PR TB 023 Der Einsame Von Terra
Gabelstapler umgekippt,
und zwei eingeborene Ladearbeiter sind verletzt worden. Kisten mit
Konserven fielen von der Ladeplattform herunter. Ich habe bereits
einen Gleiter und zwei Medorobots angefordert.«
Das Bild schwenkte, und Seymour sah, daß neben einer der
umgekippten schweren Apparate, mit denen die Kisten und Ballen
umgestapelt wurden, zwei Shand'ong lagen. Sie schienen
schwerverletzt, denn sie rührten sich nicht mehr. Neben ihnen,
dicht vor der Optik der Notrufsäule, stand der Wachroboter
dieser Halle.
»In Ordnung«, sagte Seymour, »wir werden uns
sofort darum kümmern. Gehst du hinunter, Carayns -lasse bitte
die Verwundeten zu Korco-Aghan schaffen. Er soll sich darum kümmern,
aber nicht weitermachen, wenn sie h'sayz sind.«
Carayns nickte entschlossen, schnallte seinen Gürtel ein Loch
enger und ging sehr schnell aus der Zentrale. Nur Sekunden später
sah ihn Seymour mit dem Gleiter der Hafenkontrolle dicht über
der Landepiste zu der Halle rasen.
»Hoffentlich glaubt niemand, daß es ein Mordversuch
war oder ähnliches, sondern nur ein einfacher Unglücksfall«,
sagte Daln Roka und wandte sich von dem Sichtschirm ab. Er setzte
sich rittlings auf seinen Drehsessel und kratzte sich im Nacken.
Seymour, durch den eigenartigen Ton in der Stimme des Epsalers
stutzig geworden, sah auf. »Wie meinst du das, Daln?«
fragte er.
»Ich weiß nicht, Chef. . . aber in den letzten Tagen
scheint sich hier etwas zusammenzubrauen. Dieses blöde Gerücht,
das seltsame Benehmen von vielen Eingeborenen ... ich weiß
nicht, wie ich es erklären soll. Es ist unheimlich. Nicht zu
greifen.«
»Du hast recht, Daln«, sagte Seymour. »Es braut
sich etwas zusammen. Ich weiß noch nicht genau, wie es
aussieht, aber halte bitte bei jedem Schritt Augen und Ohren offen.
Zur Zeit lebt es sich hier gefährlich.«
»Natürlich, Chef«, sagte Daln und arbeitete
weiter.
Bevor die Dunkelheit hereinbrach, startete noch die SWORDFISH,
dann heulte die Sirene kurz auf und sagte allen Beschäftigten,
daß jetzt die Nachtruhe begann. Seymour sicherte alle Geräte,
sprach einige Programme für die verschiedenen Robotmechanismen
und sicherte dann die Zentrale, ehe er in seine Wohnräume ging.
4.
Die Stille schien zu eindringlich zu sein, zu vollkommen, um nicht
Gefahr in sich zu bergen. Seymour stand in der Mitte seines
Wohnraumes, und die Fenster waren geöffnet. Er spürte, wie
sich die feinen Härchen auf seinen Unterarmen aufrichteten, als
läge elektrische Spannung in der Luft. Seymour stand da, etwas
vornübergebeugt, wachsam - wie ein Raubtier. Er atmete tief ein
und aus. Sein ovales Gesicht war regungslos; die Kinnmuskeln traten
hervor, und die Brauen waren unter scharfen Falten auf der Stirn
zusammengeschoben.
Die Lider zitterten unruhig.
Es war Nacht.
Draußen wurden die Lichter sichtbar, weiß und grün.
Seymour schaltete seine Bandgeräte auf Wiedergabe und lauschte
auf die Meldungen. Es war wie stets - vieles wurde gesagt, nichts
aber, das ihn direkt anging. Nur war jetzt offenbar sicher, daß
Dr. Corinna Marandera mit einem Frachter und unbekanntem Ziel
abgeflogen war und daß die Behörden von sechs Planeten
gebeten wurden, ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen.
Der Tecko war noch nicht da.
Seymour pfiff die Anfangstakte der Großen Ode von George
Nancar, versteckte die Apparatur wieder hinter dem Glasbildnis und
schaltete das Licht ein. Dann lehnte er sich an die Säule, die
dicht neben der Eingangstür aufragte und einige Shand'ong-Masken
aus dem planetaren Mittelalter trug, zündete sich ruhig eine
Zigarette an und wartete. Er wußte nicht bestimmt, worauf,
ahnte aber, daß sich das Warten lohnen würde.
Wenn ihn ein Bote treffen wollte . . . Seymour nickte, griff nach
seiner Waffe und drehte vorsichtig die Asche der Zigarette in einem
Aschenbecher ab.
Dann verließ er das Zimmer.
Gegenüber seiner Wohnungstür lag der Treppenaufgang zur
Zentrale, in der letzten Ecke des schmalen Ganges war die Öffnung
des Lifts zu finden; gegenüber, in einer kleinen Kammer befanden
sich nachts die Roboter, die hier die Servomaschinen warteten und den
Gang reinigten. Es gab viele solche nahezu unzerstörbaren
Maschinen hier auf dem Raumhafen. Vorsichtig schloß Seymour
seine Wohnungstür ab und griff nach dem Vorhang, um ihn wieder
zuzuziehen. Hinter sich hörte er das Winseln eines rasch
laufenden Elektromotors. Er drehte sich schnell um und sah, wie die
Tür der Robotkammer aufflog, gegen das Widerlager krachte
Weitere Kostenlose Bücher