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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Lieder ihrer chinesischen Heimat trällerten. Endrit übersetzte mir den Hit der Saison, der immer wieder zum Vortrag kam. Demnach handelte der Song davon, dass die Schwester Li, unter der man sich eine atemberaubende Schönheit vorzustellen habe, in den Bruder von Zhang verknallt sei und mit leicht angebrochenem Herzen unter jenem sichelförmigen Mond spazieren gehe, welcher die Güte habe, die Stadt Kangding zu beleuchten.
    »Hm«, sagte ich. »Geht es gut aus?«
    »Liebe geht nie gut aus«, seufzte Endrit und tat dann so, als ob er schlagartig eingeschlafen wäre.
    Ich wünschte Schwester Li und Bruder Zhang viel Glück und schloss ebenfalls die Augen. Ich hatte einen wirren Traum, in dem etwas in meinem Mund sprach, ohne dass ich Zunge oder Lippe bewegte. »Hallo?«, fragte ich im Traum und schob mir die Hand in den Mund. Meine Zunge war trocken wie Sand.
    »Ruhe da draußen«, klang es in meinem Mund, »hier versucht man zu schlafen.«
    »Ich weiß: Das bin ich!«, erwiderte ich.
    »Wenn du dich da mal nicht täuschst ...«, belustigte sich die Stimme.
    Ich reckte mich, vom Schlaf im ruckelnden Waggon merkwürdig erfrischt, während Endrit eher mitgenommen aussah. Von Wuhai aus mussten wir auf natürliche Fortbewegungsmittel zurückgreifen: auf Kamele.
    Endrit half mir, die Karawane zusammenzustellen. Wir nahmen fünf Tiere, zwei von ihnen trugen unsere Ausrüstung und den Proviant - vor allem die schweren Wasserkanister -, auf den übrigen Tieren sollten Endrit und ich reiten und Tamer, der Karawanenführer.
    Es waren fast 400 Meilen Luftlinie von Wuhai nach Kara Khoto. Unsere Route würde westlich nach Shar Burd, von dort in den Norden über Bayan Nor nach Shartsan Suma führen, und dann nordwestlich. Wir würden nicht nur die Wüste Gobi durchqueren müssen, sondern die Alashan selbst - den Glutofen der Gobi.
    Als wir am nächsten Tag in aller Frühe die Karawanserei erreichten, fanden wir unsere mobile Oase aufgezäumt mit Sätteln, Troddeln und Quasten. Die Provianttaschen waren ebenso festgezurrt wie die Wasserkanister.
    Tamer und einige seiner Gehilfen zogen die Kamele an den Nasenstricken herab, um uns aufsitzen zu lassen. Die Tiere brüllten in Richtung Wüste. Endrit und ich stiegen in die Sättel. Tamer wollte die ersten Meilen zu Fuß gehen; er zog das Leittier am Strick hinter sich her. Die Bronzeglocke, die am Hals des Leitkamels baumelte, klimperte. Sonst lag die Stadt still wie in einen weißen Traum versunken.
    Eine Piste führte aus der Stadt heraus. Einige Stunden später hatten wir die Randzone der Gobi erreicht. Das Land war versteppt, hier und da von Flugsand überzogen. Auf dem salzhaltigen Lößlehm wuchs Saxaul.
    Tamer rief uns etwas über den Rücken zu; Endrit übersetzte: Ich möge aufpassen, dass mein Kamel stets Sand unter den Füßen habe, denn auf felsigem Untergrund könne es mit seinen weichen Sohlen nicht laufen.
    Einige Zeit später kam die nächste Mahnung des Karawaniers: Ich solle auf die Löcher Acht geben, die zu graben die Pfeifhasen die unangenehme Gewohnheit hatten, denn das Kamel breche leicht ein.
    »Acht geben auf sandigen Untergrund und Pfeifhasen, verstanden«, sagte ich. »Nächste Lektion?«
    Aber es kamen keine weiteren Anweisungen. Tamer zog die Tiere schweigend. Etwas später ließ er das Leitkamel kurz in die Knie gehen und stieg selbst auf. Wir hofften zehn bis zwölf Meilen am Tag zu schaffen.
    Die Gobi war weniger von Sand als vielmehr von Steinen bedeckt; öde Kies- und Schotterflächen wechselten einander ab und überboten sich an Trostlosigkeit.
    Wir rasteten einen ganzen Tag in Shar Burd und einen weiteren Tag in Bayan Nor. Ich sah die Tiere die schier unglaublichen Mengen Wasser saufen und klopfte hin und wieder auf ihr staubendes Fell. Ich bin Perry Rhodan, dachte ich. Dies sind keine wirklichen Tiere, dies ist nicht die wirkliche Wüste, dies ist bloß eine Diözese im Mentalen Symposion des Roten Imperiums.
    Aber meine Kehle glaubte die Botschaft nicht, und meine Augen schmerzten dennoch, als hätte man sie mit Schmirgelpapier gerieben.
    Wir hörten das Kloster Shartsan Sumo Stunden, bevor wir es sahen. Der Klang des Muschelhorns schwebte über die leblose Landschaft wie ein unsichtbarer Adler.
    Das Kloster spiegelte sich in einem Salzsee, dessen Oberfläche so glatt und unbewegt war wie Metall. Das graue Walmdach hob sich kaum vom sandgrauen Hintergrund einer Düne ab. Die Front des Gebäudes war blau getüncht, die Fenster waren tief und schwarz

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