PR TB 009 Invasion Der Puppen
zurück. „Wir mußten
über zwanzig Kolonisten töten."
„Quentins Planet ist fest in unserer Hand", stellte
Wilken fest. „Wir können uns um den Nachschub kümmern,
sobald wir hier alles organisiert haben."
„Tammat ist zu nahe am Mutterplaneten", sagte Purcell.
„Diese Welt ist sicherer für uns. Wenn sie entdeckt und
vernichtet wird, gibt es keine Hinweise auf den Mutterplaneten."
„Richtig", bestätigte Rhodan. „Hier können
wir in aller Ruhe eine Organisation aufbauen. Die nächste
Puppenfracht muß auf Terra abgesetzt werden. Alle wichtigen
Persönlichkeiten werden eine Puppe erhalten."
Sein Gesicht blieb starr. Noch nicht einmal seine Augen bewegten
sich.
„Dieser Körper ist der wichtigste der Menschheit",
fuhr er fort. „Wir haben ihn zu einem Träger der Macht
gemacht. Durch ihn können wir alle Welten erobern."
„Trotzdem müssen wir vorsichtig sein", erinnerte
Wilken. „Unsere Zahl ist noch zu gering. Wir haben erst zwei
Welten erobert."
„Dabei hatten wir jedoch keine Verluste", sagte
Anglesy. „Alles verlief völlig reibungslos."
„So wird es auch bleiben", versicherte Purcell. Er
tastete mit der Hand über die Herzgegend. „Dieser Körper
ist alt und verbraucht. Es wird Zeit, daß ich einen anderen
bekomme."
5.
Kersh taumelte zurück, als hätte ihn ein harter Schlag
getroffen. Seine Gedanken wirbelten kaleidoskopisch durcheinander.
Entsetzt sah er zu, wie Borghese den sechsten Finger wieder
einschrumpfen ließ. Borghese war noch perfekter als Kersh.
Nicht die geringste Spur blieb an seiner Hand zurück.
Borghese lächelte traurig. „Du brauchst keine Angst zu
haben", sagte er. „Ich dachte einen Moment, daß du
...", er schüttelte den Kopf und unterbrach sich.
„Ich kann es auch!" schrie Kersh. „Ich kann das
auch tun!"
Plötzlich war er voll wilder Freude, er spürte, wie
dieses übermächtige Gefühl in ihm hochdrängte,
wie es ihm fast die Luft nahm. Er war kein Monstrum, keine einmalige
Abnormität. Vielleicht gab es außer Borghese noch andere
Menschen, die diese Fähigkeit besaßen.
Borghese erhob sich beinahe andächtig. Er rückte den
schweren Säbel zurecht, der irgendwie zu seiner Erscheinung
paßte.
„Du meinst, daß du dir auch einen zusätzlichen
Finger schaffen kannst, mein Junge?" fragte er rauh.
„Ja", stieß Kersh hervor. „Ich kann noch
viel mehr. Wenn ich will, kann ich mein Aussehen verändern."
Borgheses Reaktion war unerwartet. Er sank neben der Feuerstelle
zu Boden. Kersh wagte nicht, irgend etwas zu sagen. Mit leeren Augen
starrte Borghese in das längst erloschene Feuer. Als er endlich
wieder aufstand, klirrte sein Säbel, und das Geräusch ließ
Kersh erschauern. Borghese wirkte wie ein übermächtiger
Riese, wie ein Bote einer vergangenen Zeit.
„Ich hätte es wissen sollen", flüsterte er.
In Kersh wuchs eine Ahnung heran, aber er ging ihr nicht nach. Sie
mußten jetzt endlich etwas wegen der Puppen unternehmen.
„Wir müssen in die Stadt", erinnerte er den
Kolonisten zaghaft.
Borgheses Augen kehrten in die Wirklichkeit zurück.
Er starrte Kersh an. Er schien einen Entschluß gefaßt
zu haben.
„Du bleibst hier", entschied er. „Diese Sache ist
zu gefährlich für Jungen wie dich."
Kersh sagte ruhig: „Ich gehe mit Ihnen, Borghese."
Borghese hob eine lange Schnur vom Boden auf. Er packte Kersh am
Arm.
„Ich werde dich anbinden", verkündete er.
„Nein", sagte Kersh. „Ich kann jede Fessel
sprengen, weil mich Dilian oft angebunden hat." Das war eine
Lüge, aber Kersh sah keine andere Möglichkeit, den
Einsiedler von seinem Vorhaben abzubringen.
„Ich gehe mit", wiederholte er hartnäckig.
„Also gut", meinte Borghese gedehnt. „Ich will
dich nicht zwingen."
Ohne ein weiteres Wort verließen sie Folleys Haus. Die
Straße lag verlassen vor ihnen. Kaum ein Geräusch drang zu
ihnen. Wie ein gläserner Ball hing die Sonne am Horizont. Die
Temperaturen waren gegenüber der Nacht bereits beträchtlich
gestiegen.
Borghese trat auf die Straße hinaus. Er ging mit
weitausholenden Schritten, fest und selbstbewußt. Lautlos
schlich Kersh neben ihm her.
Da sahen sie den Mann am Tor des Hauses nebenan.
Kersh brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, daß es
Steller war. Auch Borghese blieb stehen. Da der Fabrikbesitzer das
Tor noch verschlossen hatte und nur mit dem Oberkörper zu sehen
war, konnte Kersh nicht feststellen, ob er eine Puppe trug.
„Guten Morgen!" rief Borghese.
Sofort wußte Kersh, daß das ein
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