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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Wasser glauben.« Es strengte mich an zu reden, das Innere meiner linken Wange hatte sich ausgebeult, ein Geschwür, groß wie ein Taubenei. Ich schämte mich und presste die Lippen aufeinander. Aber ich musste doch sprechen, ihn überzeugen. Jede Silbe, die ich über die Lippen brachte, war ein Triumph, großartiger als unser Triumph über die Bestien, die Flotten des Hetos, die Schwarmgötzen. »Du musst dich besiegen, Bavo.« Warum? »Weil.« Ja, weil was? »Weil du dann.« Ja. »Dann.« Ja, das war es. Der Gedanke strahlte in seiner Wahrheit auf wie ein Blitz in der Nacht. »Ja«, sagte ich.
    Schweigen hatte sich ausgebreitet, eine dunkle Lache. Ein schwarzer Regen fiel. Ein schwarzer Mond sank tonlos auf die Erde.
    »Mr Walker?«
    »Mr Walker?«
    »Mr Walker?«
    Was für ein unsäglicher leerer Lärm. Was für ein sinnloses Geplärr. Was für unsinnige, Kräfte zehrende Wiederholungen.
    »Mr Walker!«
    Langsam hob ich die verklebten Augenlider. Es war eine große Anstrengung. Ich tastete nach dem Zellaktivator in meiner Schulter. Nichts. Das Gerät fehlte, wahrscheinlich gestohlen.
    Du bist nicht du, dachte ich. Das ist nicht dein Leib!
    »Wer sollten Sie sonst sein, Mr Walker?«, fragte Endrit. »Kommen Sie, werden Sie wach! Kommen Sie zurück!« Er hielt mir seine Wasserflasche an den Mund. Ich trank in möglichst kleinen Schlucken. Hatte er meine Gedanken gelesen, oder hatte ich nicht gedacht, sondern gesprochen, gerufen?
    Ächzend kam ich wieder auf die Beine. Endrit und Tamer begutachteten mich. »Und?«, fragte ich. Sie sahen angeschlagen aus, zermürbt, aber sie waren offenbar in einer besseren körperlichen Verfassung als ich. Meine Wange schmeckte falsch, fühlte sich überdehnt an und zugleich gestrafft und versteift wie Narbengewebe. Ich tastete danach. Wenn ich über die Bartstoppeln strich, spürte ich einen untergründigen Schmerz. »Etwas hat mich gestochen«, sagte ich. Es klang entsetzlich weinerlich. Ich räusperte mich. »Oder gebissen.«
    Endrit griff mein Kinn und wendete meinen Kopf hin und her. »Da ist nichts«, sagte er.
    Tamer kicherte.
    »Gut«, sagte ich.
    Tamer zischte Endrit etwas zu.
    »Weiter!«, übersetzte Endrit.
    Ein nächster Morgen brach an, kühl und von fremdartigen Wolken verhangen. Die Kamele hatten so lange nichts mehr zu trinken, geschweige denn zu fressen gefunden. Sie waren zornig, leicht erregbar. Während wir sie beluden, schrien sie und traten gegen uns aus. Bei einem von ihnen hatte sich ein grüner Schaum am Maul gebildet, der entsetzlich stank.
    »In ein bis zwei Tagen müssen sie trinken, sonst sterben sie«, übersetzte Endrit, was Tamer gesagt hatte.
    »Wenn wir in Kara Khoto kein Wasser finden, reiten wir weiter, und sie trinken aus dem Goshun-See«, murmelte ich.
    »Wenn wir Kara Khoto finden«, unkte Endrit. »Wenn wir den Goshun-See finden.«
    Die Sekunden des Tags blähten sich auf, platzten und ließen zusätzliche Hitze frei. Endlos. Die nächste Nacht verstrich wie ein Atemzug. Die Kamele hatten keine Kraft mehr zu schreien.
    Am nächsten Tag erreichten wir einen Talkessel, der aussah wie mit Schnee gefüllt. Sonne und Wasser hatte das Salz aus dem Boden gezogen und als dicke weiße Kruste an der Oberfläche abgelagert. Geblendet schloss ich die Augen.
    Die Hitze schaukelte mich wie ein sterbendes Kind. Ich schaute in die Leere, und die Leere musste längst in meine Augen gekrochen sein, ich fühlte mich blind vom Licht.
    Alles war still.
    Alles war hell.
    Wir waren auf den tiefsten Grund des Lichtmeeres gesunken. Jeder Horizont hatte sich aufgelöst.
    Plötzlich tauchten aus dem Dunst des hohen Mittags seltsame schlanke Türme auf. Ich kannte derartige Bauwerke aus dem archäologischen Park unter dem Terkonitgewebesegel in Terrania: Es waren buddhistische Reliquienschreine, Chörten. Wir ritten in wenigen Metern an ihnen vorüber. Die Chörten waren in 40 oder 50 Metern Abstand zueinander aufgestellt - eine Kette von Zeichen für die Karawanen. Wie schwarze Leuchttürme im Lichtmeer wiesen sie uns den Weg nach Kara Khoto.
    Vor Begeisterung bekam ich einen Hustenanfall. Meine Wange juckte wie heilendes Fleisch unter der Kruste. Ich musste mich zwingen, nicht daran zu kratzen.
    Wir passierten alte, verfallene Jademinen. Ein Wispern und Tuscheln breitete sich in meinem Rücken aus. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass sich hinter uns ein Sandsturm aufgetürmt hatte und Kurs auf uns nahm.
    Ich wandte mich wieder nach vorne. Wie die Segel eines

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