PR TB 001 Planet Der Mock
der volle Mond aus den Wolken hervor und warf sein
gespenstisches Licht auf die verwüstete Landschaft. Überall
strömte das Wasser in reißenden Bächen durch Täler
und breite Rinnen, sammelte sich in wirbelnden Strudeln und suchte
sich den Weg in die Ebene hinab, die sich bald in ein flaches Meer
verwandeln würde. Wenn er einen geringfügigen Umweg in Kauf
nahm, konnte er die Ebene meiden und über einen sanften
Höhenrücken zum Waldrand gelangen, wo das fremde Raumschiff
stand.
Am Ufer eines Wildbaches entlang arbeitete er sich durch das
dichte Gestrüpp einer Böschung und gelangte auf ein
felsiges Plateau, wo ihm das Wasser nicht mehr viel anhaben konnte.
Tapfer stemmte er sich gegen den stärker werdenden Wind, der ihm
ganze Eimer nasser Kälte ins Gesicht schüttete. Er atmete
auf, als links das Gestrüpp dicker wurde und Schutz gegen den
aufkommenden Sturm bot. Mehr als einmal mußte er über
Bäche springen oder sich an überflutete Steine klammern, um
nicht fortgespült zu werden. Dann endlich stieg das Gelände
wieder an, und es wurde trockener.
Zwei Stunden vergingen, und sie verlangten Arsas letzte
Kraftreserven. Aber er hatte ein Ziel vor Augen, das er erreichen
mußte, wollte er jemals wieder in die Stadt zurückkehren.
Wollte er das überhaupt?
Erst jetzt begann er sich Gedanken darüber zu machen, wie
seine Lehrer und insbesondere der Senat seinen verbotenen Ausflug
aufnehmen würden. Was würde Bral dazu sagen? Sicher
verstand er seine Motive, aber ob er deshalb auch die Methode
billigen würde? Seinen Äußerungen war zu entnehmen,
daß die Senate der Städte zwar eine offizielle
Kontaktaufnahme mit den Fremden planten, aber nicht so recht wußten,
wie sie das anstellen sollten.
Vielleicht kam er ihnen mit seinem kühnen Ent schluß
zuvor. Auf der anderen Seite hätte sich sein Vater längst
gemeldet, wenn seine Bemühungen erfolgreich gewesen wären.
Also hielt man ihn gefangen, und er, Arsa, würde ihn befreien
müssen.
Erste Bäume kündigten den nahen Wald an. Es waren
riesige Gebilde, die bis in die niedrig ziehenden Wolken zu ragen
schiene n. Der Durchmesser der Stämme betrug oft bis zu zwanzig
Meter, aber die Rinde war so rauh und voller Risse, daß er im
Falle einer Verfolgung gut in ihr oder gar auf den Bäumen selbst
ein Versteck finden konnte.
Der Regen hatte nachgelassen, auch der Sturm schien sich ausgetobt
zu haben. Immer öfter
kam der Mond zum Vorschein und warf sein bleiches Licht auf die
unwirkliche Landschaft. Noch höher als die Bäume des Waldes
hob sich der Schatten des fremden Schiffes gegen den dämmerigen
Horizont ab. Rechts davor glimmten noch die Lagerfeuer der Drags. Ab
und zu bewegte sich träge eine dunkle Gestalt. Die Drags waren
neben ihren Feuern eingeschlafen. Beim Schiff war alles ruhig. Hoch
über dem Erdboden war eine runde, hell erleuchtete Luke.
Dahinter mochte einer der Fremden sitzen und Wache halten. Es war für
Arsa völlig unmöglich, zu ihm zu gelangen. Welchen Sinn
hätte es auch jetzt mitten in der Nacht?
Er schlich sich weiter, auf die verglimmenden Lagerfeuer zu. Die
Wärme tat ihm gut, und er spürte, wie die Feuchtigkeit und
Kälte aus seinen Gliedern vertrieben wurde. Vielleicht war es
gut, hier einen Augenblick zu verweilen. Die Drags schliefen.
Aufgewärmt und ge trocknet sah die Welt wieder ganz anders aus.
Im Osten begann es bereits zu dämmern, als Arsa seinen
Entschluß faßte. Er mußte in das Schiff der Fremden
gelangen, wenn er etwas über das Schicksal seines verschollenen
Vaters erfahren wollte. Vielleicht boten die mächtigen
Metallrohre, auf denen der gewaltige Schiffskörper ruhte und die
mit ihrem Einsinken eine halbe Stadt der Mock zerstört hatten,
eine Aufstiegmöglichkeit.
Er entfernte sich von dem Feuer, in dessen Nähe er zusammen
mit den schlafenden Drags die Nacht verbracht hatte. Die auf dem
Boden liegenden Riesen waren wie Fleischberge, nur dürftig mit
dem Fell einheimischer Vierbeiner bedeckt und sich im Schlaf nur
wenig bewegend. Ihre überdimensionalen, aber primitiven Waffen
lagen oder standen achtlos herum. Keulen, Speere und auch einige
Bogen, deren Pfeile bis zu zwanzig Meter lang waren. Damit wurden die
vierbeinigen Raubtiere mit einigem Erfolg gejagt, während sie
gegen angreifende Gedankenbilder völlig versagten. Bei ihnen
half nur schleunige Flucht.
Arsas tastende Hände berührten etwas anderes als feuchte
Erde oder Gestein. Es war nachgiebig und doch fest. Darunter bewegte
es sich. Eine
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