PR TB 028 Gucky Und Die Mordwespen
weitere
bewohnbare Planeten in unserem System gibt. Ihr fragt euch, warum
Orgha so umgestaltet wurde, daß wir das Innere hermetisch von
der Außenwelt abschließen können. Aufbeide Fragen
gibt es dieselbe Antwort: Es ist möglich, daß wir eines
Tages dieses System der weißen Sonne verlassen müssen, und
dann wollen wir unsere Welt mitnehmen."
„Den ganzen Planeten?" wunderte sich der Major.
„Besser einen Planeten, als deren vier."
Tabor fragte:
„Warum solltet ihr das System verlassen? Wer zwingt euch
dazu? Und wenn - ihr habt die Raumfahrt. Ihr könnt Schiffe bauen
und damit neue Welten suchen."
„Niemand kann soviel Schiffe bauen, um unsere Rasse
fortzuschaffen. Außerdem müßte dann die Königin
zurückgelassen werden, und das bedeutet den Untergang unseres
Volkes." „Zurücklassen? Warum?"
Das riesige Monstrum, Herrscherin einer Rasse von mindestens
eintausend Milliarden Lebewesen, rührte sich ein wenig.
„Seht mich an. Ich kann meine Wabe niemals mehr verlassen
und ich bin dazu verurteilt, bis zu meinem Tod in ihr zu bleiben. Nur
ich bin in der Lage, den Nachwuchs zu bestimmen. Kein anderer Orgh
kann das. In zehn Jahren wird eine neue Königin mich ablösen,
und ich werde dann sterben. Die Königswabe ist so gebaut, daß
diejunge Königin sie zwar betreten, aber kurz darauf nie mehr
wieder verlassen kann."
Tabor entsann sich seiner ersten Frage. „Und warum wollt ihr
dieses System verlassen?" „Weil unsere Sonne in nicht
allzu ferner Zukunft explodieren wird."
Die Terraner schwiegen. Putnam dachte an seine Sternkarte, auf der
Gigant noch als hellgelber Stern eingezeichnet war. Heute war Gigant
bereits eine weiße Sonne. Sie näherte sich rasch dem
kritischen Stadium.
„Ihr glaubt mir nicht?"
Putnam übernahm die Beantwortung:
„Doch, wir glauben dir. Aber wie sollte es möglich
sein, einen ganzen Planeten aus seiner
Kreisbahn zu holen, um ihn so zu zwingen, das Gravitationsfeld
seiner Sonne zu verlassen? Käme es dabei nicht zu einer
Katastrophe? Der Planet müßte ..."
... zerbrechen, hatte Putnam sagen wollen.
Er sagte es nicht. Er begriff plötzlich.
Tabor sagte:
„Ich nehme an, es wurden entsprechende Versuche
unternommen."
„Seit mehr als hundert Jahren - Orgha-Jahren. Sie verliefen
alle negativ. Eines Tages aber werden wir wissen, wie man einen
Planeten aus dem Verband anderer Planeten löst, ohne daß
die Katastrophe eintritt. Kher wird uns dabei helfen, denn er hat uns
befohlen, die richtige Methode herauszufinden."
Tabor horchte auf.
„Kher? Wer ist das?"
Die Königin antwortete nicht sofort; der Translator vor
Tabors Brust blieb stumm. Die Frage schien verwirrend gewirkt zu
haben, oder die Königin hatte nicht die Absicht, sie überhaupt
zu beantworten. Oder durfte sie nicht antworten?
Doch dann, nach fast einer Minute, sagte sie:
„Kher steht noch über mir, mehr darf und will ich dir
nicht verraten. Du bist fremd, und selbst meinVolk kennt nicht die
ganze Wahrheit. Kher weiß alles, und Kher kann alles. Nur kann
Kher sich nicht ohne unsere Hilfe in Sicherheit bringen, wenn unsere
Sonne zur Nova wird. Darum müssen wir die Versuche unternehmen.
Erst wenn sie erfolgreich verlaufen, wird Kher uns die Maschinen
geben, mit denen wir unseren eigenen Planeten ins All hinaussteuern
können."
„Und warum setzt Kher sich nicht in ein Raumschiff und
fliegt davon?"
„Dazu, Fremder, ist Kher zu groß."
Wieder Schweigen. Tabor versuchte, aus dem Gehörten klug zu
werden und einen Sinn hineinzubringen, aber er schaffte es nicht.
Eins warjedoch klar: die Königin allein war nicht die
Herrscherin über die Rasse der Orgh. Ein gewisser Kher - wer
immer das auch war - stand hinter ihr und gab ihr seine Befehle.
Auch die Befehle, andere Planeten experimentell zu vernichten.
„Wer ist Kher?" fragte der Major energisch. „Wir
entstammen einer technisch fortgeschrittenen Rasse. Wir können
euch vielleicht helfen."
„Ich gestatte", sagte die Königin, „daß
ihr euch unsere Welt anseht, aber seinen Namen dürft ihr nicht
mehr erwähnen. Auch nicht meinen Wächtern gegenüber.
Sie könnten es falsch auffassen, denn niemand darfKhers Namen
erwähnen, ohne einen wichtigen Grund dafür zu haben."
Die Königin, so folgerte Tabor mittlerweile, konnte nichts
anderes als die relativ hilflose Befehlsempfängerin dieses Kher
sein, der in Wirklichkeit regierte.
Kher war es, der über Tod und Leben der Orgh bestimmte, und
nicht nur über ihr Leben. Also war es auch Kher
Weitere Kostenlose Bücher