PR TB 023 Der Einsame Von Terra
Zigarette an.
»Hast du das schon einmal erlebt?« fragte er Corinna.
»Nein, noch nie. Ich bin immer noch sprachlos«,
erwiderte sie.
Quattaghan sagte:
»Ein guter Jäger - oder Fischer - kann alles. Wer
jemals einen Mandalay gefangen hat, wird selten Schwierigkeiten
haben. Ist es nicht so, Seymour?«
Seymour lachte, trotz seiner Erschöpfung und des Schweißes,
von dem sein brauner Körper naß war. »So ist es,
mein Freund. Wer kümmert sich um den Verkauf dieses Burschen?«
Der Alte erhob die Hände in einer abwehrenden Geste.
»Ist alles schon erledigt worden, noch ehe wir ausliefen.
Die Mutter des Fischerklans hat ihn mir bereits bezahlt.«
Seymour lachte lautlos.
Er warf, nachdem das Boot angelegt hatte, sämtliche
Ausrüstungsgegenstände in seinen Wagen, der bewacht an der
Mole stand, zog sich eine Jacke über und fuhr Corinna zu ihrem
kleinen Haus, das sie zusammen mit einer Kollegin gemietet hatte.
Quattaghan blieb noch eine Weile hier, um den Rest zu regeln. Seymour
war nichts weniger als erschöpft, aber es war eine gute
Müdigkeit.
In seiner Wohnung angekommen, wählte er eine Tasse Kaffee,
trank sie schnell aus und duschte sich dann heiß und kalt. Es
begann zu dämmern, als er wieder in den großen Wohnraum
trat. Der Tecko, der aus der Tasche der Jacke gehüpft war,
schlief in der Falte zwischen zwei Kissen auf der rotbespannten
Liege.
Seymour gähnte, zog sich seinen weißen Morgenmantel an
und begann, die gesammelten Funksprüche abzuhören, die der
um Shand'ong rotierende Satellit abgestrahlt hatte. Es gab -
Kleinigkeiten ausgenommen - nichts Neues. Corinna Marandera war immer
noch vermißt, inzwischen hatte man herausgefunden, daß
sie eine Passagierkabine eines Frachtschiffes belegt hatte. Seymour
aß etwas, gähnte ein zweites Mal noch ausgiebiger und
weckte dann den Tecko auf.
Der Kleine sah ihn schweigend mit großen Augen an.
»Amoo«, sagte Seymour leise, »du hattest den
ganzen Nachmittag Gelegenheit, in den Gedanken meiner beiden Partner
herumzuschnüffeln. Was ist dir aufgefallen?«
Er befestigte den winzigen Verstärker hinter dem Ohr.
»Nichts, neugieriger Terraner - sie beide haben pausenlos
gedacht, dich aber nicht belogen. Ich wüßte nicht, was für
dich von Interesse wäre. Quattaghan fürchtet sich, weil er
alles über Tau Ssagis verraten hat, Corinna ist nahe daran, in
dir einen Übermenschen zu sehen ...«
». . . was absolut verständlich ist, wie ich meine«,
vollendete grinsend Seymour.
». . . und natürlich nicht stimmt, du arroganter
Terraner. Aber was sie dir sagte, stimmt ganz genau. Sie versteckte
sich aus allen diesen Gründen hier. Und sie hofft, hierbleiben
zu können, ohne von ihrer Firma entdeckt zu werden. Ich muß
sagen - einfach seid ihr Terraner nicht. Dieser ganze Gefühlsballast,
den ihr ständig mit euch herumschleppt! Nichts für mich.«
»Wir können nichts dafür; wir wurden so geboren«,
erklärte Seymour. »Ich habe aber immer noch Aufgaben für
dich, mein Kleiner. Und ich weiß, daß ich nichts habe, um
mich bedanken zu können. Wirst du mir helfen?«
»Äußerst unqualifizierte Frage. Habe ich dich
schonjemals enttäuscht, du Egoist?« fragte der Tecko
unwillig.
»Natürlich nicht.«
»Also - was soll's?« fragte das Pelzwesen wieder.
»Kannst du versuchen, diese beiden Männer zu finden,
die hier angekommen sind? Veronoff und Catrailhac. Sie sind mir
irgendwie verdächtig. Sie wohnen bei Quattaghan im »Skaphander«
und geben sich fürNaturwissenschaftler aus. Auf ihre Gedanken
wäre ich sehr gespannt.«
»In Ordnung«, gab die wispernde Stimme in Seymours
Hirn zurück, »ich werde mich darum kümmern. Hast du
bestimmte Vermutungen?«
»Nein«, sagte Seymour, »noch nicht. Aber ich
fürchte, daß in weniger als achtundvierzig Stunden hier
die Hölle los sein wird.«
»Brav«, sagte der Tecko, »hier gefällt's
mir.«
»Das freut mich«, antwortete Seymour trocken, nahm den
Verstärker ab und ging hinüber in seinen Schlafraum. Dort
dauerte es nicht länger als Minuten, bis er schlief. Seit drei
Shand'ong-Tagen hatten ihn die bohrenden Gedanken verschont.
Es schien, als habe er Ruhe gefunden.
*
Der strahlende Sonnenaufgang des nächsten Tages war
beispiellos; das gesamte Firmament über K'tin
Ngeci war von einem stählernen, transparenten Blau,
durchzogen von den Streifen silberner Wolkenbänke. Der Raumhafen
war leer - das erste Schiff war erst in drei Stunden fällig. Es
schien ein guter Tag zu werden. Seymour wusch
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