PR TB 033 Gucky Und Die Geheimagenten
Das Knirschen von Kies hätte man weit genug hören
können. Zum Glück wuchs am Seitenrand des Weges Gras, das
die Schritte dämpfte.
Die Richtung war nicht zu verfehlen. Die Stimmen wurden
deutlicher, und bald konnte er die ersten Worte unterscheiden. Er
blieb stehen und warf einen Blick zurück.
Die weiße Villa wurde nur vom Licht der Sterne angestrahlt,
trotzdem konnte Veit sie gut sehen. Als seine Augen sich an die
Dunkelheit gewöhnt hatten, traten die Einzelheiten noch mehr
hervor. Da oben war sein geöffnetes Fenster. Daneben und
darunter erkannte er noch mehr Fenster, und in einem war eine
flüchtige Bewegung. Er konnte sich getäuscht haben, war
sich aber nicht sicher.
Vielleicht hatte jemand beobachtet, daß er das Haus
verlassen hatte.
Er schlich weiter. Auf einer kleinen Lichtung verharrte er
abermals. Zwischen ihm und den flüsternden Stimmen waren nur
noch ein paar Büsche. Rechts schimmerte der Kiesweg weißlich
und unwirklich. Er konnte nicht weiter, ohne sich zu verraten.
Er konzentrierte sich aufdas, was er hören konnte. Viel war
es nicht, denn die Männer sprachen einen Dialekt, der ihm nicht
so geläufig war. Einer von ihnen, daran konnte es keinen Zweifel
geben, hatte sogar einen terranischen Akzent. »... nicht zu
früh losschlagen... zu gefährlich...« »...
Köder ausgelegt... anbeißen...« »... dumm ...«
Veit holte tief Luft. Mit den Bruchstücken ließ sich
kaum etwas anfangen. Sie bestätigten zwar seinen Verdacht, daß
sich hier etwas zusammenbraute, aber Konkretes erfuhr er so nicht.
Trotzdem blieb er stehen, unbeweglich und zum sofortigen Rückzug
bereit, wenn sich das als notwendig erweisen sollte. »...
großartige Idee ... selbst Mutanten nicht...« Das hätte
Mordaars Stimme sein können, aber Veit war nicht sicher.
Flüstern verstellte jede Stimme bis zur Unkenntlichkeit. Aber
warum sollte sich Mordaar ausgerechnet hier im Garten mit seinen
Verschwörern unterhalten?
Veit war sicher, daß er es mit einer Gruppe von Verschwörern
zu tun hatte, wenn er auch nicht wußte, gegen wen sie sich
ver-, schworen hatten.
»... Aufträge ... verdienen... «
Es wurde immer verwirrender. Veit sah ein, daß ihn die
Bruchstücke der Unterhaltung nicht weiterbrachten. Das Beste
würde sein, sich wieder ins Haus zurückzuziehen und dort
abzuwarten. Aber dann fiel ihm eine andere Möglichkeit ein. Er
konnte zurück zum Haus schleichen, um dann unbefangen auf die
Veranda zu treten, als ob er nicht schlafen könne. Er würde
einfach in den Garten spazieren und zufällig die Männer
treffen. Das würde keinen Verdacht erregen, und erwußte
dann wenigstens, wer sich da über so merkwürdige Dinge
unterhielt.
Er ging einen Schritt zurück und trat gegen einen Baumstamm.
Er hielt die Luft an.
Es gab in dem Garten nur Büsche, aber keine Bäume. Sein
Blick wanderte nach unten zu seinen Füßen. Er war nicht
gegen einen Baumstamm getreten, sondern gegen das Bein eines Mannes,
der sich lautlos an ihn herangeschlichen hatte.
Er drehte sich um — und der Schlag mit einem harten
Gegenstand traf genau seine Stirn.
Um ihn herum wurde es sofort dunkel, und er erkannte den Mann
nicht mehr, der ihn niedergeschlagen hatte.
Als Gucky morgens erwachte und sah, daß Kitai noch schlief,
konzentrierte er sich und ging auf telepathischen Empfang. Er wußte,
daß es so gut wie unmöglich war, einen ganz bestimmten
Gedankenimpuls unter dreihunderttausend verschiedenen Impulsen
herauszufinden, aber manchmal hatte ihm da der Zufall geholfen.
Vielleicht auch diesmal.
Er kannte das Gehirnwellenmuster Veits, wie man im Radio einen
vertrauten Sender kennt. Aber so sehr er auch die Gedankenskala auf-
und abwanderte, es gelang ihm nicht, Veits Gedanken aufzuspüren.
Schließlich gab er es auf.
Eine Weile vertrieb sich Gucky die Zeit damit, indem er sein
schönes Halsband telekinetisch durchs Zimmer schweben ließ.
Als er auch das leid war, ließ er es genau über Kitais
Gesicht los. Es fiel herab und landete auf der Nase des schmächtigen
Japaners.
Der aber hatte einen guten Schlaf. Er grunzte nur, drehte sich
aufdie andere Seite und schlief weiter.
»Pflichtbewußtsein!« knurrte Gucky ärgerlich,
war aber selbst zu faul, aus dem Bett zu kriechen. »Ob man uns
heute Frühstück bringt? Wird ein feiner Fraß sein,
den sie uns vorsetzen ...«
Draußen schien schon die Sonne. Ihre rötlichen Strahlen
leuchteten ins Zimmer. Die Stadt erwachte zum Leben.
Schließlich hielt Gucky es nicht mehr aus. Er schob
Weitere Kostenlose Bücher