PR TB 009 Invasion Der Puppen
Pionierfamilien dahin. Nur
allmählich paßten sich die Terraner der neuen Situation
an.
Kersh schrak zusammen, als ein Poltern im unteren Stockwerk hörbar
wurde. Schnell stellte er seine gewohnten Gesichtszüge wieder
her und schloß die Tür auf. Er hörte Dilian in der
Küche rumoren. Kersh stand überlegend an der Tür. Wenn
er hinunterging, würde ihn Dilian beschimpfen, aber wenn er es
nicht tat, würde Dilian heraufkommen und ihm hier oben eine
Szene machen.
Kersh zuckte mit den schmalen Schultern und stieg lautlos die
Treppe hinab. Er hatte den Gang einer schleichenden Katze, er bewegte
sich mit hängenden Schultern und eingeknickten Knien.
Als er in die Küche trat, hockte Dilian am Tisch. Er hatte
seine Beine weit ausgestreckt. Vom Schaum der Bewässerungsanlagen
hatte sich eine helle Schmutzschicht auf den Spezialstiefeln Dilians
gebildet. Kershs Adoptivvater hatte eine Dose geöffnet und
stocherte mürrisch darin herum. Ein Becher mit Bier stand auf
dem Tisch.
Dilian hatte seine Arbeitsjacke nicht abgelegt, aber sie war
geöffnet und hing an beiden Seiten neben dem Stuhl herunter.
Kersh sah das Essen und verspürte Hunger. Dilian blickte auf.
Seine Haare waren von der Nährmittelsäure gebleicht, was
seine schwarzen Augen noch düsterer wirken ließ.
Er deutete mit dem Messer auf den zweiten Stuhl.
„Setz dich", knurrte er.
Kersh kam der Aufforderung nach. Dilian aß schmatzend und
wischte immer wieder mit dem Handrücken über den Mund. Er
schob Kersh den Becher entgegen.
„Trink!" forderte er.
Kersh fühlte sich unbehaglich. Dilian war nicht gerade grob,
aber er schien irgend etwas im Schilde zu führen. Eine Weile
hörte er nur Dilians Schmatzen, dann sagte der Kolonist: „In
wenigen Augenblicken wird ein Raumschiff des Imperiums landen."
Augenblicklich begann Kershs Herz höher zu schlagen. Ein
Raumschiff! Die einzige Möglichkeit, um Quentins Planet zu
verlassen. Er fragte sich, warum Dilian das ausgerechnet ihm
erzählte. Sofort wurde sein Mißtrauen wach.
„Es heißt, daß Perry Rhodan an Bord ist",
berichtete Dilian. „In der Stadt haben sie vor einer Stunde
einen Funkruf aufgefangen, daß der Leichte Kreuzer ALAMO
Quentins Planet anfliegt." Dilian trank den Becher leer und
blickte Kersh merkwürdig an.
„Es ist mir egal, was Rhodan hier bei uns will",
erklärte er verächtlich. „Aber ich schätze, daß
ein geschickter Mann unter diesen Umständen viel Geld verdienen
kann."
Der Ausdruck in Dilians Augen veränderte sich. Er wurde
lauernd und böse. Kersh wünschte, er hätte das Haus
ohne Aufsehen verlassen können. Doch jetzt mußte er
abwarten, was Dilian vorhatte.
„Wir werden zum Raumhafen gehen", verkündete
Dilian. Er erhob sich. Er war ein riesenhafter, wild aussehender
Mann, den der Tod seiner Frau vollkommen verbittert hatte.
Kersh schluckte nervös. Was bedeutete es, daß Dilian
mit ihm zum Landeplatz gehen wollte? Bisher hatte er es vorgezogen,
auf seine Begleitung zu verzichten. Dilian hatte einen Plan gefaßt,
dessen war sich Kersh sicher. Und er, Kersh, hatte irgend etwas mit
diesem Plan zu tun. Das beunruhigte ihn. Dilian hatte irgendeine
verrückte Idee, die er in die Tat umsetzen wollte.
„Ich hole meine Jacke", sagte Kersh leise. Er war froh,
daß er einen Vorwand gefunden hatte, die Küche zu
verlassen. Langsam ging er zu seinem Zimmer hinauf. Als er die Jacke
unter dem Bett hervorzog, stand plötzlich Dilian in der Tür.
Kersh begann zu befürchten, daß Dilian bösartig
wurde.
Doch der Kolonist sagte ruhig: „Ich hoffe, daß du
deine Kunststücke auch ohne Spiegel vorführen kannst."
Kersh glaubte, er hätte einen Schlag gegen den Kopf erhalten. Er
stand dieser Eröffnung vollkommen fassungslos gegenüber.
Seine Welt stürzte ein. Dilian wußte alles!
Das war so schrecklich, daß die Folgen kaum auszudenken
waren. Kersh ließ die Jacke fallen und begann zu zittern. Am
liebsten hätte er sich aufs Bett geworfen und geheult.
„Zuerst dachte ich, daß ich übergeschnappt sei",
knurrte Dilian. „Aber als ich dich längere Zeit
beobachtete, stellte ich fest, daß sich meine Augen nicht
getäuscht hatten. Mein Adoptivsohn ist ein Monstrum."
„Nein", stammelte Kersh. Er stellte sich vor, wie
Dilian sein Wissen in der Kolonie verbreiten würde, wie die
Leute darauf reagieren würden.
„Ich hätte es wissen müssen", murmelte Dilian
haßerfüllt. „Aber Ernie" - das war seine
verstorbene Frau - „wollte mit Gewalt das Baby behalten."
Er starrte
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