PR TB 009 Invasion Der Puppen
seinen Tod bedeuten. Hastig watete Rhodan zum
Einstieg. Mit aufgerissenen Augen starrte ihn Kersh an.
„Wir müssen weiter", sagte Rhodan ruhig. „Komm
heraus und klettere auf meine Schultern." Obwohl der Junge
ziemlich groß war, besaß er nur ein geringes
Körpergewicht. Rhodan packte ihn an den Beinen und trug ihn
langsam vom Wagen hinweg. Borghese stand mit hängenden Schultern
da. Langsam holte er seinen Säbel aus dem Fahrzeug und folgte
Rhodan. Rhodan fühlte, daß die Kälte allmählich
an seinen Beinen hochkroch. Innerhalb weniger Minuten hatten sie den
Fluß
überquert. Borghese zitterte am ganzen Körper. Er rannte
über das Ufer und versuchte sich warmzulaufen. Rhodan setzte
Kersh auf die Erde.
Der Transporter war noch ein Stück tiefer gesunken.
Gerade als die Flüchtlinge zwischen den ersten Bäumen
verschwanden, tauchten die Wagen der Verfolger am Ufer auf. Rhodan
zog seine Jacke aus und gab sie Borghese. Der Kolonist wollte
protestieren, doch Rhodan bestand darauf, daß er sie überzog.
„Tote Verbündete helfen mir nicht", erklärte
er ruhig.
Borghese lachte grimmig. Mit seinen langen Armen klopfte er gegen
Brust und Rücken, um die Durchblutung zu fördern.
Zwischen den Bäumen hindurch konnten sie beobachten, wie die
Befallenen aus den Wagen kletterten. In den für sie typischen
Bewegungen nahmen sie am Ufer Aufstellung.
Rhodan erkannte bedrückt, daß Anglesy und Kalmat dabei
waren. Er konnte die beiden Offiziere nicht verantwortlich machen.
Sie wußten nicht, was sie überhaupt taten - ebenso wie er
es nicht gewußt hatte, solange die Puppe seinen Körper
berührt hatte.
Borgheses Augen glitzerten vor unterdrückter Wut.
„Glauben Sie, daß sie über den Fluß
kommen?" erkundigte sich Rhodan.
„Ich hoffe, daß sie es nicht tun", gab Borghese
zurück. „Sie haben zwar keine Chance, uns zu finden, aber
wir hätten dann keinen Unterschlupf für die Nacht." Er
blickte an seinen nassen Kleidern herunter. „Für mich wäre
es das sichere Ende", sagte er.
Zwei der Verfolger drangen in den Fluß vor. Die anderen
blieben zurück. Die beiden Puppenträger gingen bis zum
Transporter und untersuchten ihn. Nach einer Weile kehrten sie ans
andere Ufer zurück. Gespannt beobachteten die drei Flüchtlinge,
was nun geschehen würde.
Die Befallenen stiegen in die Wagen. Rhodan glaubte schon, daß
sie ebenfalls den Versuch machen wollten, den Fluß zu
überqueren, doch dann wendeten die schweren Transporter und
fuhren in Richtung der Stadt davon.
Borghese atmete hörbar auf.
„Sie halten uns für verloren", sagte er. „Fenton
war bei ihnen. Er weiß, daß meine Waldhütte so weit
entfernt ist, daß wir sie erst nach Einbruch der Nacht
erreichen können."
„Wer ist Fenton?" fragte Rhodan.
„Der Bürgermeister", erwiderte Borghese, „aber
Sie hätten besser gefragt, wer war Fenton, denn jetzt ist er
nichts weiter als der Sklave dieser verdammten Puppe an seiner
Brust."
„Es wird gefährlich sein, die Nacht im Wagen
zuzubringen", sagte Rhodan. „Die Bande könnte
überraschend zurückkommen."
Borghese starrte ausdruckslos auf das Wasser. Er stürzte sich
schwer auf den alten Säbel.
„Sicher", gab er zu. „Aber weitaus gefährlicher
ist eine Nacht im Freien, ohne ausreichenden Schutz."
Rhodan blickte auf den völlig erschöpften Jungen. Sie
konnten ihm keinen Gewaltmarsch zu Borgheses Hütte zumuten.
Damit war er überstimmt.
„Wir warten, bis es dunkel wird", entschied Borghese.
„Dann gehen wir zum Wagen zurück und halten uns während
der Nacht darin auf. Ich hoffe nur, daß die Heizung noch
funktioniert."
Rhodan starrte zum anderen Ufer hinüber. Dort drüben lag
die Kolonie. Sie war in den Händen des Feindes. Aber wer war
dieser Feind? Woher kam er? Gab es überhaupt eine Chance, ihn
mit Hilfe eines Einsiedlers und eines halbwüchsigen Jungen zu
schlagen?
Rhodan wußte, daß die ALAMO dazu vorgesehen war,
unzählige Puppen auf andere Planeten zu bringen. Eines der
ersten Ziele der Puppen war die Erde. Rhodan zweifelte keinen
Augenblick daran, daß das Schiff auch ohne ihn in den Raum
starten würde. Wilken, Anglesy, Kalmat und die anderen würden
die ALAMO nach den Wünschen der Puppen fliegen.
Sie waren auf sich allein gestellt. Weder von den Kolonisten, noch
aus dem Weltraum war Hilfe zu erwarten. Es blieb ihnen nicht viel
Zeit zum Handeln.
Rhodan überlegte, wie sie es möglich machen konnten, den
größten Teil der Besatzung des Schiffes von den Puppen zu
befreien.
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