PR TB 039 Bomben Auf Karson
»Halt!«
schrie Leven. »Bleiben Sie!«
Es klang hysterisch. Stav registrierte mit Erleichterung, daß
sein Trick verfangen hatte. Er blieb stehen und drehte sich langsam
um. Leven war eingeschüchtert. Es war nicht anzunehmen, daß,
wenn er Derringer wirklich aus dem Weg geräumt hatte, Alo
Perritt etwas davon wußte. Kidnapping war ein zu
schwerwiegendes Verbrechen, als daß ein Mann wie Alo sich auch
nur zur Mitwisserschaft daran hergegeben hätte. Aber Alo wußte
andere Dinge, die geheimbleiben mußten, wenn Rich Leven nicht
mit dem nächsten Schiff abgeschoben werden sollte.
»Wir können darüber reden«, schlug Leven
vor. »Wir können zu einer Einigung kommen. Nicht wahr?«
Stav nahm wieder Platz. Leven wollte zu keiner Einigung kommen,
dazu war sein Angebot einer Kapitulation viel zu ähnlich. Er
wollte Zeit gewinnen. Wahrscheinlich hatte er irgendwo unter seinem
Schreibtisch einen Alarmknopf. Stav schob auch die linke Hand in die
Tasche und umklammerte den Signalgeber.
»Natürlich«, nickte er wohlwollend. »Deswegen
bin ich hier. Was haben Sie anzubieten?« »Was verlangen
Sie?« »Ich will wissen . . .«
Er hielt inne. Levens bisher niedergeschlagener Gesichtsausdruck
veränderte sich in alarmierender Weise. Er begann zu grinsen,
und der höhnische Blick, mit dem er Stav bedachte, ließ
nur einen einzigen Schluß zu.
Stav warf sich aus dem Sessel zur Seite. Im Fallen riß er
den Blaster aus der Tasche und drückte den Knopf des
Signalgebers. »Faßt ihn!« hörte er Leven
schreien.
Ein Schatten schoß von der Seite her auf ihn zu. Stav
feuerte einen ungezielten Schuß in die Luft. Er wälzte
sich auf den Rücken, zog die Beine an und empfing den Angreifer
mit einem Tritt in den Leib, der ihn zurückschleuderte.
Stav kam wieder auf die Beine. Rich Leven war hinter seinem
Schreibtisch hervorgekommen. Er hielt ein blinkendes Etwas in der
Hand und richtete es auf Stav. Stav ließ sich fallen. Jemand,
der ihn von hinten hatte anspringen wollen, schoß mit vollem
Schwung über ihn hinweg. Mitten im Sprung schrie er auf. Stav
sah ihn zu
Boden stürzen und in merkwürdig verrenkter Haltung
reglos liegenbleiben.
Außer Leven waren noch vier Männer im Zimmer. Sie
mußten durch eine Geheimtür hereingekommen sein, nachdem
sie Levens Alarmsignal empfangen hatten. Stav ging hinter seinem
Sessel in Deckung und feuerte ein paar Schüsse ab. Eine Wand des
Zimmers flammte auf, und stickender Rauch erfüllte die Luft.
»Faßt ihn, ihr Feiglinge!« schrie Leven durch
den Qualm.
Ein Schatten landete auf Stavs Rücken. Irgend etwas Hartes
traf ihn mit voller Wucht an den Hinterkopf. Es war, als ob die Welt
ringsum explodierte. Er verlor für eine Sekunde das Bewußtsein,
und die kurze Zeitspanne genügte dem Angreifer, ihn fest in
seine Gewalt zu bekommen. Eine heisere Stimme gellte:
»Ich hab' ihn! Was jetzt?«
Stav lag einen Augenblick lang still, um neue Kraft zu schöpfen.
Wo blieb Thurell mit seinen Leuten, verdammt noch mal? Wenn er noch
lange brauchte, dann war alles verloren.
Mit einem Ruck drehte er sich zur Seite. Der Mann, der auf ihm
kniete, hatte seinem Schlag offenbar nachhaltigere Wirkung zugetraut
und war überrascht. Stav schüttelte ihn ab. Er rollte eine
halbe Körperdrehung zur Seite und hob den Blaster. Der
Unbekannte kam mit einem entsetzten Schrei in die Höhe und
rettete sich mit einem verzweifelten Satz in den Qualm. Irgendwo
gellte plötzlich eine Pfeife. Stav atmete auf. Thurell hatte es
geschafft. Er hörte ihn Befehle schreien. Um ihn herum war es
plötzlich still bis auf das häßliche Knistern der
Wand, die unter der Wirkung seiner Blastersalve langsam zerschmolz.
Das Trampeln schwerer Schritte kam durch den Rauch auf ihn zu.
»Hier«, ächzte er. »Thurell, hier ...!«
Der Schmerz im Hinterkopf brachte ihn fast um den Verstand. Jemand
packte ihn unter den Armen und half ihm auf die Beine. Er ließ
es willenlos geschehen. Er merkte, daß die Luft ringsum reiner
wurde. Der Qualm blieb zurück. Sonne schien ihm ins Gesicht. Er
holte tief Atem und zwang das Gefühl würgender Übelkeit
nieder.
Thurell Franz tauchte plötzlich auf.
»Was ist los?« keuchte Stav. »Habt ihr Leven und
seine Leute?«
Thurell schüttelte wortlos den Kopf.
»Ihr Hornochsen!« tobte Stav. »Hinter ihnen her,
los! Seht zu, daß ihr sie beim Kragen nehmt!«
Der Wutanfall schwächte ihn von neuem. Er ließ sich auf
den Boden fallen und verbrachte die nächsten Minuten in einer
Art Dämmerzustand, in
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