PR TB 002 Der Große Denker Von Gol
lediglich darum bemüht
sei, sich über sich selbst Klarheit zu verschaffen. Daß er
dazu ein gutes Recht hatte, konnte doch wohl niemand bestreiten.
Er versuchte zu erfassen, wer der Jemand’ war. Seine
Gedanken tasteten sich vor. Sie berührten ein fremdes
Bewußtsein. Sie wurden neugierig und tasteten tiefer. Und
plötzlich wurde Reginald Bull eines neuen Erkenntnisstromes
gewahr, der ihn durchfloß. Er verstand plötzlich, daß
die schimmernden Energiebahnen, die zum Teil auf ihn zukamen, zum
Teil sich von ihm fortbewegten, einem ganz bestimmten Zweck dienten.
Sie waren dazu da, eine Falle zu legen. Jemand sollte getäuscht
und dazu veranlaßt werden, seine Vorsicht abzulegen.
Wer das war, den man täuschen wollte, davon hatte Reginald
Bull zunächst noch keine Ahnung. Er sah sich um. Das heißt,
er tat etwas, was man mit ,umsehen’ hätte beschreiben
können. In der Ferne nahm er ein strahlendes, großes
Gebilde wahr, dessen Schönheit ihn mit Freude und Begierde
zugleich erfüllte. Natürlich wußte er nicht, was es
war. Es war eben ein Gebilde, und es war nichts weiter als natürlich,
daß jedermann es gerne haben wollte, weil es so schön war.
Es schien kugelförmig zu sein, und es leuchtete in den
prächtigsten Farben.
War das der Jemand, dem eine Falle gestellt werden sollte?
Der Gedanke gefiel ihm nicht, und aus dem fremden Bewußtsein
entnahm er auch sofort die Antwort: „Nein, das ist es nicht.
Wir wollen es haben; aber die, denen wir eine Falle stellen, sind
die, die in dem Ding leben.“
Reginald Bull hielt nach innen Ausschau. Er sah auf der Ebene, die
sich um das strahlende, unvergleichlich schöne Ding herum
ausbreitete, eine Schar schwacher Lichtpunkte sich bewegen.
Aha, das müssen sie sein, dachte er.
Jetzt empfand er selbst Unbehagen. Es war ihm, als bestände
zwischen ihm und den Lichtpunkten irgendeine Verbindung. Er kam sich
auf einmal wie ein Verräter vor, hier zu stehen, Energie
aufzusammeln und sie gebündelt weiterzugeben, nur um die
Lichtpunkte dort drüben in eine Falle zu locken. Wer waren sie?
Warum sollte man sie täuschen?
Ihnen gehörte anscheinend das strahlende Ding, das jedermanns
Begierde erweckte. Wenn das
so ist, entschied Reginald Bull mit einer Logik, die dem Wesen
neben ihm völlig fremd war, dann sollten wir ihnen das Ding
lassen und uns nicht weiter darum kümmern.
Er überlegte, ob er das seinem Nachbarn, der soviel Unbehagen
verspürte, klarzumachen versuchen sollte. Er ließ die
Absicht jedoch wieder fallen, da er wußte, daß der
Nachbar für eine solche Ansicht niemals Verständnis
aufbringen würde.
Er hatte damit, ohne daß es ihm bewußt wurde, einen
wichtigen Schritt vollzogen. Er vermochte jetzt seinen Nachbarn
einzuschätzen. Er wußte nicht, wer er war; aber er kannte
den Inhalt seines Verstandes in großen Zügen und wußte,
was er ihm zutrauen durfte und was nicht. Er konzentrierte sich
wieder auf die leuchtenden Punkte, und plötzlich kam es ihm vor,
als schwebe er selbst in entsetzlicher Gefahr. Er erschrak zutiefst -
bis er erkannte, daß es die Leuchtpunkte waren, die in Gefahr
schwebten, und daß er sich selbst in diesem Augenblick der
Furcht mit den Leuchtpunkten identifiziert hatte.
Warum war das so?
Er war davon überzeugt, daß hier ein großes,
wichtiges Rätsel verborgen liege, und fing an, darüber
nachzudenken.
Er machte sich mit solchem Eifer an diese Aufgabe, daß das
Bewußtsein des Wesens neben ihm weiter zur Seite gedrängt
wurde. Es verfluchte seine Schwäche; aber es hatte ganz einfach
keine Möglichkeit, dem ungestümen Geist des Fremden in
seinem Körper Widerstand entgegenzusetzen.
12.
„Sechsundzwanzigster April zweitausendsechsundachtzig,
neunzehn Uhr elf Terrania-Zeit. Aufzeichnung durch Thomas Keenan.
Die wissenschaftliche Abteilung hat heute ihre übliche
Untersuchung der Schiffsaußenhaut vorgenommen. Vor drei Wochen,
bei der letzten Untersuchung, war noch alles in Ordnung. Heute ist
jedoch etwas recht Erstaunliches festgestellt worden. Bekanntlich
enthält das Plastikmetall der Hülle einen gewissen Anteil
Technetium zur Verhinderung der Korrosion. Im Gleichgewicht gibt es
immer einen gewissen Anteil von Technetium-neunundneunzig-Kernen, die
sich in einem angeregten, isomeren Zustand befinden. Dieser Anteil,
bisher verschwindend gering, ist jetzt offenbar ungewöhnlich
groß. Mehr als zehn Prozent aller Technetium-Kerne werden als
das Sechs-Stunden-Isomer gefunden. Natürlich haben wir wieder
keine
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