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PR TB 023 Der Einsame Von Terra

PR TB 023 Der Einsame Von Terra

Titel: PR TB 023 Der Einsame Von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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herausgebildet. Das Essen dauerte eine runde halbe Stunde, dann
bewies das Zuschnappen des wertvollen Feuerzeugs, daß Seymour
seine erste Zigarette angezündet hatte - der Chef des Raumhafens
bevorzugte teure und seltene Modelle bei allem, was er kaufte. Er war
Individualist.
    Durch die große Glasscheibe auf der Südseite schienen
sich Licht und Wärme einzuschleichen; aber die vollklimatisierte
Zentrale hatte nach wie vor die gleiche Temperatur. Es war zehn Uhr
vormittags, Standardzeit, denn die Rotationsgeschwindigkeit des
Planeten Shand'ong betrug vierundzwanzig Stunden, so daß für
die Männer nicht einmal neue Uhren angeschafft zu werden
brauchten. Da die tägliche Anzahl der Starts rund fünfzehn
betrug, die Männer durch ihre intensive Arbeit bereits dreizehn
Schiffe abgefertigt hatten, konnten zwei von ihnen über den
Nachmittag frei verfügen - auch das hatte sich während
ihrer Zusammenarbeit ergeben. »Amoo, mein Freund«, sagte
Seymour laut, »wie fühlst du dich?«
    Der Tecko saß auf einer Kante des Interkoms und fing
Nacoonfliegen; große, blauschwarze Insekten, die sich irgendwie
hier herein verirrt hatten.
    »Danke«, sagte die Stimme, die nur Seymour hören
konnte, »wesentlich besser als du, mein Freund.«
»Gehässiges Biest«, antwortete Seymour und lachte.
Amoo ging nicht näher darauf ein; seine riesigen schwarzen Augen
verfolgten den Rauch aus Seymours Zigarette.
    Die gesamte Situation hatte etwas unvergleichlich Makabres, und
das wußten sie alle sehr genau. So genau, daß sie
schwiegen. Auf einer Welt, in der Geheimnisse das normale Geschehen
ausmachten, in einer Stadt, die nur landenden und startenden
Handelsschiffen als Hafenkulisse diente, in einer Zeit, in der das
vollfunktionierende Individuum das Maß der Dinge war, in einer
Gesellschaftsordnung, die alles, das erkennbar kränkelte,
auswarf wie das Meer einen Korken, saßen hier drei Männer
- einsam wie Sterne.
    Seymour Alcolaya. Ästhet und Individualist, getrieben von
einem Impuls, der die Unruhe des Herzens als Motor besaß. Ohne
Anhang, beherrscht und mit wenigen oberflächlichen Reaktionen;
das Brodeln in der Tiefe wußte er zu verbergen.
    Carayns, der Springer. Der Älteste unter ihnen. Sein
dröhnendes Gelächter strapazierte manches Mal die
Trommelfelle und die Nerven seiner Partner, aber sie wären
erschrocken, wenn er nicht mehr lachte. Er kam eines Tages hierher,
unter Vertrag der Cimarosa Holding als Vertretung der GCC, und
niemand wußte, was ihn hierher getrieben hatte.
    »Ich werde heute fischen gehen«, sagte er. »Das
Boot ist bereit, die Klanleute mögen mich, scheint es.«
»Nur zu«, erwiderte Daln Roka mürrisch.
    Daln, ein Epsalgeborener. Gewohnt, bei Strapazen körperlicher
Art erst dann in Schweiß zu geraten, wenn Terraner längst
zusammengebrochen waren. Er dachte und handelte mit einer
Schnelligkeit, die selbst Seymour immer wieder erstaunte.
    »Eines Tages wird dich solch ein Vieh fressen«,
grollte Daln und heftete eine Frachtliste in einen Ordner, »und
wir müssen dann Überstunden machen. Du großer
Nimrod.«
    »Aber wenn ich die Robotküche abschalte und meine
Fische brate, dann laßt ihr euch gern einladen, mitsamt dem
verkrachten Mediziner, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Daln gequält. »Waidmannsheil.«
»Petri Heil«, verbesserte Carayns und lachte. Daln griff
wütend nach dem zierlichen Zeremonienbeil, das mit einer Spitze
im Holz des Tisches stak und als Papierbeschwerer diente; die Platte
wies unzählige winzige Einschnitte auf.
    Daln war förmlich hierhergeflohen. Er war der typische Sohn
reicher Eltern, die ihn mit Geld kaufen wollten. Nach der Phase
pubertären Trotzes hatte er zu denken begonnen und sich
entschlossen, sein

    eigenes Leben zu leben. Die Karriere als Handelsschiffer behagte
ihm nicht; sie war ihm zu unsauber, moralisch zu sehr angekränkelt
- eine Überlegung, die einem Springer wie Carayns nicht einmal
ein Achselzucken gekostet hätte -, die Flotte mit ihrem straffen
Ton, ihren schnellen Schiffen und der Aufgabe zu kämpfen, stieß
ihn ab, wie viele seines Standes.
    Jetzt war er hier; Seymour erinnerte sich noch daran, wie er hier
angekommen war: Wie jemand, der mit einer Kiste auf den Schultern
einer Flutwelle entronnen war, naß, erschöpft,
hoffnungslos. In der Kiste waren Spulen, ein Lesegerät und
wertvolle Kleidungsstücke. Daln war ein Träumer.
    Der vierte Mann aber war schon vorher hier gewesen - warum, das
wußte nicht einmal die Mutter der Klans.
    Der verkrachte

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