PR TB 009 Invasion Der Puppen
waren. Zum erstenmal sahen sie jetzt zwei Kolonisten. Ohne
zu ahnen, daß sie beobachtet wurden, gingen ein Mann und eine
Frau über den Hof eines der Häuser.
„Das ist Mr. Jessyl und seine Frau", gab Kersh bekannt.
Er kniff die Augen zusammen. „Sie tragen Puppen", stellte
er fest.
„Das kann man auf diese Entfernung überhaupt nicht
feststellen", protestierte Borghese.
„Die Puppen sieht man nicht", gab Kersh zu, „aber
ich sehe, wie sie sich bewegen."
Mit seinem Aussehen schien sich auch Kershs Verhalten geändert
zu haben. Er zeigte kein Anzeichen von Furcht und wirkte
selbstbewußt. Rhodan hatte längst bemerkt, daß
Borghese sich gegenüber seinem Sohn zurückhaltend verhielt.
Noch immer wußte Kersh nicht, daß der Einsiedler sein
Vater war. Der Junge konnte es vermuten, aber es fehlte das
befreiende Wort von Borghese. Rhodan dachte nicht daran, sich in
diese Sache einzumischen. Die beiden Mutanten durften nicht nach dem
üblichen Maßstab behandelt werden. Menschliche Mutationen
hatten in den meisten Fällen Eigenarten, das wußte Rhodan
von den Mutanten, die ihm seit fast dreihundert Jahren halfen, das
Imperium der Menschheit auszubreiten.
Jessyl und seine Frau verschwanden hinter dem Haus. Die drei
Männer setzten ihren Marsch fort. „Es muß uns
gelingen, Mitglieder der Besatzung der ALAMO von ihren Puppen zu
befreien", sagte Rhodan. „Allein sind wir zu schwach."
„Völlig richtig", stimmte Borghese zu. „Ich
frage mich nur, wie wir das schaffen wollen."
Rhodan blickte nachdenklich zum Raumhafen. Die ALAMO ragte weit
über die Stadt hinweg. „Vielleicht erhalten wir in der
Nähe des Landeplatzes eine Chance", erwog er.
Sie kamen an einem Freigehege für Rang-Hühner vorüber,
das zwischen den Feldern angelegt war. Die hochbeinigen Tiere
ergriffen die Flucht, als die Männer auftauchten. Borghese
deutete grinsend zu den aufgestellten Brutautomaten hinüber.
„Hier können wir uns ein gutes Frühstück
besorgen", meinte er. „Der Robotaufseher wird sich nicht
darum kümmern."
Während Rhodan und Kersh weitergingen, rannte Borghese zu den
flachen Metallgehäusen hinüber. Gleich darauf kam er mit
mehreren Eiern zurück. Einer der Rang-Hähne verfolgte ihn,
aber er verscheuchte ihn mit einem Fußtritt. Sie tranken die
Eier aus.
Ohne auf Kolonisten zu stoßen, erreichten sie das andere
Ende der Stadt. Hunderte von Menschen waren in der Nähe der
ALAMO versammelt.
Borghese verzog das Gesicht. „Es sieht so aus, als bekämen
wir Schwierigkeiten."
Nach kurzer Beratung entschlossen sie sich zum Weitergehen. Rhodan
war sich darüber im klaren, daß jedes weitere Zögern
den Vorsprung der Parasiten vergrößerte. Sie mußten
damit rechnen, daß die ALAMO jetzt bald starten würde.
Zwischen den Feldern hindurch führte sie Kersh zum letzten
Haus vor dem Raumhafen. Es war ein flacher Bungalow. Der Hof war mit
großen Steinen ausgelegt. Ein Schuppen schloß sich hinten
am Haus an. Die Tür stand offen.
„Hier wohnt Mr. Schuster", erklärte Kersh. „Er
gehört dem Kolonialrat an. Es sieht so aus, als sei er nicht in
seiner Wohnung."
Sie überstiegen den niedrigen Zaun, der das Anwesen umgab,
und standen im Hinterhof. Im Haus blieb es still. In runden
Metallschalen hatte Schuster verschiedene Pflanzen eingesetzt. Ein
besonders großer Stein war mit einer vereinfachten Darstellung
des Solaren Systems versehen, der sichere Beweis dafür, daß
es sich bei Schuster um einen Mann handelte, der auf der Erde geboren
war.
Sie gelangten in den Schuppen, in dem Arbeitsgeräte und ein
Generator standen. Der Generator war nicht eingeschaltet. Der
Schuppen besaß noch eine zweite Tür, die direkt ins Haus
führte. Sie stand halb offen. Eine schwarze Katze kam heraus und
strich miauend um die Beine Rhodans. Kersh hob sie auf und strich ihr
beruhigend über das Fell.
„Die Puppe!" schrie Borghese.
Kershs Puppe kroch aus der Jackentasche des Jungen und versuchte
die Katze zu erreichen, die schnurrend Kershs Liebkosungen hinnahm.
Schnell setzte Kersh das Tier auf den Boden zurück. Die Puppe
blieb an seiner Hüfte hängen. Borghese blickte sie
haßerfüllt an.
„Sie muß die Nähe der Katze gespürt haben",
sagte Rhodan. „Das zeigt, daß sie über irgendeinen
Instinkt verfügt."
„Ob sie auch Tieren ihren Willen aufzwingen können?"
fragte Borghese.
„Zweifellos", sagte Rhodan. „Das erhöht ihre
Gefährlichkeit bedeutend."
Gemeinsam drangen sie in die Innenräume ein. Alles deutete
darauf
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