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PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel

Titel: PR TB 020 Das Gesetz Der Gläsernen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Stämmen zweier Bäume; der Kopf des Tieres war daran
gefesselt. An den Absätzen seiner Stiefel trug Yser Sporen;
kleine Zahnräder, mit spitz zugefeilten Zähnen. Wenn er an
der Kandare zog, knurrte das Tier wütend auf.
    »Denk daran, was ich dir gesagt habe«, bat ihn Keenra.
Ihre Stimme klang etwas weicher, nicht mehr befehlend oder ironisch.
Yser nickte und stemmte sich in die Bügel.
    »Herunter mit dem Tuch!« sagte er. Keenra zog den
Fetzen
    von den Augen des Tieres. Es wollte sich aufbäumen, aber ein
harter Zug an der Kandare und die beiden Seile verhinderten die
Bewegung.
    »Löse die Knoten«, sagte Yser. Keenra nickte, zog
an den freien Seilenden und rief: »Viel Glück!«
    Das Tier stieg kerzengerade in die Höhe. Yser zwang den Kopf
hinunter, bohrte die Sporen in die Weichen und beugte sich vor. Ein
gewaltiger Satz drohte ihn abzuwerfen, aber er hielt sich gut. Das
Tier preschte los. Die Beine schlugen harte Wirbel auf dem Sand,
rissen Reittier und Reiter vorwärts und in einem wahnsinnigen
Galopp hinaus in die Wüste.
    Der Kampf dauerte eine Stunde. Yser zeigte dem Tier mit
unerbittlicher Schärfe, wer der Herr war. Er brach den Willen
und dressierte das Tier, bis es seinen Kommandos sofort gehorchte.
Yser fühlte sich zerschlagen und gerädert, als er wieder in
die Oase zurücksprengte. Er umritt die Grünfläche und
hob den Arm, als er Keenra sah.
    »Gewonnen!« schrie er. Einen Moment lang sah ihn
Keenra, dann verdeckten Stämme und Büsche Yser. Dieser
Moment hatte genügt, um ihr zu zeigen, daß Yser auf dem
richtigen Weg war. Er sah verwildert aus - Bart, Bräune und
Schmutz, dazu sein lachendes Gesicht. Unendlich fern lag das alte
Trichterhaus auf Arkon, fern lagen die dekadenten Feste. Keenra
lächelte und sah zu, wie Yser das Tier dirigierte. Ganz langsam
ritt er zu ihr hin und stieg ab. Er riskierte sogar, die Zügel
loszulassen. Das Reittier blieb mit hängendem Kopf neben ihm
stehen und scharrte mit dem Vorderfuß.
    »Gut«, sagte Keenra leise. »Jetzt werde ich mein
Glück versuchen.«
    Yser half ihr in die Bügel, und sie ritt los. Niemand hatte
es sie gelehrt, aber sie konnte es ebenso gut wie Yser. Auch sie
schaffte es, daß ihr das Tier auf jeden Befehl gehorchte. Als
sie zurückkam, fesselte sie die Vorderfüße des Tieres
so, daß es nur noch kleine Schritte machen konnte und sich
nicht weit von der Quelle entfernte.
    »Das nächste«, sagte Yser, nachdem er gegessen
hatte. Er hatte ungeheuren Appetit und war nicht müde. Er fühlte
sich, von den Muskelschmerzen abgesehen, sehr wohl. Dann ging er
daran, das zweite der Cavans - so hatten sie die Tiere genannt - zu
zähmen.
    Der Rest war nicht mehr schwierig. Sie bändigten sechs Cavans
und richteten vier von ihnen als Reittiere ab. Die anderen bekamen
die Traglasten aufgeschnallt und gewöhnten sich daran. Einen
vollen Tag verwendeten Keenra und Yser darauf, sich zu erholen und
für die Reise ins Unbekannte alle Vorbereitungen zu treffen.
Yser rasierte seinen wuchernden Bart, wusch sich gründlich und
ließ sich von Keenra mit Öl massieren. Sein Körper
hatte sich verändert; überschüssiges Fett war
verschwunden, und die Muskeln traten stärker hervor. Das Gesicht
war schmaler geworden - ein harter Zug begann sich abzuzeichnen. Und
die Haut des Oberkörpers war fast bronzefarben geworden.
    Auch Keenra hatte sich verändert. Sie war schmaler, aber
nicht weniger hübsch. Sie boten beide einen abenteuerlichen
Anblick. Die kurzen Stiefel, die anliegenden Hosen und die
ausgebleichten Hemden, über denen sich die weißen Tücher
des Kopfschutzes abzeichneten; dazu die breiten Gurte mit den Waffen
und die schwarzen Handschuhe… keiner der arkonidischen Freunde
hätte sie mehr erkennen
    können.
    Es wurde hell. Der elfte Tag ihres Aufenthaltes auf Glynth brach
an. Yser stellte sich in den Steigbügeln seines weißen
Cavans auf. Der lange Schweif des Tieres peitschte die Luft. Hinter
Yser ritt Keenra, dahinter gingen die vier anderen Tiere, zwei davon
mit den schweren Traglasten. Die Gurte mit den schweren
Strahlpistolen hingen an den Sätteln, neben den Wasserschläuchen
und dem Proviant. Ein langes Seil verband die Köpfe der Tiere
miteinander. Die kleine Karawane setzte sich langsam in Bewegung.
    Sie hatten die Richtung gewählt, die rechtwinklig zu den
Tierspuren zeigte - wilde Tiere hielten sich selten in der Nähe
menschlicher Behausungen auf. Die Chancen, auf Bewohner Glynths zu
treffen, waren zwei zu eins. Ein gutes Verhältnis.

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