PR TB 017 Der Flug Der Millionäre
mit
Barbara inzwischen geworden war.
»Keine Sorge«, erklärte Mangold und schaltete den
nutzlosen Antrieb ab. »Ich kehre niemals ohne Sie zur Erde
zurück. Auch wenn Sie mich zwangen, trage ich doch die
Verantwortung für Sie.« Er sah Mabel an. »Ich tue es
nicht wegen des Geldes - und schon gar nicht für Barbara. Merken
Sie sich das.«
Am zehnten Tag nach der Zelldusche erfuhren sie die Wahrheit.
Mangold hatte sich immer mehr zu Mabel hingezogen gefühlt,
ohne die Ursache für seine Gefühle zu kennen. Obwohl Mabel
doch mehr als dreißig Jahre älter war als er, erschien sie
ihm viel jünger und mit jedem Tag begehrenswerter. Ihr
Verhältnis wurde vertrauter, und immer länger dehnten sie
ihre Spaziergänge aus. Börsinger und Garcia bemerkten die
Veränderung sehr wohl, aber sie hatten genug mit sich selbst zu
tun, um Anstoß daran zu nehmen. Börsinger genoß das
neue Gefühl der Unbeschwertheit, der Freiheit und der neu
erwachten Lebensfreude. Stundenlang konnte er im Wasser liegen und
sich von den Wellen ans Ufer zurücktragen lassen. Er
veranstaltete regelrechte Wettläufe mit dem etwas korpulenten
Jerry Lancaster und wurde von Tag zu Tag schneller.
Garcia flog mit Doc Ham öfter in die Berge. Er steckte seine
Claims ab, so unsinnig das auch zu sein schien. Er sammelte Proben
und brachte sie zum Lagerplatz. Daß über Nacht aus
wertvollen Erzen oft wertloses Gestein wurde, konnte seinen Eifer
nicht dämmen.
»Schwimmen wir heute zur Insel?« fragte Mabel, und es
schien Mangold, als wirke sie heute bedrückter denn je zuvor.
»Ich muß dir etwas sagen.«
»Kannst du es mir nicht hier sagen?« fragte er und
lächelte. Er sah sie an und fand, daß sie noch schöner
geworden war. Einige der Falten unter den Augen waren verschwunden.
»Oder ist es ein so großes Geheimnis?« Sie biß
sich auf die Lippen. In ihren Augen war ein solches Flehen, daß
Mangold keine Fragen mehr stellte. Er nahm ihren Arm. Sie spazierten
in westlicher Richtung am Strand entlang, bis sie die Flußmündung
erreichten. Mabel hatte aus überzähligen Kleidungsstücken
Badeanzüge genäht. Sie zogen sich um und ließen die
Kleider am Ufer liegen. Die Insel lag etwa einen Kilometer vom Strand
entfernt.
Das Wasser war warm und seicht. Man konnte den Grund auch dann
noch erkennen, als es tiefer wurde und sie schwimmen mußten.
Korallenbänke und helle Sandflächen wechselten sich
miteinander ab. Ab und zu huschten dunkle oder silberne Schatten
vorbei, aber es gab hier keine gefährlichen Raubfische.
>Wanderer< war eine friedliche und lebensfreundliche Welt.
Die Insel war mit Gras und Büschen bewachsen. Von hier aus
sah man die Gazelle. Daneben waren die Hütten
zu erkennen. Zwei Gestalten lagen im Sand nahe dem Meer und
sonnten sich. Ein Bild des Friedens.
Mangold streckte sich im Gras aus und winkte Mabel zu.
»Ein wunderbares Fleckchen, Mabel. Gibt es so etwas noch auf
der Erde?«
»Selten, Thor. Sehr selten.« Sie setzte sich neben ihn
und schien nicht recht zu wissen, wie sie das, was sie sagen wollte,
herausbringen sollte. Sie sah auf ihn hinab. In ihren Augen
schimmerte es feucht, aber es war nicht das Schimmern des Glücks,
sondern das eines namenlosen und unbegreiflichen Grauens. »Thor,
es ist etwas geschehen.«
Er richtete sich auf und stützte sich auf den rechten
Ellenbogen.
»Was ist geschehen, Mabel? Wieder diese Träume?«
»Das auch. Und diesmal brachten sie mir Ereignisse in die
Erinnerung zurück, die vor zehn Jahren geschahen. Aber das meine
ich nicht. Hier…«, sie griff in den Brustausschnitt ihres
knappsitzenden Badeanzuges und zog etwas daraus hervor, »…
das lag heute früh neben meinem Bett in der Hütte.«
Sie öffnete die Hand. Zu seinem Erstaunen sah Mangold eine
Zahnprothese. Er hatte immer geahnt, daß Mabel künstliche
Zähne trug, aber es hatte ihn nicht gestört. Schließlich
war Mabel über Sechzig. Aber er begriff nicht, warum sie sich so
aufregte. Mit der Prothese war doch alles in Ordnung.
Er lächelte und atmete erleichtert auf.
»Warum so geheimnisvoll, Mabel? Sie hat sich gelockert, das
ist alles. Künstliche Zähne sind heutzutage keine Schande,
und ich meine … «
»Das ist es doch nicht«, flüsterte sie fast
flehend, hob die Hand und schleuderte die Prothese weit von sich.
»Das ist es ja gar nicht!«
»Warum wirfst du sie weg? Was soll das?« Er wollte
sich erheben, um sie zurückzuholen. Sie hielt ihn fest.
»Ich brauche sie nicht mehr, Thor.« Sie öffnete
langsam ihren
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