PR TB 028 Gucky Und Die Mordwespen
vielleicht ausreichen, über kurze Entfernungen
Gefühle auszudrücken, aber keine präzisen Muster. Wir
besitzen die technische Möglichkeit, unseren natürlichen
Organsender zu verstärken. Dadurch können wir uns über
weite Entfernungen ohne Hilfsmittel verständigen. So nimmt
unsere Königin an unserem Gesprächjetzt teil. Sie erteilt
mir auchjeweils die Erlaubnis zur Beantwortung Ihrer Fragen - oder
sie verbietet mir zu antworten."
Tabor schwieg.
Er begann zu ahnen, welche Schwierigkeiten ihnen und besonders
Gucky noch bevorstanden. So einfach würde es nicht sein, die
Orgh zur Rechenschaft zu ziehen - für etwas, was vor mehr als
dreihundert Jahren geschehen war.
„Wie alt wird ein Orgh?" fragte er unvermittelt.
In der Stimme, die aus dem Translator kam, war Bedauern.
„Trotz aller wissenschaftlichen Fortschritte und technischer
Errungenschaften ist es uns leider nicht gelungen, die frühe
Sterblichkeit unserer Rasse zu beseitigen. Das Durchschnittsalter
eines Orgh - abgesehen von der Königin - beträgt zwischen
sechzig und achtzig Jahre. Orgha-Jahre, natürlich."
Das waren zweihundertvierzig bis dreihundertzwanzig Erdjahre.
Einige der Orgh, die Tramp zerstörten, lebten also noch.
„Und die Königin?" fragte Tabor gespannt.
„Sie lebt hundert Orgha-Jahre."
„Wenn es nicht gegen Ihre Gesetze verstößt,
möchte ich eine Frage stellen."
„Bitte."
„Wie alt ist Ihrejetzige Herrscherin?"
„Unsere Königin ist seit achtzig Jahren im Amt. Sie
wird noch zehn Jahre regieren. Dann stirbt sie."
Sie also war es, dachte Tabor, die damals den Befehl zur
Vernichtung von Tramp gab.
Wenn Gucky das erfährt, ist Orgha verloren!
*
„Sie sindjetzt zwei Stunden weg", sagte Graybound und
gähnte. „Mir gefällt das alles immer weniger. Fast
tut es mir leid, daß Rhodan uns den Roboter mitgab."
„Tabor ist verläßlich", verteidigte Gucky
seinen Freund.
„Zu verläßlich", knurrte Graybound. „Wenn
es nach mir ginge, würden wir die Bombe legen und verschwinden.
Deshalb sind wir doch gekommen, oder?" Er nahm einen kräftigen
Schluck aus seiner Flasche. „Du wirst doch nicht vergessen
haben, daß sie deine Rasse ausgerottet haben...?"
„Nein, das vergesse ich nicht, sei unbesorgt. Sie werden
dafür büßen müssen. Deshalb bin ich hier. Und
daran ändert sich auch nichts."
„Putnam hat einige Überraschungen mitgenommen."
Graybound grinste plötzlich vor sich hin. „Er ist ein
Genie, Gucky, ein richtiges Genie, was Waffen angeht. Wäre er in
eine Falle geraten, hätten wir schon etwas davon bemerkt. Er hat
vor einiger Zeit etwas zusammengebastelt..."
„Und das wäre?" Gucky schien nicht besonders
interessiert, aber wer ihn kannte, sah das Aufleuchten in seinen
Augen. „Vielleicht eine Bombe ...?"
„Mit so lächerlichen Dingen wie Bomben gibt sich ein
Jesse Putnam nicht ab", sagte Graybound vorwurfsvoll. „Es
ist ein Zeitstrahler." Gucky starrte ihn verblüfft an.
„Ein..., was?"
„Ein Zeitstrahler - wenigstens nannte er es so. Wenn er ihn
einschaltet, exisitert fürjeden, der in den Bereich der
Strahlung gerät, keine Zeit mehr. Mit anderen Worten
ausgedrückt: der Betroffene ist praktisch tot, denn sein
Organismus nimmt keine Zeit mehr wahr."
„Und was soll das?" fragte Gucky, der keinen
praktischen Nutzeffekt dieser Erfindung sah. „Was hat Putnam
davon, wenn er seinem Gegner das Zeitgefühl nimmt?"
„So genau weiß ich das auch nicht", gab Graybound
mit offensichtlichem Bedauern zu. „Ich binja kein
Wissenschaftler. Soviel ich herausbekam, ist der Gegner erst einmal
wehrlos. Wenn man ihn später wieder freiläßt, weiß
er nicht, wieviel Zeit vergangen ist."
„Möchte wissen, was Putnam damit anfangen will. Dann
kann er doch gleich seinen Impulsstrahler nehmen. Dann ist er seinen
Gegner für immer los." Es klang enttäuscht. „Da
hatte ich nach deinen Andeutungen mehr erwartet."
Gucky sah wieder auf die Bildschirme. Die Stelle, an der Tabor und
seine Begleiter vor mehr als zwei Stunden verschwunden waren, war
immer noch leer. Nicht die geringste Fuge war zu erkennen, obwohl
Graybound die stärkste Vergrößerung eingestellt
hatte. Treegarden hatte seine Funkgeräte im Stich gelassen und
war in die Zentrale gekommen. Gecko und Ooch saßen still und
steif auf der Couch und versuchten, wenigstens dem Benehmen nach der
ernsten Situation Rechnung zu tragen.
„Ich warte noch eine Stunde, dann gehe ich nachsehen",
sagte Gucky entschlossen. „Tabor könnte wenigstens
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