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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Lidern war alles weiß. Weiße Schollen trieben dahin, trudelten, überschlugen sich träge. Langsam baute sich daraus wie aus weißen Puzzleteilen ein weißer Raum um Farashuu auf. Sie schaute. Es strengte sie an. Das Weiß flirrte.
    »Fari?«
    Sie reagierte nicht, weil niemand sie bei diesem Namen nannte. Niemand hatte sie seit ewigen Zeiten bei diesem Namen genannt.
    »Fari!« Es klang wie ein Streicheln. Gegen ihren Willen öffnete sie die Augen. Sie betrachtete das Bild einer Frau auf der weißen Wand, einer weißen Frau mit weißem Gesicht und weißen Augen.
    »Hallo, Mutter«, sagte sie tonlos. »Du bist tot«
    »Ja. Schade. Das tut mir leid«, sagte ihre Mutter.
    Die Wände waren nun in unruhiger Bewegung, schlugen Wellen, hoben und senkten sich wie Segel in einer auffrischenden Brise. Farashuu sah dem Spiel eine Weile lang zu. Dann widmete sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder der weißen Frau. »Du bist tot und ich träume von dir.«
    Ihre Mutter seufzte. »Träumen? So würde ich das nicht nennen.«
    »Wie würdest du es nennen?« Farashuu wollte sagen: Sieh dich doch um! Wo sind wir hier? Das ist eine Traumlandschaft, was sonst?
    Tatsächlich zeichnete sich hin und wieder der Umriss einer Landschaft ab, unscharf, vorübergehend wie in einem heftigem Schneegestöber. Bauwerke, Plätze, Gewächse glitten ineinander, übereinander her, durchkreuzten sich. Lange Konvois von Bildern. Glasbäume. Knöchel. Bienen. Lichtsteine. Lippen. Milch. Worte. Motte. Haar. Gelächter. Gewitter. Druuf. Ein Zeigefinger auf ihren Lippen. Lider, die sich schlossen, die sie von außen sah, bestreut mit Mikrorosen, die aufblühten und einen Duft verströmten von Tau und Honig.
    »Ich habe kein einfaches Wort dafür«, sagte ihre Mutter. »Die anjumistischen Mentalarchitekten nennen es eine Mnemogene Autoinformation. Eine komplexe und limitiert interaktive mnemotechnische Botschaft.«
    »Aha«, sagte Farashuu und überlegte. »Du willst sagen: Du bist so etwas wie eine Erinnerung.«
    Die Frau lächelte schmerzlich. »Ja, eine Erinnerung. Ich weiß, dass ich tot bin, wenn ich mit dir spreche. Und ich fürchte, ich bin nicht bei dir, um dir eine gute Nachricht zu bringen. Es tut mir so leid, Fari.«
    »Sei nicht so weinerlich. Und nenn mich nicht Fari. Ich bin eine Präfidatin. Die beste Präfidatin, die das Rote Imperium je hatte. Besser als eine ganze Armee Reguläre!«
    Ihre Mutter lächelte. »Farashuu«, sagte sie, »ich weiß nicht, ob du dich an Dayo erinnerst. Er war dein älterer Bruder. Das Imperium hat ihn zu einem Präfidaten gemacht. Er war der beste Präfidat, den das Rote Imperium je hatte. Johari Ifama hat ihn in die Schlacht von Saix Dormur geschickt. Ihn und zwei weitere Präfidaten mit ihren Fluidomen. Es war eine große Schlacht, Farashuu. Das Juwel unter den Schlachten, wie Sakister Liebchen zu sagen beliebte. Kein Saixxa hat sie überlebt. Und kein Präfidat.«
    »Ich erinnere mich nicht«, sagte Farashuu störrisch. »Du sagst, du erinnerst dich nicht, aber das stimmt nicht. Du erinnerst dich, denn ich will, dass du dich erinnerst.«
    »Nein.«
    »Sayblee«, sagte ihre Mutter.
    »Was ist das? Ich will das nicht hören!«, schrie Farashuu und stampfte mit den Beinen auf im ... nirgends. Es gab keinen Laut. Alles war wieder weiß. Ungegenständlicher Schnee.
    Wo war die ganze verdammte Realität?
    Sie stand vor der Wand, und die Wand war ein Spiegel geworden. Ein nacktes Mädchen. Keine Quantronische Armierung. Kein Helm. So also sah sie aus. Farashuu. Aller Waffen entkleidet.
    »Sayblee. Deine Schwester.«
    Farashuu sah ein zweites Mädchen neben sich stehen. Schmal. Bis ins tiefste Innere erschrocken. Die Augen schimmernd vor Angst. Sayblee.
    »Meine Schwester.«
    »Deine Zwillingsschwester.«
    »Ich erinnere mich nicht«, sagte Farashuu und kniff die Lider zu. Aber es half überhaupt nichts. Sie sah alles, hörte alles.
    »Du sagst, du erinnerst dich nicht, aber das stimmt nicht. Du erinnerst dich, denn ich will, dass du dich erinnerst.«
    »Ja«, gab Farashuu zu. »Ich erinnere mich an Sayblee.«
    »Wir haben sie freigekauft. Sie war so schwach, Farashuu. Du warst so stark. Du bist immer so stark gewesen. Du hast das Transpathein angenommen wie - wie Muttermilch. Du hast die Quantronische Armierung angenommen ohne jede Trübung, ohne Zerwürfnisse in deinem Selbst. Anders als es Sayblee ergangen wäre. Sie wäre so früh gestorben. Du hast sie gerettet, Farashuu.«
    »Ich rette niemanden!«, empörte sich

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