PR TB 006 Die Tochter Des Roboters
Er hatte sozusagen
aus dem Stegreif gesprochen. Aber das Ziel war erreicht. Das Mädchen
konzentrierte sich jetzt auf seinen Befehl. Sie dachte nach. Leise
stand Ron auf. Er brachte sein noch halbvolles Glas zur Bar zurück
und leerte es aus. Lassarp war ein herrliches Getränk. Aber es
gab Augenblicke, da brauchte man ganz einfach ein Bier. Ron öffnete
eine Dose, setzte sie an und trank sie in einem Zug leer. Das kühle
Getränk erfrischte ihn. Es schien seinen Gedanken neuen Auftrieb
zu geben. Sie bewegten sich schneller und eine verblüffende Idee
formte sich.
Wie sprengt man ein Privatdepot in die Luft ?
In Privatdepots verwahrten die Arkoniden alles auf, was so wichtig
war, daß sie es ihrer eigenen Obhut nicht anvertrauen möchten.
Es gab eine Redewendung, die >so sicher wie mein Privatsafe<
hieß. Sie drückte aus, daß es keinen sicheren Platz
auf ARKON gab als einen Safe in einem Privatdepot. Die Redewendung
hatte natürlich ihre Hintergründe. Seit Jahrtausenden hatte
es keinen
erfolgreichen Einbruch in ein Depot gegeben. Auch Anschläge
anderer Art, wie zum Beispiel die Vernichtung eines gesamten Depots
als Racheakt gegenjemand, der große Teile seines Vermögens
in einem Safe deponiert hatte, waren niemals zur Ausführung
gekommen. Das Depot Morrazal aber war einfach in die Luft geflogen,
und dazu noch im richtigen Augenblick. Gerade so, wie Aina im
richtigen Augenblick verschwunden wäre, wenn Ron nicht die Natur
des Teletransportfeldes erkannt und die Gefahr gewittert hatte. Wie
war das möglich? Wie konnte dem Unbekannten sozusagen im
Handumdrehen etwas gelingen, woran wenigstens hundert Generationen
arkonidischer Einbrecher und Banditen hoffnungslos gescheitert waren?
Die Antwort lag auf der Hand. Mit einem Teletransportfeld konnte man
jede Art von Bombe in ein Depot schmuggeln, ohne daß die
Warngeräte auch nur den geringsten Verdacht faßten. Sie
sprachen auf Dinge an, die gegenständlicher waren als ein
viereinhalbdimensionales Kraftfeld. Es gab keine andere Erklärung.
Weil aber Leute, die die notwendigen Geräte zur Erzeugung von
Teletransportfeldern besaßen, nicht gleich dutzendweise
herumliefen, war es mehr als wahrscheinlich, daß zwischen der
Explosion des Depots und der versuchten Entführung Ainas ein
Zusammenhang bestand. Zumindest schienen die gleichen Leute hinter
beiden Ereignissen zu stecken. Ron trank die zweite Dose leer und
beglückwünschte sich. Er hatte geglaubt, es wurde Wochen
der Vorermittlung bedürfen, um wenigstens eine Spur zu finden.
Statt dessen kam Aina zu ihm und präsentierte ihm einen Teil der
Geschichte. Argwohn stieg ein zweites Mal in ihm auf. War das
Zusammentreffen nicht zu auffällig? War Aina eine Agentin? Nein,
Ron war nicht bereit zu glauben, daß das Mädchen log. Es
war nur ein Gefühl, das ihm sagte, sie meinte es ernst. Aber das
Gefühl war deutlich. Aina befand sich in Gefahr. Ihre Angst war
echt. Es war seine, Rons Aufgabe, das Mädchen zu schützen,
um des terranischen Interesses und anderer Gründe willen. So
weit war er mit seinen Gedanken gekommen, als Aina plötzlich aus
ihrem Sessel aufschrak.
»Ich weiß es!« stieß sie hervor. Gleich
darauf schwächte sie die Behauptung wieder ab. »Das heißt,
ich hoffe, es hat etwas mit der Sache zu tun.«
Der suggestive Bann war gebrochen. Ron kehrte zu seinem Platz
zurück und setzte sich Aina gegenüber.
»Erzählen Sie«, bat er.
2.
»Ich sollte zuvor sagen«, begann Aina, »daß
Ezza und ich sehr gute Freunde waren. Dazu kommt, daß wir beide
von der gleichen Welt stammen. Sie werden selbst schon festgestellt
haben, daß zum Beispiel Sie sich mit einem Terraner besser
verstehen als mit einem Arkoniden, selbst wenn Sie die arkonidische
Sprache völlig beherrschen.«
Ron nickte.
»Ja, das ist so«, gab er zu.
»Ich nehme an, es liegt an der Denkweise«, fuhr Aina
fort.»Aufjeden Fall gab es zwischen Ezza und mir niemals ein
Mißverständnis. Ich verstand alles, was sie sagte und sie
verstand alles, was ich sagte.«
Ron hörte ihr aufmerksam zu.
»Sie haben mich zum Nachdenken angehalten«, erklärte
das Mädchen. »Ich wollte zuerst sagen, daß ich keine
Ahnung hatte, worin Ezza verwickelt war. Aber inzwischen ist mir
etwas eingefallen. An einem Abend, als ich sie besuchte, wirkte sie
niedergeschlagen und traurig, vielleicht auch ein bißchen
ängstlich. Ich fragte sie, was ihr fehlte und sie gab mir eine
Antwort, die ich nicht verstand. Sie wechselte gleich darauf das
Thema. Sie schien
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