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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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jeder hat das Glück, als Mongole geboren zu sein«, tröstete er mich. »Ich bringe Sie zum Kloster. Es kostet Sie fünf Dollar. Transportgebühr.«
    Ich nickte. »Fairer Preis.«
    Endrit lotste mich durch die Straßen der Stadt, der Wind fegte den roten Sand. »Kumbum ist der Angelpunkt vieler alter Karawanenstraßen«, erklärte mir Endrit unterwegs. »Leiden Sie?«
    »Woran?«
    »Egal. Im Kloster ist eine berühmte Medizinschule. Heilt alle Leiden. Leiden Sie?«
    »Ein wenig. An der Welt.«
    Endrit meckerte. »Klingt eher nach einem religiösen Problem. Der Lama hilft.«
    Das wollte ich doch hoffen.
    Das Kloster lag so weit vor der Stadt, dass ich mit fünf Dollar inklusive Kurtaxe mehr als gut bedient war. Schon aus der Ferne leuchteten uns die weißen und roten Gebäude entgegen. Die Klosteranlage schmiegte sich terrassenförmig an einen Berghang, der den Talkessel im Norden begrenzte.
    Gähnende Leere herrschte in den Sutra-Hallen, es lagen nicht einmal mehr Teppiche oder Kissen auf den langen Sitzreihen. Die Anlage machte einen heruntergekommenen, verödeten Eindruck. Auf einem sandigen Stein ruckte eine ockerfarbene Agame mit dem Kopf und betrachtete mich. Vielleicht ein Kontinuitätskontrolleur, schoss es mir durch den Kopf. Aber vielleicht war auch der Stein eine Kontrollinstanz. Oder Endrit. Wie hatte Mauloch Smalya gemeint? Das Symposion war eine durch und durch symbolische Welt, jedes Ding trug eine zusätzliche Bedeutung oder konnte sie tragen.
    Dann sah ich den Sandelholzbaum. Er war nicht groß, neun oder zehn Meter hoch, aber sichtbar uralt. Endrit bemerkte meinen Blick und er stellte mir den Baum vor - oder mich dem Baum: »Dschandana.« Bunte Gebetsfahnen hingen von seinen Ästen zu Boden. Ich stellte mich unter seine Krone und zog einen der Äste zu mir herab. Die dünnen, lanzettförmigen Blätter waren blassgrün, und wie ein Gesicht, das tief unter Wasser getaucht und nur in Umrissen ahnbar war, schaute mich ein lächelnder Buddha an.
    Ich verharrte, ohne zu wissen, wie lange. Die Zeit entglitt mir wie Sand, aber ihr Rieseln beruhigte mich, und ich spürte - wie hatte Deborah gespöttelt? - etwas wie ein Äquivalent von Glück.
    Ein einziger Mönch residierte im Kloster Kumbum, eine schmalschultrige Gestalt, der Kopf oval mit prachtvoll abstehenden Ohren. Ein grauer Schnauzbart hing weit über die Mundwinkel hinab. Er hatte die Augen geschlossen, die Stirn in Falten gelegt. Er saß auf dem bloßen Boden, über dem Schoß eine karierte Decke gebreitet, die aussah wie ein häufig benutztes Trockentuch. Neben ihm stand eine Kühltasche mit dem Aufdruck »Drink Coca-Cola«.
    Die Menge im Raum verhielt sich still, selbst das Baby auf den Armen der jungen Mutter schwieg. Etliche der Anwesenden waren Asiaten: Chinesen, Tibeter, Mongolen. Aber ich sah auch einige europäische oder amerikanische Gestalten.
    »Diesen da!«, sagte der Lama auf Englisch und wies mit geschlossenen Augen auf einen Mann, der, wie in ein Gebet versunken, andächtig in der zweiten oder dritten Reihe stand. Der Mann verbeugte sich noch tiefer und tat einige behutsame Schritte auf den Lama zu. Der Lama machte mit der Hand eine rollende, ungeduldige Geste, die bedeuten sollte: »Sprich!«
    »Ich komme«, sagte er leise und voller Ehrfurcht, »weil ich Erleuchtung suche.«
    »Christ?«, fragte der Lama.
    »Ich halte mich für alles Göttliche offen«, sagte der Mann.
    Der Lama winkte ihn zu sich heran und lächelte. Der Mann beugte seinen Kopf noch tiefer, der Lama versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. »Nächster«, kommandierte er.
    Der Mann hielt sich die Wange und trat verwundert zurück.
    Der Lama winkte eine Frau zu sich heran und sprach in einer mir unbekannten Sprache mit ihr. Endrit übersetzte: »Er sagt, die Frau leidet an Epilepsie. Das stimmt, sagt die Frau. Der Lama sagt: ›Du hältst das für einen Segen, für eine Krankheit der Götter?‹ Die Frau sagt: ›Ja.‹ Der Lama sagt: ›Es ist nur eine Krankheit, ein Scheiß. ‹ Sie soll zum Arzt gehen und sich ein Medikament verschreiben lassen. Er sagt: Sie ist schlau. Sie soll die Schule besuchen. Sie kann gut rechnen. Sie soll Ingenieur werden. Sie ist gesegnet.«
    Die Frau beugte sich mit einem schwachen Zittern zum Lama, der tätschelte ihre Wange, öffnete die Kühltasche und reichte ihr eine Flasche Cola. Sie küsste die Flasche und ging unter Verbeugungen fort.
    Der Lama reckte den Hals und rief etwas. »Er fragt, ob ein Amerikaner hier ist.«
    »Ich!«,

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