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PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

Titel: PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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hob und
senkte; flach und kaum wahrnehmbar.
    Yser war es nicht gewohnt, zu handeln oder zu arbeiten. Er
erkannte aber, daß Keenra und er die einzigen Menschen hier
waren, und daß er etwas tun müsse, um die Situation zu
ändern. Er bückte sich und versuchte, sich Keenra auf den
Rük-ken zu laden. Noch nie in seinem Leben hatte er derart viel
arbeiten müssen, aber schließlich schaffte er es. Keenra
lag flach auf ihm, die Arme baumelten vor seiner Brust herab. Er
steckte beide Waffen ein; seine in die Halfter, ihre Pistole hinter
den Gürtel, dann begann er zu gehen.
    Es waren hundert Schritte zur Quelle. Diese Distanz legte er
zurück, aber er war selbst dem Zusammenbruch näher als je
zuvor. Er zog sein Hemd aus, tränkte es im eiskalten Wasser der
Quelle und wischte das Gesicht der Arkonidin ab. Die Zeit verstrich
ereignislos, und Yser sah keinen Erfolg außer einem wilden,
unkontrollierten Zusammenzucken der Muskeln des Körpers.
    Endlich begann Keenra ruhiger zu atmen; dann öffnete sie die
Augen. Über sich erkannte sie das
    Gesicht Ysers - gerötet, verschwitzt und voller
unausgesprochener Fragen. In ihrem
    Körper ebbten die Wellen des Schmerzes ab; die Millionen
kleiner Nadelstiche in den Nerven wurden
    erträglicher.
    »Dieser Vogel…«, sagte Keenra heiser, »er hat
mich getroffen.«
    »Getroffen? Was hat er getan?« fragte Yser atemlos.
Sie richtete sich auf und stützte sich schwer auf seine
Schulter. Dann beugte sie sich vor und streckte beide Arme bis an die
Ellenbogen ins Wasser, blieb eine Weile so sitzen und spritzte sich
Wasser ins Gesicht. Dann erklärte sie:
    »Ich sah einen Vogel, er schien aus Glas zu sein. Ich konnte
Teile des Mechanismus darin erkennen. Ich versuchte, dieses Ding mit
der Strahlenpistole abzuschießen, aber es war wesentlich
schneller. Mit einem schweren Schlag betäubte es mich. Wir
werden also beobachtet.«
    »Aber von wem?« fragte Yser halblaut. »Ich sah
auch, daß vor dir das Zeichen eines Vogels - eine stilisierte
Silhouette -in den Sand gebrannt war.«
    »Vermutlich ein Trick von Aulaire«, rätselte
Keenra. »Der Pirat verfolgt selbst vierhundert Jahre nach
seinem Tod mit allem, was wir erleben und erleben werden …«
    »… wovon ich restlos überzeugt bin; gerade das macht
mir angst!« Yser unterbrach mit einer Geste,
    die vollkommene Hoffnungslosigkeit ausdrückte.
    »… ein bestimmtes Ziel«, vollendete Keenra. »Ich
bin überzeugt, daß jener gläserne Vogel nur Teil
eines Mosaiks ist, das wir zusammenzusetzen haben.«
    Yser machte die Bewegung des Nichtverstehens.
    »Hör zu, Keenra«, sagte er leise und blickte auf
einen bestimmten Fleck des Bodens, »ich habe versucht, mich
umzustellen. Ich versuchte, zum erstenmal in meinem Leben zu handeln
oder zu arbeiten. Ich stieß überall auf Dinge, die ich
nicht zu durchschauen vermochte und auf Überlegungen, die mich
nicht weiterbrachten. Und als ich dir helfen mußte, brach ich
beinahe zusammen. Ich bin weder Jäger noch Tatmensch, ich bin
Arkonide mit allen Vorteilen und Fehlern; ein Typ, der mit dem Kopf
arbeitet und mit sonst nichts. Außerdem vermisse ich die
Fiktivspiele - ich bin zutiefst beunruhigt und aufgeregt.«
    Keenra stand auf und sah schweigend auf den Arkoniden herunter.
Sie stand noch unsicher auf schwankenden Beinen, aber sie blieb mit
eiserner Selbstbeherrschung stehen und sagte mit seltsam klingender
Stimme:
    »Du, Yser, wirst dich daran gewöhnen müssen,
sowohl mit dem Kopf als auch mit dem Körper zu arbeiten. Alles
hängt davon ab, auch dein Leben - aber das ist wahrscheinlich
nicht das eigentlich Wichtige. Wir müssen versuchen, die Rätsel
dieser Welt zu lösen, auch wenn wir noch nicht genau wissen, wie
wir hergekommen sind und was uns erwartet.«
    Bei ihren ersten Worten war Yser zusammengezuckt. Er schien die
kühle Selbstsicherheit zu spüren, die Keenra erfüllte
und den festen Willen, zu handeln. Yser blieb sitzen und hörte
zu, und mit jedem Wort erkannte er mehr von den Gefahren, die sich
noch verbargen. Keenra sagte hart und ungerührt: »Und in
diesem Prozeß werden sich auch unsere Probleme klären.
Meines, das dich nichts angeht und deines, das daraus besteht, Mann
zu werden. Richten wir uns zuerst auf dieser Insel ein. Komm, hilf
mir. Los!«
    Unbedingter Zwang lag in der Stimme Keenras. Yser stand auf,
atmete tief durch und knotete sich das nasse Hemd auf den Rücken.
Als der kalte Stoff seine Haut berührte, erschauerte er und
wurde rot, als er Keenra in die Augen sah.

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