PR TB 017 Der Flug Der Millionäre
Und dann konnte
Börsinger kommen. Im Lager waren außer Mabel und dem
Whisky noch die Waffen.
Garcia fühlte in der Tasche nach dem Messer. Das war alles,
was er bei sich hatte. Damit konnte er gegen ein modernes Jagdgewehr
nicht viel ausrichten. Zu dumm, daß Börsinger
hinzugekommen war. Der Kerl war verrückt mit seinen moralischen
Bedenken. Hatte Mabel früher vielleicht welche gehabt, als sie
die Männer gegeneinander ausspielte?
In den letzten zehn Tagen war alles furchtbar schnell gegangen.
Mabel war 18, dann 17 und schließlich 16 geworden. Bör
singer und er waren 21. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß
der Unsterbliche seine Drohung wahrmachte. Sie wurden auch weiterhin
jünger. Der Prozeß hörte nicht auf.
Mabel veränderte sich. Als sie 16 war, wehrte sie die
Zudringlichkeiten Börsingers und Garcias ab. Die beiden Männer
wollten nicht auf das verzichten, was ihnen während ihres
bisherigen Aufenthaltes auf >Wanderer< gewährt worden war.
Börsinger nahm jedoch Vernunft an. Er respektierte Mabels
Wunsch, und nahm sie vor Garcia in Schutz. Damit zog er sich dessen
Todfeindschaft zu. Aber auch das konnte ihn nicht daran hindern, der
Beschützer des Mädchens zu werden.
Garcia schnaubte verächtlich, als er daran dachte. Rechts
unten in der Ebene sah er den breiten Fluß, der eine Biegung
nach links machte und ins Meer mündete. Die Insel war deutlich
zu erkennen. Die Erinnerung an gewisse Ereignisse auf der Insel ließ
Garcias Herz schneller schlagen. Er beschleunigte seine Schritte.
Börsinger hatte also sein Gewissen entdeckt. Er hatte ihn,
Garcia, sogar mit dem Gewehr bedroht, als er das Mädchen abends
mit in seine Hütte nehmen wollte.
»Das lasse ich nicht zu, Lopez. Sie ist ein Kind. Morgen
wird sie 15 sein. Laß sie also los, Lopez. Sofort!«
Mabel stand dabei, zitternd und voller Angst. »Kümmere
dich um deine eigenen Angelegenheiten«, riet Garcia wütend.
»Mabel ist meine Angelegenheit, Garcia. Sie ist unsere
Angelegenheit. Ich werde dafür sorgen, daß wir uns den
letzten Rest von Anständigkeit bewahren.«
Garcia sah das entschlossene Funkeln in Börsingers Augen. Er
wußte, daß mit ihm nicht zu spaßen war. Nicht in
seiner jetzigen Verfassung.
»Schon gut, Ronald, vielleicht hast du recht. Wir wollen uns
nicht streiten. Wie wäre es mit einem Whisky?« Börsinger
versuchte, in Garcias Gesicht dessen wahre Absichten zu erkennen.
Aber der junge Südamerikaner
schien es ehrlich zu meinen. Vielleicht steckte noch ein Funken
Anstand in ihm. Vielleicht.
Sie leerten eine ganze Flasche und sanken in ihre Betten.
Die beiden Jungens betranken sich jeden Abend, und jedesmal
vertrugen sie weniger. Am dritten Tag ging Garcia baden, während
Börsinger sich entschloß, auf die Jagd zu gehen und
Frischfleisch zu schießen. Mabel wollte zu Hause bleiben. Sie
fühlte sich jetzt sicher.
Aber Garcia hatte seinen Plan nicht aufgegeben. Er war jetzt 15
Jahre alt geworden, aber sein Gehirn funktionierte noch wie eh und
je. Nichts hatte sich für ihn geändert, und er wußte,
daß er noch 15 Tage zu leben hatte.
Als Börsinger hinter den Hügeln verschwunden war, kam
Garcia aus dem W asser und näherte sich den Hütten. Sein
Gesichtsausdruck konnte seine Gedanken nicht verheimlichen, und Mabel
schöpfte früh genug Verdacht.
Sie nahm den Revolver, den Börsinger ihr gegeben hatte, und
trat Garcia entgegen.
»Halt! Geh ins Meer zurück. Du badest, bis Ronald
zurückkommt.« Garcia blieb stehen.
»Sieh mal einer an, du kleine Hexe. Wo hast du denn das
hübsche Spielzeug her?«
»Wenn du meinst, daß es ein Spielzeug ist, dann komm
nur einen Schritt näher.« Sie hob den Revolver und spannte
den Hahn.
»Mabel!« Garcia versuchte, seiner Stimme einen
beruhigenden und sanften Tonfall zu geben. »Mach keine
Dummheiten. Wir haben uns immer gut verstanden, und …«
»Ronald hat recht«, sagte sie ganz ruhig. »Du
bist ein Schwein.«
Er wurde blaß, aber noch beherrschte er sich.
»Die Insel, Mabel. Hast du die Insel vergessen? Waren es
nicht wunderbare Stunden, die wir dort verbrachten?« Er sah,
daß sich ihr Zeigefinger krümmte und sprang vor. Der Schuß
krachte, und das Projektil zischte dicht an seinem Ohr vorbei. Zu
einem zweiten Schuß kam Mabel nicht mehr. Garcia schlug ihr den
Revolver aus der Hand. Er fiel ins Gras. Mabel, die davonrennen
wollte, stieß ihn mit dem Fuß noch tiefer in die dichten
Büsche. Dann fühlte sie Garcias Faust im Rücken und
sie stolperte, verlor den
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