PR TB 015 Ich, Rhodans Mörder
nächste Hauptstraße. Der Weg zum
Raumhafen war durch Schilder ausgezeichnet. Ich hätte rechts
einbiegen müssen, doch ich ordnete mich links in eine Außenbahn
ein.
Sofort begannen die Schmerzen. Sie dehnten sich innerhalb weniger
Sekunden über meinen gesamten Körper aus. Ich begann zu
schwitzen. Verbissen umklammerte ich das Steuer. Die Schmerzen wurden
stärker. Ich mußte in eine Parklücke steuern und sank
erschöpft auf das Steuer. Die Schmerzen ließen nach,
verschwanden jedoch nicht völlig. Durch ihr Vorhandensein
erinnerten sie mich an mein Ziel.
Jemand klopfte gegen die Seitenscheibe.
Ich ließ sie herunter. Ein älterer Mann mit
schlohweißen Haaren blickte zu mir herein.
„Ist Ihnen nicht gut?” erkundigte er sich.
„Ich muß sofort zur…”, ich wollte ihm
erklären, daß ich zur Polizei wollte, doch das Wort kam
nicht über meine Lippen. Rasende Schmerzen jagten durch meinen
Körper. Ich wußte plötzlich nicht mehr, was ich dem
Alten sagen wollte. Meine Erinnerung an gewisse Geschehnisse setzte
aus.
„Kann ich Ihnen helfen?” fragte der Kolonist.
„Nein”, sagte ich mit brüchiger Stimme. „Ich
fahre zum Raumhafen. Es ist alles in Ordnung.” Mit einem Schlag
hörten die Schmerzen auf. Ich drehte die Scheibe hoch. Der Alte
schüttelte den Kopf und blickte mir nach, als ich den Wagen auf
die andere Fahrbahn steuerte und in Richtung des Raumhafens fuhr.
Die zweite Runde war klar an Itch und seine Komplicen gegangen.
Alles, was Jill mir über den Nervenschocker erzählt hatte,
entsprach der Wahrheit. Ich zweifelte nicht länger daran, daß
auch alles andere stimmte.
Ich war zu einem unfreiwilligen Attentäter geworden.
Zu einer lebendigen Bombe.
*
Unangefochten erreichte ich den Raumhafen. Der Robotposten an den
Sperren ließ mich passieren, nachdem er meine Papiere mit
seinen Eintragungen verglichen hatte. Mein geheimer Wunsch, daß
die TEEKANNE inzwischen ohne mich gestartet sein könnte,
erfüllte sich nicht. Der Frachter stand noch an der gleichen
Stelle. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, daß der Start in
etwa zwanzig Minuten sein würde.
Ich fuhr den Wagen auf den Parkplatz neben den
Verwaltungsgebäuden. Ein Roboter kam heraus und kassierte den
Mietpreis.
„Sie müssen sich beeilen, Sir”, sagte er. „Ihr
Schiff ist startbereit.” Ich nickte und ging der TEEKANNE
entgegen. Als freier Mann hatte ich sie verlassen, als Gefangener
eines winzigen Apparates kehrte ich zu ihr zurück. Und niemand
an Bord ahnte etwas davon.
Der Landesteg war noch ausgefahren, aber die Verladearbeiten waren
inzwischen abgeschlossen worden. Zwei Mitglieder der Besatzung
standen am unteren Ende des Stegs. Einer von ihnen war Buggsy. Er
trug ausnahmsweise saubere Kleider. Mißbilligend sah er mir
entgegen.
„Haben Sie ein Souvenir gekauft?” erkundigte er sich
ironisch.
Wenn er gewußt hätte, welches Andenken an meinen
Aufenthalt auf Uvbe ich bei mir trug, wäre er bestimmt nicht so
ruhig geblieben. Doch er ahnte nichts davon, und ich konnte ihm
nichts sagen.
„Nein”, erwiderte ich. „Ich habe mir Rendmar
angesehen.” Seine scharfen Augen richteten sich auf mein
Gesicht. „Sie sehen mitgenommen aus”, sagte er. „Hat
Dellman Sie nicht vor dem Klima dieser Welt gewarnt?” „Doch”,
versicherte ich. „Das hat er getan.” Ich ging den
Landungssteg hinauf. Zum Glück begegnete ich nicht Ruscon.
Auf meinem Weg zu den Kabinen traf ich Gurielford. Der Zahlmeister
warf mir einen bösen Blick zu, sagte aber nichts.
Ich war froh, als ich meine Kabine erreicht hatte. Ohne mich zu
entkleiden, sank ich auf das Bett. Ich wußte, daß ich
keinen Schlaf finden würde. Meine Gedanken beschäftigten
sich ununterbrochen mit dem Zylinder über meiner Hüfte.
Warum wollten die Attentäter das Leben der Kolonisten auf
Gelton auslöschen? Sie mußten einen bestimmten Grund für
ihren Plan haben. Ich begann zu befürchten, daß Jill
Governor mir längst nicht alles gesagt hatte. Mein einziger
Anhaltspunkt war ihr Hinweis auf jenen Agenten, der den Impuls
auslösen würde. Wenn es mir gelang, diesen Mann zu finden,
hatte ich vielleicht eine Chance.
Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Eines mußte ich noch
versuchen. Ich verließ das Bett und holte mein Schreibzeug aus
dem Wandschrank. Ich riß ein Blatt aus dem Notizblock und ließ
mich am Tisch nieder. Meine Hand, die den Schreibstift hielt,
zitterte.
An Kapitän Ruscon, schrieb ich.
Mit der Zunge fuhr ich über meine spröden Lippen.
Bei
Weitere Kostenlose Bücher