PR TB 026 Die Fischer Des Universums
auch außerhalb der kleinen Ansiedlung
rührte sich nichts. Es erschien Anna absurd, daß
intelligente Wesen die Neugier nicht kennen sollten. Vielleicht waren
die Bewohner der Ansiedlungen längst ausgestorben, und nur die
vom Orbit aus beobachteten Roboter hielten alles instand.
Roboter konnten durchaus so prograinmiert sein, keine Neugier zu
zeigen.
Als eine halbe Stunde vergangen war und die Männer immer noch
keine Spur eines Eindringlings gefunden hatten, begann Anna an Bens
Wahrnehmung zu zweifeln. Von Anfang an hatte sie nicht recht daran
geglaubt. Ben möchte das Arbeitsgeräusch eines Aggregats
für Schritte gehalten haben. Schließlich konnten auch
Roboter irren.
Anna zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich zurück.
Sie begann sich zu langweilen. Nur mühsam vermochte sie die
Augen offenzuhalten.
Darum glaubte sie anfangs an einen Traum, als die kleine Gestalt
vor ihr auftauchte.
Sie schnippte die Asche von ihrer Zigarette und lachte leise. So
einen lustigen Traum hatte sie lange nicht gehabt.
Der Gnom war mit einem enganliegenden, glitzernden Anzug
bekleidet, was die Zierlichkeit seiner Gliedmaßen noch
unterstrich. Und erst der Kopf! Er war größer als der
eines Menschen. Es sah aus, als würde er jeden Augenblick von
dem dürren, faltigen Hals herunterfallen. Die großen
blauen Augen strahlten Gutmütigkeit und die Naivität eines
Säuglings aus.
»Wer bist du? Warum blockiert ihr unsere Andro-Lenkimpulse?
fragte der Gnom, und seine Stimme klang weder gutmütig noch
naiv.
Anna glaubte immer noch an einen Traum, denn der Gnom hatte die
terranische Sprache benutzt. Doch plötzlich fühlte sie
einen brennenden Schmerz an der linken Hand. Mit einem Schrei ließ
sie die abgebrannte Zigarette fallen und fuhr auf. Im selben
Augenblick wußte sie, daß sie nicht träumte. Doch
sie reagierte eine Sekunde zu spät.
Bevor sie ihr Armbandgerät aktivieren konnte, hatte der Gnom
zugegriffen.
»Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst«, sagte er
und ließ es in einer Tasche seines Anzugs verschwinden.
Anna schüttelte den Kopf. Ihr Verstand fand sich noch nicht
in der veränderten Wirklichkeit zurecht.
»Wo ... woher kommen Sie?« stammelte sie undeutlich.
Der Gnom verzog das Gesicht zu einem hämischen Grinsen.
»Du würdest es mir nicht glauben, wenn ich es verriete.
»Sie ... !« sagte Anna, die allmählich ihre
Sicherheit wiederfand. »Nur meine besten Freunde dürfen
mich duzen.«
»Ich verstehe. Meine Kenntnis Ihrer Sprache weist noch
einige Lücken auf. Verzeihen Sie bitte. Aber so amüsant ich
es auch finde, mich mit Ihnen zu unterhalten, so bin ich doch aus
einem anderen Grunde hergekommen.
»Ich wiederhole meine Fragen: Wer sind Sie? Und warum
blockieren Sie unsere Andro-Lenkimpulse?«
»Die erste Frage läßt sich einfach beantworten«,
erwiderte Anna vorsichtig. Auf gar keinen Fall wollte sie dem Gnom
verraten, woher die LANCET kam, nicht, solange sie nichts von seinen
Absichten wußte.
»Ich heiße Anna Pastuchaja. Für Sie allerdings
bin ich entweder Miß Pastuchaja oder Madam. Die zweite Frage
verstehe ich nicht. Wir blockieren überhaupt nichts, also auch
keine Andro-Lenkimpulse. Ich weiß nicht einmal, was das sein
soll.«
Der Gnom wiegte den Kopf. Wieder sah es aus, als würde
erjeden Augenblick abbrechen. Er knackte mit den Fingern.
»Ich verstehe zwar nicht, was die vielen Namen bedeuten
sollen. Doch ich werde mir den kürzesten davon aussuchen. Ich
bin Wurghs Androind, Madam, und Sie haben mich in meinem besten
Programm gestört. Behaupten Sie nur nicht, Sie wären
unschuldig daran. Es gibt nichts anderes, das an der Isolierung
Thutas schuld sein
könnte. Was haben Sie vor?«
Anna seufzte.
Es war einfach zuviel, was da alles auf sie zukam. Was faselte
dieser dürrbeinige Zwerg nur alles zusammen? Er hieß
anscheinend Wurgh - oder auch nicht. »Wurghs Androind«
hatte er gesagt. Was war ein Androind? Und was meinte er mit der
Isolierung Thutas? Hieß dieser Planet so?
Anna wünschte, sie wäre wachsamer und mißtrauischer
gewesen. Es hätte dem Zwerg nicht gelingen dürfen, ihr das
Armbandgerät zu entreißen. Wie sollte sie nur die anderen
herbeirufen? Offenbar suchten sie immer noch nach dem Eindringling
und wußten nicht, daß er hier in der Zentrale stand. Wie
kam er überhaupt hierher? Das Schott hatte sich nicht geöffnet,
das wäre ihr nicht entgangen. Außerdem hätte er den
Männern genau in die Arme laufen müssen, wäre er auf
normalem Wege
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