PR TB 023 Der Einsame Von Terra
er erschöpft war und herangedrillt
werden konnte.
Der Fetzenköder zog in rasender Geschwindigkeit durchs
Wasser, etwas zehn Meter tief. Einige der dreieckigen Flossen
verschwanden, einige andere tauchten wieder auf.
Die Angel, zuverlässig befestigt, bog sich zur Spitze zu
leicht durch. Die Trommel drehte sich nicht ab; der Zug war noch zu
schwach. Seymour lauerte auf den entscheidenden Schlag, mit dem der
Fisch anbiß.
Einige Minuten vergingen, in denen das Boot sich in gerader Linie
wieder nördlich bewegte und das Mandalayrudel ihm folgte, ohne
sich zu nähern. Die Saite zirpte leicht. Und dann tauchte ein
Mandalay auf, warf sich hoch in die Luft, überschlug sich dort
inmitten einer aufschimmernden Fontäne und tauchte wieder ein.
Zwei Sekunden später schlug der Fisch an. Seymour faßte
den Angelschaft und warf sich nach links herum - ein harter Schlag
ging durch die Stahlsaite und riß den dreifachen Haken fest.
»Er hängt, Quattaghan!« keuchte Seymour. Der Fisch
warf sich unter Wasser herum und versuchte zu entkommen; er spürte
den Haken im Maul. Schnurrend lief die Trommel ab. Seymour gab
dreißig Meter zu, dann bremste er vorsichtig ab. Der Fisch
schwamm jetzt einen Viertelkreis, dessen Mittelpunkt das Boot
darstellte. Der Shand'ong warf das Ruder herum, bremste die Maschine
ab und sah zu, daß sich der Fisch jetzt genau vor dem Bug des
Bootes befand. Gleichzeitig kurbelte Seymour eine Trommelumdrehung
zurück, undjetzt begann der Fisch zu ziehen. Die Angel, aus
erstklassigem Fiberglas gearbeitet, bog sich zu einem Halbkreis
zusammen und zitterte leicht. Die Stahlsaite begann wieder zu zirpen.
Das Schleppen begann. Es dauerte Stunden ...
Es war immer dasselbe. Der Fisch versuchte zu entkommen, und
Seymour zog ihn um einige Meter zu sich heran. Dann begann der
Mandalay zu schlagen, und sofort ließ Seymour die Trommel
ablaufen. Das Boot wurde ohne Antrieb gezogen, nach verschiedenen
Richtungen, und immer steuerte Quattaghan so, daß die Strecke
vom Fisch bis zum Bootsheck eine einzige Gerade war. Aber der Fisch
kam, so oft er auch zu fliehen versuchte, immer näher; Seymour,
schwitzend und mit schmerzendem Rückgrat, holte unnachgiebig
immer mehr Saite ein. Dann versuchte der Mandalay, sich mit einem
gewaltigen Luftsprung zu retten.
Der ungeheure Ruck, den der vier Meter lange und rund fünfhundert
Kilo schwere Fisch verursachte, hätte die Saite reißen und
die Angel zerbrechen lassen können; Seymours Hand griff nach dem
Einstellbügel und stellte ihn auf Leerlauf. Der Fisch riß
fünfzehn Meter von der Trommel und tauchte wieder ein. Sofort
bremste Seymour wieder.
Es war ein stummes, erbittertes Duell zwischen einem Wesen von
Terra und einem von Shand'ong. Für Seymour war es wie ein
Orakel. Er wußte:
Während er hier fischte, konnte an Land, um den Raumhafen,
alles Mögliche geschehen. Aber wenn er diesen Riesenfisch
besiegte, würde er auch alle anderen Verwicklungen lösen
können.
Quattaghan, der solche Jagden kannte, steuerte zusammen mit dem
terranischen Mädchen das Boot langsam wieder dem Hafen entgegen,
während die Stunden vergingen. Seymour kämpfte gegen den
Fisch; der Abstand hatte sich bis jetzt auf beinahe neunzig Meter
verkleinert. Der Leuchtturm von K'tin Ngeci kam in Sicht. »Schluß?«
schrie Quattaghan fragend.
Seymour sah auf. Nichts anders war auf dem Wasser zu sehen als das
Boot. Die Sonnenscheibe,jetzt durch eine dunkelgraue Wolkenbank in
ihrer Helligkeit geschwächt, sank unaufhaltsam der Horizontlinie
entgegen und wurde größer und runder. »Ja - machen
wir Schluß!« rief Seymour zurück. Die Maschine
heulte auf, und das Ruder bewegte sich. Quattaghan behielt das Ruder
in der Linken, stand auf und stemmte sich fest; seine Rechte ergriff
den langen Speer. Der Shand'ong beugte sich zurück und fuhr
einen engen Kreis. Genau an dessen Ende befand sich der Fisch, und
während das Boot dem Tier entgegenfuhr, holte Seymour mehr und
mehr Leine ein. Dann jaulte der Rückwärtsgang auf, das Boot
stand zitternd auf der Stelle über einem torpedoförmigen
Schatten. Quattaghan holte aus und versenkte den scharfen Speer
zweimal in den Fischkörper. Blut färbte das Wasser. Die
Jagd war zu Ende.
Seymour erhob sich ächzend, ging nach hinten und wickelte die
Saite um eine stählerne Erhebung am Bootsrand. Dann schleppte
das Boot den toten Fisch in den Hafen.
»Es war eine prachtvolle Sache, Quattaghan«, sagte
Seymour erschöpft und zündete sich mit zitternden Fingern
eine
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