PR TB 013 Sternkolonie Troja
daraufgekommen?“
Tiff winkte ab.
„Ich hätte viel früher daraufkommen sollen, dann
wäre uns eine Menge Ärger erspart geblieben.“
Er erzählte ihm die Geschichte mit der Konservendose.
„Für mich ist das immer noch kein schlüssiger
Beweis, daß Sari der Spion ist“, behauptete Pip.
„Nicht? Sowohl Kalo als auch Pebbe sind Väter
verunstalteter Kinder. Wir sind uns darüber einig, daß
Pindarron die Mißgeburten durch angewandte Mikrolenkung erzeugt
hat, nicht wahr? Sein Ziel ist, die Siedler aus Rockabye Bend zu
vertreiben. Glaubst du, er hätte sich ausgerechnet seinen
Agenten ausgesucht, um dessen Frau ein kopfloses Kind oder ein Pelzei
zur Welt bringen zu lassen?“ Pip dachte darüber nach.
„Da hast du recht“, gab er schließlich zu. „Aber
trotzdem ... “
Tiff sprang mit einem Ruck auf die Füße.
„Hör zu“, fuhr er den Ara an, „wollen wir
unsere Zeit hier verschwatzen oder lieber etwas Nützliches tun?“
Pip sah ihn entgeistert an.
„Etwas tun? Was denn, um Himmels willen? Hast du einen
Plan?“
Tiff nickte. Er deutete auf die Stellage neben der verborgenen
Tür.
„Nimm das Ding dort auseinander“, trug er Pip auf.
„Ich brauche die Eckpfosten.“
Pip kam langsam auf die Beine. Dabei starrte er Tiff
an, als hätte er ernstliche Zweifel an seiner
Zurechnungsfähigkeit. Tiff beachtete ihn nicht. Er hockte sich
wieder auf den Boden und fing an, die Handlampe
auseinanderzunehmen, die sie im Gepäck gefunden hatten.
Er kam jedoch nicht weit. Er war gerade dabei, den Bodendeckel
abzuschrauben, als die Tür sich öffnete. Von einem der
beiden Posten begleitet, trat Sari in den Raum.
„Pip, wir haben Besuch!“ rief Tiff.
Pip blieb wie angewurzelt stehen. Tiff begutachtete seine
Position. Selbst wenn die Wache mißtrauisch gewesen wäre,
hätte sie nicht auf den Gedanken kommen können, Pip sei auf
dem Weg gewesen, die Stellage auseinanderzunehmen.
Anders war es mit der Lampe. Ein wenig linkisch hielt Tiff das
Instrument in der Hand. Als hätte er nichts Besonderes damit
vorgehabt, legte er es beiseite und wandte seine Aufmerksamkeit dem
Mädchen zu.
Sari war in der Nähe der Tür stehengeblieben. Der
Wachposten stand mitten in der schmalen Öffnung und hinderte die
Tür, sich zu schließen.
„Ich weiß, daß du mich verachtest“, begann
Sari voller Ernst, „und wahrscheinlich liegt dir nichts daran,
mich hier zu sehen. Aber ich muß dir ein paar Dinge erklären,
bevor es mir die Luft abschnürt.“
Tiff nickte ihr freundlich zu.
„Fang ruhig an, Mädchen. Pip und ich, wir beide sind
gute Zuhörer.“
Sari streckte die Hände aus, als flehte sie ihn an.
„Ich war die einzige alleinstehende Frau im Siedlerprojekt“,
brach es aus ihr hervor. „Ich hielt es für eine gute Idee,
auf mich allein gestellt nach TROJA zu gehen und mich durchzubeißen.
Ich war voller Ehrgeiz und Idealismus. Nur hatte ich mit den anderen
nicht gerechnet. Die Frauen schnitten mich gleich vom ersten
Augenblick an, weil sie glaubten, ich führte ihre Männer in
Versuchung. Die Männer dagegen waren
nett zu mir, aber das machte die Sache nur noch schlimmer. Um den
Frauen eins auszuwischen, ließ ich mir die Freundlichkeiten
ihrer Männer gefallen. Von da an war ich eine Ausgestoßene.
Kannst du dir das vorstellen, Tiff?“ Sie schrie jetzt fast.
„Auf einer einsamen, gottverlassenen Welt, auf der insgesamt
nur tausend Menschen lebten, war ich von aller Gemeinschaft
ausgeschlossen, höchstens hier und da einmal von einem der
Männer mit einem verstohlenen Lächeln bedacht? Ich wollte
mit nach Eighteen Holes ausziehen, aber Hinners Gruppe stimmte
dagegen. Die Frauen lehnten einstimmig ab, und von den Männern
hatte eine ganze Menge vor ihren besseren Hälften mittlerweile
soviel Respekt bekommen, daß sie ebenfalls die Daumen nach
unten drehten. Ich blieb also in Rockabye Bend, genauso verachtet und
gemieden wie zuvor.
Dann kamen die Aras. Einer von ihnen sprach mit mir, als ich einen
Spaziergang machte. Sie wollten wissen, was in Rockabye Bend vor sich
ging. Sie wollten wissen, wer neu ankam, was die Leute dachten und
was sie taten. Er bot mir ein Entgelt für meine Dienste an, aber
das war nicht das Wichtige. Das Wichtige war, daß jemand mich
brauchte, verstehst du das?“
Tiff nickte ruhig.
„Ich fing an, für die Aras zu arbeiten. Die Arbeit
machte mir Spaß. Ich hatte das Gefühl, ich könnte den
verdammten Spießbürgern jetzt all ihre Heimtücke und
Engstirnigkeit
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