PR TB 031 Die Spur Nach Andromeda
positronisch gesteuert,
fuhr der Robotwagen vor den Eingang und hielt an. Das Winseln des
hochtourigen Motors verstummte. Seymour legte grüßend die
rechte Hand an die Schläfe und sagte kurz:
„Ich begrüße Sie, Solarmarschall Mercant.“
Mercant stieg aus, grüßte knapp und lächelte
fadendünn.
„Ich komme vermutlich ungelegen“, sagte er halblaut,
als er nahe genug bei Seymour war. Sie schüttelten sich die
Hände.
„Das ist, gelinde gesagt, eine starke Untertreibung“,
sagte Seymour.
Mercant lachte freudlos. „Ich habe zwei Stunden Zeit, um
Ihnen beizubringen, daß ich Sie brauche. Würden Sie mich
freundlicherweise in Ihre Wohnung einladen? Ich könnte einen
Ssagis brauchen.“
„Kommen Sie, Chef“, sagte Alcolaya, passiver Agent der
Galaktischen Abwehr.
Zusammen traten sie in den Antigravschacht und schwebten nach
oben. Während sich Mercant in einen Sessel warf, holte Seymour
Gläser und goss Ssagis ein; ohne Tonic. Mercant sah aus wie
immer: klein und scheinbar zurückhaltend, übermüdet
und angespannt, aber seine Augen waren alt und erfahren. Im
Augenblick wirkte der Chef der Abwehr zerfahren, zerstreut, aber dies
konnte sich innerhalb von Sekunden ändern. Seymour blieb
schweigend sitzen und wartete.
„Alcolaya“, begann Mercant langsam, „wir
brauchen Sie.“
„Etwas Ähnliches ahnte ich. Außerdem wusste ich
es schon, glaubte es aber nicht.“ „Woher?“
„Geheimnisse dieses Planeten, die wir niemals kennenlernen
werden. Unbegreifliche Dinge. Was gibt es?“
Mercant stürzte das Glas hinunter und atmete tief ein. „Ich
möchte Sie nicht eingebildeter als nötig machen, Seymour“,
sagte er schnell. „Mein Schiff befindet sich auf einer
Dienstfahrt, und ich kam lieber selbst hierher, als daß ich
einen Funkspruch losgelassen hätte.“
Seymour nickte.
„Ich hätte Sie hier verschimmeln lassen“, fuhr
Mercant fort und sah Seymour starr ins Gesicht, „zumal Sie
diese Entwicklung selbst vorziehen. Ich hätte auch andere Männer
einsetzen können, aber Sie erscheinen mir und unserem
Rechenzentrum als der richtige Mann.“
„Warum, beim Feuer Vangas, ausgerechnet ich, Chef?“
fragte Seymour ruhig. „Die Organisation beschäftigt eine
Menge Spitzenkönner.“
„Aber nur wenige Männer mit Ihrer Erfahrung, Panther
Alcolaya.“
„Erfahrung-worin?“
„Erfahrung im Umgang mit Fremden. Mit ungewöhnlichen,
unbegreiflichen Dingen. Mit der Fremdheit als Faktor.“
Seymour grinste sarkastisch.
„Das ist genau das, was ich hören möchte, Chef“,
sagte er, „und Sie wissen verdammt genau, wie gern ich das
höre. Sie machen das recht geschickt.“
„Ich bin“, grollte Mercant und drehte das Glas um, um
anzuzeigen, daß es leer war, „aufIhre Komplimente gottlob
nicht angewiesen. Verschwenden Sie die Ironie nicht an alte Männer.“
„Indes scheinen Sie mich notwendig zu brauchen-ist es nicht
so?“
Mercant lachte; diesmal klang es ehrlicher.
„Ja“, sagte er. „Wir brauchen Sie dringend,
Panther. Und ich fand tatsächlich niemanden, der diesen Auftrag
annehmen könnte. Es fehlen einfach die Voraussetzungen. Die
Kardinalfrage aber ist: Wollen Sie mitmachen?“
„Mein Vertrag mit der Abwehr ist kompliziert, aber
juristisch sicher. Was dachten Sie sich als Belohnung? Vorsicht-bei
zunehmendem Alter werde ich teurer.“
„Sie übernehmen diesen Auftrag, der nach menschlichem
Ermessen nicht länger als siebzig Tage dauert. Dafür berufe
ich Sie in den internen Dienst. Sie kehren nach Terrania zurück
und bleiben freier Mitarbeiter. Umzug und Wohnungsfrage sind
geregelt. Schicken Sie Ihre Möbel und die Zahnbürste mit
dem nächsten Frachter weg, ziehen Sie sich um und warten Sie auf
die VANESSA. Das ist alles.“
Seymour dachte nach. Drei Tage, hatte Carsdeen gesagt: Terrania,
Hauptstadt des Imperiums, Freier Mitarbeiter der Galaktischen Abwehr.
Fort von Shand’ong und zurück in die Zivilisation und
Kultur. Lohnte der Einsatz das Ziel?
„Haben Sie hier etwas, das Sie unter keinen Umständen
verlassen dürfen?“ fragte Mercant hart.
„Ja“, antwortete Seymour ungewöhnlich ernst,
„einige Freundschaften. Daln Roka, Nkalay, Quattaghan und
Carsdeen. Vier Freunde. Das ist mehr wert als alles, was Sie mir
anbieten können, Solarmarschall. Freundschaften sind wertvoll;
es rächt sich, die wegzuwerfen. Sogar auf Shand’ong. Was
setzen Sie dagegen?“
„Ihr Leben und die Freiheit, Seymour.“
„Ihr Geschenk?“
„Nein-mein Angebot. Terrania
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