PR TB 005 Die Verhängnisvolle Expedition
Basis möglich. Aber
warum man ihn, Tifflor, zum Expeditionsleiter ernannt hatte, erschien
dem Oberst unverständlich. Gewiß, es gab ein Prinzip, nach
dem Mutanten möglichst nicht mit Aufgaben belastet werden
durften, die nicht unmittelbar in den Bereich ihrer parapsychischen
Fähigkeiten fielen - aber da war ja noch Captain Raleigh. Roger
Raleigh hatte sich als Kommandant der K-35 seit langem bewährt.
Er wäre Garantie genug für den Schutz der Expedition und
des Schiffes gewesen. Tifflor sah keinen Grund, weshalb man
ausgerechnet ihn, den Flottenoffizier im Z.b.V.-Stab, mit einer
ausgesprochenen Routineangelegenheit betraut hatte.
Ganz in seine Gedanken vertieft, hatte er das Scharren von
Stiefeln und das Zuschlagen des Zentraleschotts überhört,
als Jamasaki gegangen war. So schrak er unwillkürlich zusammen,
als sich Marshalls Hand auf seine Schulter legte. Über das
Gesicht des Telepathen huschte ein farbloses Lächeln.
»Unzufrieden, Tiff?«
Wenn die beiden Männer allein waren, pflegten sie sich mit
den Namen anzureden, die sich unter Freunden eingebürgert
hatten. So verwendete Marshall Tifflors Spitznamen, der noch aus
seiner Ausbildungszeit stammte, während Tifflor den Freund mit
dem Vornamen ansprach.
Tifflors Mund verzog sich in der Andeutung eines Grinsens.
»Erraten, John. Haben Sie meine Gedanken gelesen?«
Marshall streckte in gespielter Entrüstung die Hände von
sich. »Wo denken Sie hin, Tiff! Ich wäre der letzte, der
es sich herausnähme, gegen die Gesetze des Mutantenkorps zu
verstoßen. Außerdem: selbst ein Nichttelepath könnte
Ihre Gedanken lesen. Sie stehen nämlich in Ihrem Gesicht
geschrieben wie in einem offenen Buch. Soll ich Ihnen sagen, was Sie
jetzt denken? Sie denken: >Welcher Etappenbulle hat mir bloß
diesen Routineauftrag angehängt?< Habe ich recht?«
»Halten Sie es etwa nicht für Routine«, sagte
Tifflor erregt,
»sich von der zim Schulschiff degradierten GOSHUN gemächlich
vierunddrei-ßigtausend Lichtjahre weit als Passagier befördern
zu lassen, nur um dann mit einem Beiboot zwei Lichtstunden weit zum
einzigen Planeten einer halbtoten Sonne zu navigieren, zwei Wochen
den Wissenschaftlern untätig bei der Arbeit zuzusehen und dann
wieder in den Bauch der GOSHUN zurückzukriechen?«
Marshall antwortete nicht gleich. Er ließ sich auf der
Seitenlehne des Kommandantensessels nieder. Sein Gesicht wirkte
plötzlich sehr ernst.
»Ich wünschte mir, die Dinge lägen so einfach, wie
Sie sie sehen, Tiff. Aber leider weiß ich es besser, denn ich
war schon einmal auf Gom, wenn auch unfreiwillig und unter wesentlich
ungünstigeren Bedingungen, als es jetzt geschieht. Und ich sage
Ihnen aus Erfahrung: Die Expedition nach Gom ist keine
Routineangelegenheit. Die intelligente Lebensform dieses Planeten,
die wir der Einfachheit hal
ber ebenfalls Gom getauft hatten, ist unseren Vorstellungen nicht
nur äußerlich, sondern vor allem in seiner Denkart so
ungeheuer fremd, wie es nur ein Wesen aus einem anderen Weltall sein
kann.«
Tifflor zuckte die Schultern.
»Na schön, John. Ich verkenne nicht, daß es
Schwierigkeiten mit der Verständigung geben wird. Aber das ist
in erster Linie Ihr Problem. Ich weiß nicht recht, wie ich
Ihnen als Nichttelepath bei dieser Aufgabe helfen könnte. Das,
was zur allgemeinen Sicherheit zu tun ist, kann Captain Raleigh
ebenso gut wie ich erledigen. Dazu hätte das Flottenkommando
keinen Z.b.V.-Mann einzusetzen brauchen.«
Um Marshalls Augen zuckte es plötzlich verdächtig.
»So, das Flottenkommando hat Sie also geschickt…«,
sagte er gedehnt.
»Wer sonst?« brummte Tifflor unwillig. »Glauben
Sie etwa, ich hätte mich freiwillig gemeldet?«
Marshall wandte sich ab, damit der Freund nicht den Schalk in
seinen Augen sehen konnte. »Ein Z.b.V.-Mann wie Sie -und dann
freiwillig zu einem Routinekommando melden…? Das würde
allerdings nicht mal ein Greenhorn glauben.«
Sprach’s und verschwand mit langen Schritten aus der Zentrale.
Tifflor war allein rnit seinen Gedanken. Er war nicht so naiv,
um die Doppeldeutigkeit von Marshalls Worten nicht zu begreifen.
Aber worin sie begründet lag, das fand er nicht heraus.
Gewiß, Schwierigkeiten waren zu erwarten. Aber gab es die
nicht auf jedem unerforschten Planten und mit jeder fremden Rasse?
Solche Begegnungen waren jedoch schon alltäglich für die
sich rasch ausbreitende Menschheit geworden.
Marshall sah die kommende Kontaktaufnahme zweifellos in, zu
düsterem Licht. Er war
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