PR TB 026 Die Fischer Des Universums
brechen wir auf.«
Anna seufzte, als Aissa und Frangois verschwunden waren.
»Keine Sorge!« rief Sam von seinem Platz herüber.
An meiner Gegenwart wird Ihnen niemand ein unehrenhaftes Angebot
machen.«
Anna zuckte die Schultern. Sie blickte dem davonschwebenden Shift
nach, wie er zielstrebig auf die Ansiedlung zuglitt.
Ihre Sorgen waren ganz anderer Natur.
3.
Aissa wurde von den verschiedensten Gefühlen hin- und
hergerissen. Einerseits wußte er, daß die LANCET und der
Planet Thuta die einzigen meßbaren Objekte innerhalb der
hypothetischen Energieblase waren - andererseits kannte er inzwischen
einen Grundzug der thutaschen Mentalität. Dieser Grundzug -
Friedfertigkeit und erotische Verspieltheit - ließen nicht viel
Raum für die Hoffnung, in den Thutas die Verantwortlichen für
die bedrohliche Situation zu finden.
Ein heiserer Aufschrei Frangois' ließ ihn wieder aufblicken.
Unwillkürlich griff er nach der Steuerschaltung der
Impulskanone.
Doch im selben Augenblick erkannte er, daß niemand sie
angreifen wollte.
Dennoch war eine entscheidende Veränderung eingetreten.
Eben noch hatte der riesige Park zwischen den Würfelbauten
still und leer dagelegen
- jetzt drängte sich eine große Zahl gnomenhafter Wesen
auf einem kreisrunden Areal. Unbewußt entsann er sich, daß
dort, wo die Thutas standen, vor wenigen Augenblicken noch eine
riesige, leere Plattform gewesen war.
»Eine Abart unserer Transmitter!« kommentierte der
Roboter das Ereignis. »Jemand hat die hiesige Bevölkerung
neugierig gemacht.«
»Es sind Tausende ... «, sagte Frangois nachdenklich.
Aissa nickte, sagte jedoch nichts dazu. Auch er hatte die Zahl der
Einwohner auf höchstens hundert geschätzt. Außerdem
erschien es unwahrscheinlich, daß jemand einen Transmitter
benutzte, wenn er nur wenige Schritte zu gehen brauchte. Die Thutas
auf der Plattform mußten aus anderen Ansiedlungen gekommen
sein. Wahrscheinlich war Bens Bemerkung so gemeint gewesen.
Ben steuerte den Shift so auf die Thutas zu, daß es aussah,
als wollte er mitten zwischen ihnen landen. In einer anderen Lage
hätte Aissa dieses Vorgehen mißbilligt, Doch sie hatten
nur noch wenig Zeit. Wenn ein Erfolg Sinn haben sollte, mußte
er schnell erzwungen werden.
Die Zwerge wichen zurück. Über die Außenmikrophone
drangen schrille Schreie in die Kabine des Shifts. Ben war jedoch
nicht so leichtsinnig, aufdem geräumten Teil der Plattform
aufzusetzen. Aissa registrierte es schmunzelnd. Auf seinen
Spezialroboter konnte er sich verlassen. Das naturgetreue Äußere
eines Menschen und die
unbestechliche Logik einer Positronik waren in ihm zu einer
glücklichen Symbiose vereint.
Unmittelbar vor der Plattform setzten die zwei Meter breiten
Gleisketten des Shifts auf.
Ben wandte sich fragend um.
Aissa nickte ihm zu.
Der Roboter kannte seine Aufgabe. Er hatte sie viele Male mit
Erfolg durchgeführt. Wenn es darum ging, nachhaltigen Eindruck
hervorzurufen, war er das geeignetste Werkzeug dazu. Seine fast
unschlagbaren körperlichen und geistigen Fähigkeiten
brachten die verstocktesten Fremdintelligenzen dazu, friedliche
Verhandlungen herbeizusehnen.
Ben öffnete das breite Luk und schwang sich mit einem
gewaltigen Satz auf den Boden. Federnd schritt er auf die
nächststehenden Thutas zu.
Lächelnd wartete Aissa auf die Reaktion.
Sie kam schnell, aber ganz anders, als er sie sich vorgestellt
hatte.
Statt der erwarteten Ausrufe des Staunens, der Bewunderung oder
auch der Furcht schlug Ben eine unsichtbare und unhörbare Welle
eisigerAblehnung entgegen.
Der Roboter blieb stehen. Er besaß eine umfassende
Ausbildung in Psychosomatik. Jedes Lebewesen mit Intelligenz versucht
zwar, seine Reaktionen zu beherrschen. Dennoch ist jeder neue
Eindruck mit instinkthaften, unbewußten Muskelreaktionen
verbunden. Jede Geste, Gebärde, jede Gesichtsbewegung ist für
einen guten Psychosomatiker wie ein Buch, in dem er alles
Wissenswerte über sein Untersuchungsobjekt findet. Das hat zudem
den unschätzbaren Vorteil, daß vegetative Reaktionen nicht
lügen können.
Da drang auch schon Bens Stimme aus dem Telekom.
»Sie empfinden Ekel und Abscheu vor mir, Sir. Ich habe den
Eindruck, als wollten sie nichts mit mir zu tun haben.«
»Wahrscheinlich bist du häßlich in ihren Augen«,
warf Frangois ein. »Körperliche Kleinheit und degenerierte
Muskeln könnten aufThuta das Schönheitsideal darstellen.«
»Das ist eine Möglichkeit«, gab Ben zurück.
»Sie wäre sogar logisch
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