig, ziellos. »Du musst fromm werden, Bavo. Du musst an das

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