PR TB 015 Ich, Rhodans Mörder
Kalender hinter
der Bar.
Die Zahlen wanderten über dem weißen Untergrund dahin,
bis sie sich zu einem neuen Datum formiert hatten.
Meine Hände ballten sich zu Fäusten.
Ich hatte aufgehört, mich über einen neuen Tag zu
freuen.
31. Januar
Die TEEKANNE führte nur kurze Transitionsprünge aus.
Dadurch war der typische Entzerrungsschmerz kaum noch spürbar.
Nur einmal während des Fluges gab es Aufregungen, als sich
herausstellte, daß die TEEKANNE einen Sprung nach falschen
Koordinaten ausgeführt hatte und fast dreieinhalb Lichtjahre
über ihr Ziel hinausgeschossen war. Dellman, Buggsy und Ruscon
beschuldigten sich gegenseitig, den Fehler begangen zu haben. Ich
erfuhr durch Delgaard Ruscon von dem Zwischenfall.
Die Kurskorrektur wurde mit geringfügigem Zeitverlust
ausgeführt.
Im Laufe des 31. Januar flog die TEEKANNE zwei weitere
Sonnensysteme an, ohne jedoch zu landen. Ruscon steuerte sein Schiff
in eine Umlaufbahn um die Planeten und schickte die vier Beiboote auf
die Oberfläche hinab.
Ich nahm kaum etwas von diesen Manövern wahr. Ich hatte in
der Schiffsbibliothek ein Buch über Autohypnose gefunden.
Nachdem ich es zur Hälfte gelesen hatte, legte ich es weg.
Der Verfasser des Buchs setzte eine natürliche Begabung
voraus, die ich nie besessen hatte.
Ich warf mich auf das Bett, und es gelang mir, kurze Zeit zu
schlafen. Von unruhigen Träumen geplagt, schreckte ich immer
wieder auf. An der Operationsnarbe hatte ich keine Schmerzen
mehr, doch in meinen Träumen erschien mir der Ara Lan-Mak,
wie er mit einem Messer zwischen den Zähnen auf mich losging.
Dourdy und Itch hielten mich fest, während im Hintergrund
Leutnant Dellman abwechselnd mit Jill und Clarriss De Farton zu den
Klängen geisterhafter Musik tanzte. Jedesmal, wenn ich erwachte,
war ich in Schweiß gebadet.
Ich stand auf und ging in den Duschraum. Als ich von dort
zurückkehrte, traf ich Delgaard Ruscon.
„Kann ich ein Schlafmittel bekommen?” fragte ich ihn.
„Natürlich, Mr. Beynon”, sagte er eifrig.
Er brachte mir wenige Minuten später das Medikament in meine
Kabine. Endlich konnte ich einschlafen. Als ich erwachte, waren sechs
Stunden verstrichen. Ich fühlte mich etwas besser. Ruscon hatte
Essen auf den Tisch gestellt und sich zurückgezogen, ohne mich
zu wecken. Wäre der Verband an meiner Taille nicht gewesen, ich
hätte alles als einen bösen Traum empfunden.
Ich aß und zog mich an. Dann besuchte ich Ansom in seiner
Kabine. Der Kolonist klappte das Buch zu, das er gelesen hatte und
stand auf.
„Ich muß Sie etwas fragen, Mr. Ansom”, sagte
ich.
„Nur zu”, ermunterte er mich.
„Die Frage wird Ihnen seltsam vorkommen”, sagte ich.
„Stellen Sie sich vor, Sie wollten einem anderen Menschen eine
Mitteilung machen. Sie können aber nicht zu ihm sprechen und
vermögen ihm auch keine schriftliche Nachricht zu übermitteln.
Wie bringen Sie Ihr Geheimnis an den Mann?” Ansom starrte mich
verblüfft an.
„Wollen Sie, daß ich jemand an Bord etwas von Ihnen
ausrichte?” fragte er nachdenklich.
„Nein, Sie verstehen mich falsch. Es ist bedeutungslos, wer
die Nachricht erhält. Jeder kann der Empfänger sein. Die
Übermittlung darf aber weder durch Sprache noch durch Schrift
stattfinden.” „Donnerwetter!” entfuhr es Ansom.
„Ist das ein Intelligenztest oder ein neues Spiel, Mr. Beynon?”
„Es ist bitterer Ernst”, sagte ich.
„Telepathie fällt wohl aus?” meinte er.
„Ja”, sagte ich. „Paranormale Fähigkeiten
können Sie streichen.” Ansom dachte nach. Wir setzten uns.
Ich störte den Kolonisten nicht.
„Was halten Sie von morsen?” fragte er schließlich.
„Morsen?” wiederholte ich.
Ansom reichte mir einen Schreibstift. „Lernen Sie das
Morse-Alphabet und klopfen Sie Ihre Nachricht hier auf den Tisch.”
„Ich glaube, das könnte klappen”, sagte ich. „Woher
bekomme ich ein Morse-Alphabet?” „Versuchen Sie es bei
Kapitän Ruscon”, schlug Ansom vor.
„Ich bin sofort wieder hier”, sagte ich und ließ
ihn verwirrt zurück.
Ich hoffte verzweifelt, daß der Plan gelingen würde.
Während ich mich dem Aufenthaltsraum näherte, wirbelten
meine Gedanken durcheinander. Mein Herz schlug vor Erregung bis zum
Hals. Gleichzeitig wuchs in mir die Furcht, daß ich abermals
diese schrecklichen Schmerzen spüren würde.
Der Aufenthaltsraum war verlassen. Ohne Zögern durchquerte
ich ihn und betrat jenen Teil des Schiffes, in dem Ruscon keine
Passagiere sehen wollte. Ich gelangte in
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