PR TB 039 Bomben Auf Karson
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einige Freiheit in seiner Handlungsweise. Er fand Leven in seinem
Arbeitszimmer hinter dem mächtigen Schreibtisch sitzen.
Leven sprang in die Höhe, als er den Besucher erkannte.
»Von allen dreisten, unverschämten Flegeleien ist das
hier die . ..«
»Keine Beleidigung«, schnappte Stav. »Ich bin in
amtlicher Angelegenheit hier.«
Er studierte Leven aufmerksam, aber der große,
breitschultrige Mann hatte sich in der Gewalt. Seine Reaktion bestand
aus ungläubigem Erstaunen.
»Amtlich?« fragte er. »Wie komme ich zu der
Ehre?«
Stav wartete, bis die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte,
dann ließ er sich unaufgefordert in einem der bequemsten Sessel
nieder. Der Gedanke schoß ihm durch den Kopf, daß
Derringer vielleicht in demselben Sessel gesessen hatte, bevor Leven
ihn .. . nun, was er auch immer mit ihm getan hatte.
»Ich will wissen, was Sie mit Derringer gemacht haben«,
erklärte Stav.
Rich Leven setzte sich. Er tat es so zögernd, daß Stav
den Eindruck bekam, er wolle Zeit zum Nachdenken gewinnen.
»Das ist ohne Zweifel wieder einer von Ihren lächerlichen
Anschlägen gegen meine Person«, antwortete er schließlich.
»Ich habe Derringer hier empfangen und mich eine Zeitlang mit
ihm unterhalten. Es ging um geschäftliche Dinge. Wir konnten
leider zu keiner Einigung kommen. Ich brachte ihn selbst zur Tür
und sah ihn fortfahren. Das war alles, was ich mit ihm getan habe.«
Stav triumphierte. Rich Leven war seiner Sache nicht sicher, sonst
hätte er nicht so ausführlich geantwortet. Für Stav
war diese Erkenntnis von Bedeutung. Er richtete seine Taktik danach
ein. Er wollte Leven in Sicherheit wiegen, bis es an der Zeit war, zu
dem Schlag auszuholen, der ihn aus dem Gleichgewicht werfen mußte.
»Hören Sie zu, Leven«, begann er in leutseligem,
beinahe freundschaftlichem Tonfall, »wir beide, Sie und ich,
wissen ganz genau, daß Stoke Derringer Ihnen aus irgendeinem
Grund in die Quere gekommen ist. Sie mußten ihn aus dem Weg
schaffen, denn hier auf KARSON ist Konkurrenz tödlich. Schön,
ich kümmere mich nicht darum.« Leven wollte etwas
einwenden, aber Stav brachte ihn mit einer beruhigenden Handbewegung
zum Schweigen. »Vor mir sind Sie sicher, Leven, will ich damit
sagen.
Aber«, er machte eine genau abgemessene Pause, »die
Bevölkerung ist auf den Beinen. Jedermann weiß, daß
Stoke Derringer nach einem Besuch in Ihrem Haus nicht mehr
auftauchte. Die wildesten Gerüchte gehen um. Ich muß den
Leuten eine Erklärung geben. Ich muß ihnen plausibel
machen, warum Derringer plötzlich nirgendwo mehr zu sehen ist.
Sonst, Leven, rotten sich die Leute zusammen und rennen Ihnen das
Haus ein, um die Wahrheit herauszufinden.«
Leven nickte nachdenklich vor sich hin.
»Sie tun das also, um mich zu schützen?« fragte
er schließlich.
»Ja«, antwortete Stav. »Sie haben's erfaßt.«
Rich Leven stand auf. Auf seinem Gesicht lag ein hämisches
Grinsen.
»Vielen Dank für die Fürsorge, Herr Präsident«,
lachte er spöttisch. »Aber ich brauche sie nicht.
Derringer hat mein Haus unversehrt verlassen. Wenn die Leute kommen,
um die Wahrheit zu erfahren, werde ich ihnen das sagen. Und sie
werden mir glauben. Stav, Sie sind ein Narr. Ich weiß ganz
genau, daß niemand in der Stadt sich den Kopf über
Derringer zerbricht. Die Leute haben ganz andere Sorgen. Wenn Sie
mich ausholen wollen, müssen Sie sich einen besseren Trick
ausdenken. Und jetzt lassen Sie mich gefälligst in Ruhe.«
Stav blieb sitzen. Jetzt, dachte er. Jetzt ist der richtige
Augenblick.
»Sie hatten die Wahl, Leven«, sagte er leichthin. »Alo
Perritt sitzt in einer Gefängniszelle, und da Sie mir die
Auskunft verweigern, werde ich ihn ausfragen.« Er stand auf.
»Und glauben Sie mir — Alo Perritt besitzt eine Reihe
erstaunlicher Fähigkeiten, aber Standhaftigkeit beim Verhör
gehört nicht dazu.«
Es war ihm ein Vergnügen, Leven zu beobachten. Die Grimasse
der Überheblichkeit löste sich auf und verschwand. Wie
unter einer Maske kam tiefe Bestürzung zum Vorschein.
Levens Mund öffnete und schloß sich in einem
vergeblichen Versuch zu sprechen. Was er schließlich
hervorbrachte, war:
»Sie können ... Sie haben ... Sie können Perritt
nicht so einfach einsperren! Sie haben kein Recht!«
Stav winkte verächtlich ab.
»Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Sie haben
jetzt andere Sorgen.«
Er tat so, als wollte er zur Tür gehen. Er hatte die rechte
Hand in der Jackentasche, wo er den Blaster trug.
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