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PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion

Titel: PR Rotes Imperium 03 - Die Zukunftsbastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Alles einfach so?«
    »Ganz so einfach war es nicht«, protestierte der Mann, der sich Cantarella nannte. »Die Puppe ist ein ziemlich exaktes biomorphes Imitat. Ohne Jerrys Hilfe hätte ich dich kaum abfangen und gegen das Imitat austauschen können. Von Jerrys Hilfe bei der Anlage unserer Station auf der ZUKUNFT IN HERRLICHKEIT einmal ganz zu schweigen. Wenn du wüsstest, was uns dieses Unternehmen gekostet hat! Jerry jedenfalls ...«
    »Jerry, die Wunderlampe«, unterbrach Rhodan.
    »Jerry ist eine Abkürzung für Jeremias«, erklärte Cantarella.
    »Wie der Prophet Jeremias«, mischte sich die Tiffany-Lampe ein und fuhr mit leicht modulierter, voluminöserer Stimme fort: »Hätte ich doch eine Herberge in der Wüste! Dann könnte ich mein Volk verlassen und von ihm weggehen. «
    »Jeremias ist eine Quantronik«, sagte Cantarella. »Allerdings eine außergewöhnlich hochbegabte Quantronik. Geradezu ein Prophet.«
    »Hat er sich diesen Namen selbst gegeben?«, fragte Rhodan.
    »Nein«, sagte Cantarella.
    Natürlich nicht, dachte Rhodan. Warum sollte sich eine Maschine einen Namen geben wollen?
    »Ein einzelner Name würde mir nicht gerecht«, sagte die Quantronik. »Ich brauchte 100 Namen und mehr, um all meine Facetten zu bezeichnen.«
    »Die Bescheidenheit deiner Maschine ist eine wahre Zier«, lobte Rhodan.
    »Ich bin nicht seine Maschine«, berichtigte die Quantronik. »Ich bin niemandes Herr und niemandes Knecht. Ich habe mich den Anjumisten aus Überzeugung angeschlossen.«
    »Wollen wir uns nicht setzen und ein Tässchen Tee nehmen? Ich habe hier echten Gravy Wind. Original aus einem Anbaugebiet südlich von Leyden City. Wir haben noch genug Zeit.«
    »Einundsiebzigeinhalb Minuten, um genau zu sein«, mischte sich die Quantronik ein.
    »Und dann?«, fragte Rhodan.
    »Dann kommt unser Taxi.«
    Rhodan unterdrückte den Impuls, aus einem Traum aufwachen zu wollen. Er musste lernen, diese unwirklich anmutende Szene zu akzeptieren: Er picknickte zusammen mit einem hageren, älteren Herrn und einer farbenfrohen Denkmaschine, die sich für einen Propheten hielt, auf der Hülle von Johari Ifamas Flaggschiff.
    Darwin Cantarella hatte das Oberteil seines Raumanzuges zur Seite geklappt. Er trug einen Schal von leicht schimmernder, feiner Wolle, wahrscheinlich Kaschmir. Wäre Rhodan diesem leicht exzentrischen Herrn mit dem schütteren, aber sorgsam gescheitelten weißen Haar und dem grauen Vollbart am Flussufer des Avon in Worcestershire, Gloustershire oder einer anderen englischen Grafschaft begegnet, irgendwann am Rand des späten 19. Jahrhunderts, wäre es ganz in der Ordnung gewesen. Nur ein weiterer spleeniger Lord mit seinem noch spleenigeren Spielzeug, einer sprechenden Lampe.
    An diesem Ort aber wirkte der Mann deplatziert.
    Aber wirkte nicht die gesamte Menschheit deplatziert im Roten Universum? Hatte sie sich nicht verirrt, war ein Fremdkörper geblieben in diesem Kosmos?
    Cantarella reichte ihm eine dampfende Tasse Tee. Rhodan nahm sie, nippte. Der Tee war heiß und gut und belebte ihn. »Warum sind wir hier nicht längst entdeckt worden?«
    Cantarella sagte: »Man entdeckt nur, wonach man sucht. Wir emittieren keinerlei Energie. Für die Schiffskontrollroutinen sind wir nur ein Häuflein Dreck auf einer Oberfläche von über 20.000 Quadratkilometer. Einen Stippen, den man spätestens mit dem nächsten Durchflug einer Sonnenatmosphäre abwischt.«
    »Aber wir sind biologisches Material«, wandte Rhodan ein. »Das könnte bei einem Routineabtasten auffallen.«
    »Normalerweise schon«, gab Cantarella zu. Er wies in den Raum. »Aber im Augenblick ist das All vergleichsweise gesättigt mit biologischem Material. Mit den Leichen der Houhhom.«
    Rhodan nickte. Ohne mich, ohne meinen Job als Privatdetektiv, ohne die Gazini-Smaragde sähe es hier anders aus.
    »Schuldgefühle?«, fragte die Quantronik. Rhodan starrte sie an. »Pardon für diesen Anfall von Allwissenheit«, sagte die Maschine. »Aber es war wirklich nicht allzu schwer, zu berechnen, wofür Ifama dein Bewusstsein ins Symposion geladen hatte.
    Rhodan nahm einen Schluck. »Ich muss eure Welt besser verstehen lernen. Was exakt sind Quantroniken? Was unterscheidet sie von Positroniken oder Syntroniken?«
    Cantarella tupfte sich die Lippen mit seinem Kaschmirschal ab. »Jede Quantronik ist ein weiterentwickelter Quantencomputer. Jeder - auch der primitive Quantencomputer - führt im Prinzip unendlich viele Rechenoperationen parallel aus, also zeitgleich.

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