PR TB 013 Sternkolonie Troja
Reaktionsvolumen, desto höher die Reaktionsdichte."
„Und...?“
„Desto größer die Reaktionsrate.“
„Und damit der Temperaturausstoß“, ergänzte
Tiff.
Pip schob die Hände in die Taschen und nickte zustimmend.
„Also fangen wir doch schon an“, schlug er vor.
„Womit?“ fragte Tiff verblüfft.
„Belasten wir das eine Ende des Eckpfostens mit einer der
Stellagen. Womöglich stellt sich einer von uns beiden noch als
zusätzliches Gewicht darauf. Das andere Ende wird angehoben.
Wenn wir die Batterie in der Nähe des belasteten Endes unter die
Stange schieben, dann sollten ein paar kräftige Muskeln am
anderen Ende in der Lage sein, das Ei ein bißchen
zusammenzuquetschen, meinst du nicht auch?“
Tiff war einen Augenblick lang sprachlos, dann schlug er Pip mit
voller Kraft auf die Schulter.
„Du bist ein Dreiviertelgenie“, rief er begeistert.
„Wir werden die Batterie ein paarmal drehen müssen, damit
sie von allen Seiten gequetscht und ihr Volumen gleichmäßig
verringert wird.“
Er bückte sich und nahm den Pfosten auf.
„Meinst du, es funktioniert?“ fragte Pip skeptisch.
„Schließlich besteht die Hülle aus Stahl!“
Tiff winkte ab.
„Das ist kein richtiger Stahl. Er muß besondere
Reflektoreigenschaften haben, deswegen enthält er hohe
Beimengungen an leichten Elementen.“
Sie hoben eine der Stellagen an und schoben das Ende des Pfostens
darunter. Pip hob das andere Ende an, so daß Tiff das metallene
Ei unter den Pfosten praktizieren konnte, etwa eine Handspanne weit
von der Stelle
entfernt, an der der Fuß der Stellage ihn belastete. Pip
wippte an der Stange. Das Ei lag ruhig, und die Stellage machte die
Bewegung mit.
„Wenn die alten Ägypter gewußt hätten“,
lachte Tiff, „daß sie mit der Entdeckung des
Hebelprinzips einer späteren Generation ermöglichen, eine
Handlampenbatterie in eine Bombe zu verwandeln!“
„Lach nicht zu früh!“ warnte ihn Pip. „Jeden
Augenblick kann die Tür aufgehen. Was meinst du, was Pin-darrons
Leute von unserer Gymnastik hielten.“
Tiff setzte sich als zusätzliches Gewicht auf die unterste
Lade der Stellage. Dann fing Pip an zu arbeiten. Er bewegte den
Pfosten wie den Schwengel einer Pumpe. Jedesmal, wenn er nach unten
drückte, wirkte seine durch die Hebelwirkung verstärkte
Kraft auf die metallene Hülle der Batterie ein und drückte
sie zusammen. Tiff verfolgte die Bemühungen des Aras mit
wachsender Spannung. Die Batterie mußte heiß genug
werden, daß sie das Material der Tür schmelzen konnte. Das
war alles, was von ihr verlangt wurde.
Würden sie es schaffen?
Nach fünf Minuten sprang er von seinem Sitz und nahm das Ei
unter dem Pfosten hervor. Es schien ihm, als wäre es wärmer
geworden. Aber der Effekt war zu
schwach, als daß er seinen Optimismus sonderlich erregt
hätte. Er stellte das Ei auf die Spitze und kehrte zur Stellage
zurück. Pip fing wieder an zu pumpen.
Eine Viertelstunde später wußten sie, daß sie
Erfolg haben würden, wenn sie nur lange genug ungestört
blieben. Das Ei war merklich wärmer geworden. Tiff konnte es
jetzt kaum mehr mit der bloßen Hand berühren. Die
Verkleinerung des Batterievolumens machte sich bemerkbar, und je
geringer das Volumen wurde, um so rascher wuchs der Effekt.
Nach vierzig Minuten glühte das Ei in hellem Rot. Tiff stieß
es mit dem Fuß unter dem Balken hervor und trieb es auf die Tür
zu. Das Material seines Stiefels fing an zu rauchen. Das kritische
Stadium des Experiments
war jetzt erreicht. In wenigen Minuten würde die Hülle
der Batterie weich zu werden beginnen. Das bedeutete, daß sie
dem Zug der Schwerkraft folgte und in sich zusammenfiel. Die
Kontraktion bewirkte eine neuerliche Verringerung des
Reaktionsvolumens und einen größeren Wärmeausstoß.
Die Hülle würde schließlich schmelzen und zerfließen.
Die Reaktionsmasse entwich, und damit endete die Reaktion. Es kam
darauf an, daß die Hülle nicht zu rasch zerfloß, so
daß die Batterie versagte, bevor die Tür beseitigt war -
und darauf, daß sie nicht zu langsam schmolz und das Ei in eine
Bombe verwandelte, die außer der Tür und sämtlichen
Einrichtungsgegenständen auch Pip und Tiff zu Asche verwandelte.
Und selbst wenn das Experiment glückte, war es immer noch
eine Frage, ob draußen auf dem Gang Wachposten standen. In der
Tat gab es so viele Faktoren der Unsicherheit, daß Tiff sich
mit Gewalt auf das Verhalten der Batterie konzentrieren mußte,
um über dem Nachdenken nicht den Mut
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