PR TB 025 Ins Weltall Entführt
Gesicht. Der Leutnant hatte den Mund
halb geöffnet, als hindere ihn etwas daran, einen Schrei
auszustoßen. Tschato riß den Sessel herum, und seine
Blicke überflogen die Kontrollen.
„Verdammt!“ schrie Bactas mit sich üb
erschlagender Stimme. „Jemand hat einen energetischen Wall um
die LION gelegt.“
8.
Das Wesen, das zusammen mit den letzten Kindern gekommen war,
glich jenem, das Seth in einem ihrer Träume mit einem spitzen
Stab berührt hatte. Diese Ähnlichkeit war verblüffend.
Nicht nur das.
Seth erinnerte sich, daß sie irgendwann in der Vergangenheit
schon einmal mit solchen Wesen zusammengetroffen war. Sie konnte sich
nicht erklären, wo dieses Zusammentreffen stattgefunden hatte.
Die Kinder gehörten offenbar dem gleichen Volk an wie der
Fremde.
Seth verschwieg ihre Vermutungen. Weder Traysch noch Kut-Ter
durften etwas davon erfahren. Kut-Ter hätte sie nur verhöhnt,
doch der praktische Laagor wäre jeder noch so winzigen Spur
nachgegangen, die in Seths Vergangenheit führte.
Schon als die ersten zwölf Kinder eingetroffen waren, hatte
Seth eine gewisse Verbundenheit mit diesen Wesen gefühlt. Das
Auftauchen des Erwachsenen hatte dieses eigenartige Gefühl noch
verstärkt.
Der Erwachsene mußte ständig von zwei Robotern bewacht
werden, da Traysch nicht sicher sein konnte, ob die beiden
Hypnosesender ausreichten, ihn ständig unter Kontrolle zu
halten. Dabei tat der Fremde nichts, was man als Feindseligkeit hätte
bezeichnen können. Er schien lediglich bestrebt zu sein, in der
Nähe der Kinder zu bleiben.
Seth ahnte, daß es zwischen Traysch und Kut-Ter bald zu
Differenzen kommen würde. Die Gespräche der beiden wurden
immer kürzer. Traysch war voller Ungeduld, er schien den
Augenblick nicht abwarten zu können, da er die Kinder für
alle wichtigen Arbeiten einsetzen konnte. Kaum, daß der erste
Gleiter mit den ersten zwölf Entführten gelandet war, hatte
Traysch sich in seine Arbeit vertieft. Er hatte sofort damit
begonnen, den Kindern über die Hypnosesender einfache Befehle zu
geben.
Kut-Ter schien alles gleichgültig zu sein. Seth fühlte
die Spannung innerhalb der Station wachsen. Mit der Ankunft des
zweiten Gleiters hatte sich Trayschs Aktivität noch erhöht,
er schonte weder sich noch seine hilflosen Opfer.
Die Tatsache, daß sich an Bord des zuletzt gelandeten
Schiffes ein Erwachsener aufgehalten hatte, schien Traysch zunächst
etwas ernüchtert zu haben, doch sobald er die Ungefährlichkeit
dieses Wesens erkannt hatte verfiel er wieder in diesen hektischen
Arbeitseifer.
Seth hatte ihre Meinung über Traysch weitgehend geändert.
Es schien ihr, als sei ihre Fähigkeit des Erkennens gewachsen.
Sie konnte seit einiger Zeit die Gewohnheiten Trayschs unterscheiden
und Schlüsse daraus ziehen. Auch geriet sie nicht mehr so häufig
in Verwirrung wie in früherer Zeit.
Ihre geistige Entwicklung, von der der Laagor gesprochen hatte,
schien noch immer nicht abgeschlossen zu sein. Seth wußte
nicht, ob sie intelligenter oder nur vernünftiger wurde, aber
irgendwie machte dieser Vorgang ihr Leben innerhalb des Behälters
erträglicher.
Zum erstenmal zog sie eigenmächtige Handlungen in Betracht.
Sie überlegte, wie sie den Kindern helfen konnte, die wie
Marionetten in der Kuppel hin-und herhuschten, um Trayschs
Anordnungen auszuführen. Solchen Gedanken hätte sie sich
früher nie hinzugeben vermocht.
Es war, als hätte sie sich aus einem zähen Morast
erhoben, dessen Überreste zwar noch an ihr klebten, über
dessen Ufer sie jedoch bereits hinausblicken konnte. Im gleichen Maße
wie ihr Intellekt wuchs, ließ die Intensität ihrer
Träume nach. Sie schien von einem Traum in ein Realleben zu
treten. Sie begriff Dinge, die sie zuvor einer übergeordneten
Dimension zugeschrieben und als unverständlich abgetan hatte.
Sie begann ihre Umgebung zu studieren. Alle Details versuchte sie
zu begreifen. Sie machte sich über den Verwendungszweck
unzähliger Dinge Gedanken, und sehr oft fand sie durch logisches
Denken eine Antwort auf ihre Fragen.
Es war wie ein neues, berauschendes Spiel, als hätte sie
einen völlig unbekannten Teil ihres Ichs entdeckt.
Früher hatte sie in ihren Träumen gejagt, ihre Krallen
in die Körper ihrer Opfer gebohrt. Jetzt bereitete ihr ein
solcher Traum fast Entsetzen - er stieß sie ab.
Seth hätte darüber gern mit Traysch oder Kut-Ter
gesprochen, doch sie ahnte, daß sie damit ihr eigenes Ende
heraufbeschworen hätte.
Wenn es nur eine Möglichkeit
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