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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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rief ich nach vorne.
    »Komm her, komm her«, sagte der Lama. Ich schob mich an den anderen Wartenden vorbei bis zum Lama. Er bedeutete mir, mich zu setzen. Ich ging in die Hocke. Er spuckte in seine rechte Hand und versetzte mir eine Backpfeife aufs linke Ohr, dass es klingelte. »Du bist gesegnet«, verkündete er. Er griff eine Feldflasche aus der Kühltasche, zog den Korkstöpsel heraus, nahm meine Hand, formte sie zu einer Schale und schüttete etwas hinein. »Trink!«
    Es war Reiswein, so klar und wohlschmeckend wie Weißwein. Während ich trank, zog er einen Knochen unter seinem Hintern hervor, das verkohlte Schulterblatt eines Hammels oder einer Ziege. Er betrachtete den Knochen und murmelte etwas vor sich hin. »Du wirst reiche Beute machen in der Schwarzen Stadt. In Kara Khoto« sagte er.
    »Will ich denn nach Kara Khoto?«
    »Und wie du das willst!«, sagte der Lama. »Weil du, wie alle Amerikanskis, diesen Unsinn von Shambala im Ohr hast. Das östliche Atlantis. Das mongolische Dorado. Gold, ewige Jugend, ganze Rudel leichter Mädchen. Oder bist du nicht wegen Shambala hier?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Lama sagte etwas in einer anderen Sprache, und die versammelte Menge brach in Gelächter aus. Er fuhr in einem psalmodierenden Ton in Englisch fort: »Wenn die Zeit reif ist, wird der letzte König von Shambala zu einer letzten Schlacht gegen das Böse antreten. Seine Kohorten werden siegen und das Böse vertilgen, das Goldene Zeitalter wird anbrechen, das Reich des Buddha Maitreya. Wie die Lotosblüte aus dem Sumpf, wird das Lichtreich aus den Trümmern der Erde wachsen. - Habe ich jedenfalls kürzlich im Time Magazine gelesen!« Er lachte krähend. »Shambala Scheißala.«
    »Ich soll also nicht nach Kara Khoto?« Ich kannte Kara Khoto, es existierte als Vorort von Terrania. Es war nicht die vornehmste Adresse. Die Ruinen der uralten Stadt waren niemals ganz abgetragen worden; sie lagen - in meiner Welt, in meiner Zeit - unter einem gigantischen Zeltdach aus Terkonitgewebe.
    »Und wie du nach Kara Khoto sollst!«
    »Um was dort zu finden?«
    »Erleuchtung«, sagte der Lama und krähte wieder. »Als der Schwarze König der Mongolen sah, dass er die Heere der Ming nicht würde besiegen können und dass seine Stadt zu einem elenden Sterben verurteilt war, weil die Ming-Soldaten die Wasser des Schwarzen Flusses umgeleitet hatten, damit die Brunnen der Stadt versiegten, da ließ er einen Brunnen graben, tiefer als alle Brunnen der Welt, dreihundert Meter tief, auf der Suche nach dem uralten Wasser der Erde. Doch so tief er auch graben ließ: Wasser fand er nicht. Da wusste er, dass seine Gärten verdursten würden, die Quitten und Aprikosen, die Mispeln und Zitronen, das Vieh und zuletzt der Mensch. Als die Wasser verbraucht waren, befahl er, alle Tiere zu schlachten und ihr Blut zu trinken. Dann warf er, was er an Gold und anderen Kostbarkeiten besaß, in den tiefen, nutzlosen Schacht, den er hatte graben lassen. Anschließend tötete er eigenhändig seine Familie. Danach versammelte er seine Soldaten um sich und zog mit ihnen vor die Tore der Stadt in die letzte Schlacht, um zu sterben.«
    »Wieder aus dem Time Magazine?«, fragte ich.
    Er gab mir eine neue Ohrfeige und sagte: »Wahrheit.«
    »Wie komme ich nach Kara Khoto?«
    »Lass mich nachdenken.« Der Lama schloss die Augen, wiegte eine Weile lang seinen Oberkörper hin und her. Endlich schlug er die Augen auf und sagte: »Die beiden langen Dinger unter deinem Hintern nennt man Beine.
    Lauf damit. So kommst du nach Kara Khoto.« Er versetzte mir eine dritte Ohrfeige. Ein Murmeln ging durch die Menge. Ich rieb mir die linke Wange.
    »Drei Ohrfeigen!«, raunte mir Endrit zu. »Du bist wahrlich gesegnet!«
    Die Eisenbahnlinie von Lanzhou nach Zhangye und Gaotai war für Zivilisten gesperrt; gerüchteweise sollten die Chinesen dort, im südwestlichen Gebiet der Wüste Alashan, ein neues Atomwaffentestgelände errichten. Der Bahnhofsvorplatz war derart mit seriös dreinblickenden jungen Soldaten gefüllt, dass wir keine weitere Nachfrage wagten - zumal alle soldatischen Augen auf mir ruhten, dem US-amerikanischen Spion.

Wir reisten also zurück nach Lanzhou und von dort nördlich bis Wuhai. Selbst die Fahrkarten dorthin hatte ich nicht selbst am Schalter erworben, sondern sie von Endrit kaufen lassen - mit einem Aufschlag Kurtaxe für meinen geschäftstüchtigen Begleiter.
    Im Zug gerieten wir in einen Waggon, in dem einige Hundert Schüler unverdrossen

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