PR TB 009 Invasion Der Puppen
unten angekommen war, sagte Bürgermeister Fenton:
„Willkommen auf Quentins Planet, Großadministrator!"
Das Schiff war so weit entfernt, daß Kersh die Geschehnisse
nur undeutlich beobachten konnte. Aber er konnte Fentons Stimme
entnehmen, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Der
Bürgermeister hatte unsicher gesprochen, als sähe er etwas,
was den weiter entfernten Zuschauern entgehen mußte.
Kersh sah, daß Rhodan Fenton die Hand schüttelte und
dann vor das Mikrophon trat. Diesen Augenblick nutzte Dilian, um mit
Kersh an den Polizisten vorbei auf das Landefeld zu stürmen.
Kersh fühlte sich nach vorn gerissen, dann setzte er seine Beine
in Bewegung, denn den Bärenkräften Dilians konnte er nicht
widerstehen.
Die Zuschauer lachten. Zwei Polizisten nahmen die Verfolgung auf.
„Dieser kurze Besuch soll die Freundschaft zwischen der Erde
und Quentins Planet vertiefen", hörte Kersh Rhodan sagen.
Es kam ihm vor wie eine nichtssagende Phrase. Aus der Stimme des
Großadministrators klang keine innere Anteilnahme.
Kersh sah, daß der Alte, der mit Rhodan den Landesteg
herabgekommen war, eines der Pakete öffnete und eine Puppe
herausholte.
„Los!" schnaubte Dilian.
Die Polizisten wußten nicht, wie sie sich jetzt verhalten
sollten. Sie schwankten zwischen dem Wunsch, Dilian weiter zu
verfolgen, und zwischen ihrer Zurückhaltung gegenüber dem
prominenten Gast. Dieses Zögern verhalf Dilian zu einem
ausreichenden Vorsprung.
Kersh beobachtete, daß Fenton die Puppe mit einer Verbeugung
entgegennahm und unter seiner Jacke befestigte. Dann trat er zur
Seite, damit Rhodans Begleiter an die Mitglieder des Kolonierates
ebenfalls Puppen verteilen konnte. Kersh fragte sich nach der
Bedeutung dieses Vorganges. Es war ihm unklar, warum sich erwachsene
Männer mit Puppen beschenkten. Sicher wußte Fenton selbst
nicht, wie er sich dazu verhalten sollte, aber die Höflichkeit
verbot ihm, die Geschenke der Gäste abzulehnen.
Da sah Kersh etwas, was ihn stutzig werden ließ. Einer der
Mitglieder des Kolonierates schüttelte den Kopf. Aus irgendeinem
Grund hatte der Mann Angst. Kersh, der ein feines Gefühl für
das Verhalten von Menschen entwickelt hatte, sah es deutlich an den
Bewegungen des Kolonisten. Der Mann wollte die Puppe nicht nehmen.
Da trat Fenton von hinten heran und schlug ihm freundschaftlich
auf die Schulter. Der Mann fuhr herum. Im gleichen Augenblick drückte
ihm der Alte die Puppe auf die Brust. Obwohl das alles völlig
harmlos aussah, stieg Furcht in Kersh hoch. Es schien ihm, als sei
der Mann zum Annehmen der Puppe durch einen einfachen Trick gezwungen
worden. Und noch etwas ließ Kershs Herz höher schlagen:
die Puppe blieb einfach an den Kleidern des Mannes haften, als sei
sie mit einem Klebstoff überzogen.
Die Polizisten hatten erkannt, daß sie Dilian nicht mehr
einholen konnten. Sie zogen sich zurück. Fenton bemerkte den
herankommenden Dilian zuerst. Merkwürdigerweise zeigte sich in
seinem runden Gesicht keine Überraschung. Ein Schauder überlief
Kersh, als sich die anderen Männer langsam in ihre Richtung
umdrehten.
Dilian schien plötzlich allen Mut verloren zu haben. Er blieb
stehen. Die Hand, mit der er Kersh hielt, zuckte vor Nervosität.
Kershs Blicke hingen wie gebannt an Bürgermeister Fenton.
„Er schaut mich an wie ein Fisch", dachte der Junge.
Kersh ging oft zum Fluß hinter der Stadt fischen.
Schon immer hatte er eine Abneigung gegen die starren Augen der
Fische gehabt.
Fenton drehte sich um und ließ sich von Rhodans Begleiter
zwei Puppen geben.
„Kommen Sie, Dilian", sagte er gleichmütig.
Die mächtige Rundung des Schiffes, die vor Kersh in den
Himmel ragte, schien plötzlich einen drohenden Schatten zu
werfen. Alles in Kersh drängte danach, sich aus Dilians eisernem
Griff loszureißen und die Flucht zu ergreifen. Er wußte,
daß die halbe Kolonie zusah, aber dieser Gedanke verlieh ihm
eher Sicherheit, als daß er ihn beunruhigte.
In Dilian schienen im Augenblick zwei Gefühle im Widerstreit
zu liegen. Einmal war es seine Gier nach Geld, die ihn antrieb, diese
Chance zu nutzen, aber gleichzeitig drohten ihn Scheu und Furcht zu
übermannen.
Doch dann siegte Dilians Sucht nach Reichtum.
Kersh mit sich ziehend, ging er auf das Mikrophon zu. Keiner der
Männer lächelte. Sie standen nur da und blickten die
Ankommenden an, wie gerade zum Leben Erweckte, die sich in der neuen
Umgebung noch nicht zurechtgefunden haben.
„Ich ... ich wollte mit Mr. Rhodan sprechen",
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