PR TB 021 Das Tödliche Paradies
waren. Er hatte sie noch nicht gefunden,
da explodierte Everett Ewars anspruchsloser Schreibtisch mit
Donnergetöse und einem grellen Blitz. Der Luftdruck warf die Tür
nach draußen in den Gang, und mit der Tür flog Ron Landry.
Er warf sich zur Seite, fiel auf Hände und Füße und
schnellte sich in die Höhe.
Im Schein der Gangbeleuchtung sah er Ewar zerzaust und erschöpft
auf allen vieren durch die Türöffnung kriechen, aus der
dichte Schwaden schwarzen Qualms hervordrangen. Ron griff dem
Malträtierten unter die Arme und half ihm vollends in den Gang
heraus. Ewar hockte sich auf den Boden, den Rücken gegen die
Wand gelehnt, und hustete.
Ron ließ ihn gewähren. Als der Qualm nachließ,
drang er in das Zimmer ein. Das Ganglicht leuchtete notdürftig.
Ewars Schreibtisch war nicht mehr voihanden. Die Trümmer lagen
rings durch den Raum verstreut. Ebenso verschwunden waren die
Vorhänge am Fenster. Ron wich vorsichtig zur Seite. Gegen das
Licht in seinem Rücken musste sich seine Silhouette nach draußen
hin vorzüglich abheben.
Die beiden Schränke im Hintergrund des Raums waren ebenfalls
in Mitleidenschaft gezogen worden, jedoch hatte der Schreibtisch die
größte Wucht der Explosion abgefangen. Der Projektor lag
in der Mitte des Zimmers. Die Trommel war aufgeplatzt, und von Ewars
kostbaren Mikrofilmen waren nur noch schwarze Ascheteilchen
übriggeblieben.
Ron ging hinaus. Ewar hatte sich inzwischen erholt.,Sehen Sie“,
sagte er mit krächzender Stimme, ,ich wusste, dass an dem Fall
Storn etwas dran war.“
Ron nickte nachdenklich. Er war fest davon überzeugt, dass er
soeben Zeuge des ersten Bombenattentats geworden war, das auf ZIRKON
jemals stattgefunden hatte.
,Wohin jetzt?“fragte er Ewar. Jem and ist hinter Ihnen her.
Glauben Sie, Sie wären zu Hause sicher?“
,Klar. Wer auch immer das getan hat… die Bombe hat so viel von
seiner Courage verbraucht, dass er den Rest seines Lebens
wahrscheinlich als anständiger Bürger verbringen wird.“
Ron war dessen nicht so sicher. Mit der Ankunft von Kelliko Storn
auf ZIRKON schienen auf der paradiesischen Welt ein paar Änderungen
eingetreten zu sein. Er ließ Ewar jedoch gewähren. Der
Polizeichef von Rajpat sollte man meinen, war ein Mann, der wusste,
was er tat.
Während der Fahrt mit dem Aufzug begann Ewar: ,Sie haben nur
einen Teil der Aufnahmen gesehen. Natürlich gibt es Kopien. Wenn
Sie wollen, zeige ich Ihnen morgen den Rest.“
Ron lachte ,Jederzeit“, stimmte er zu. ,Sie haben mir nur immer noch
nicht erk lärt, wozu Sie meine Hilfe brauchen.“ Ewar sah ihn überrascht an.
,Hilfe? Wer hat was von Hilfe gesagt. Ich wollte Ihren Rat, sonst
nichts. Ich bin durch eine terranische Polizeischule gegangen, lange
bevor ich hierher kam. Aber das meiste, was ich dort lernte, habe ich
mittlerweile wieder vergessen, weil ich es hier nicht brauchte. Ich
wollte nur hören, was Sie vorzuschlagen haben. Der Fall Storn
kann schließlich nicht zu den Akten gelegt werden, nur weil
Storn tot ist, nicht wahr? Irgendwo muss es eine Organisation geben,
mit der Storn zusammenarbeitete. Was meinen Sie…?“ Ron winkte ab. Sie durchquerten die Halle und verließen das
Gebäude.
Jch muss mich erst zurechtfinden“, sagte Ron, als sie in den
Wagen stiegen. Jm Augenblick sind meine Gedanken n och im Urlaub.
Lassen Sie mich eine Zeitlang nachdenken.“
Ewar war damit einverstanden. Er brachte Ron nach Hause. Als sie
sich verabschiedeten, fragte er: ,Sie haben nicht vielleicht schon
eine Idee?“
Ron grinste. „Doch“, antwortete er heiter. Jch werde
mir morgen früh ein Banzo-Mädchen anlachen.“
2.
Die Sache hatte folgendermaßen begonnen:
Am 10. März 2109 saß Ron Landry in einem Büro in
Terrania einem dicklichen Mann mit schütterem Haar, wulstigen,
feuchten Lippen und roten Wangen gegenüber und hörte seinen
Tiraden zu, die sich teils mit seiner Gesundheit, teils mit der
Dummheit seiner Untergebenen beschäftigte - nur nicht etwa mit
der Angelegenheit, derentwegen Ron Landry bestellt worden war. So
sehr Ron seinen Vorgesetzten, Oberst Nike Quinto, im allgemeinen
schätzte, wenn er ihm gegenübersaß und ihn ansehen
musste, empfand er Widerwillen. Nike Quinto hatte von Natur aus eine
schrille, hohe Stimme. Wenn er sich ärgerte-oder sich zu ärgern
vorgab -, verstieg sie sich zum schreienden Falsett. Sein Gesicht
lief dabei rot an, und jedermann glaubte ihm aufs Wort, dass er auf
seine Gesundheit, insbesondere den Blutdruck sorgfältig
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